Mit der Verpflichtung von Ivica Olic setzen die Bayern ihre neue Transferpolitik fort. Der Kroate ist günstig, hat aber genügend Qualität, um kein zweiter Fall Podolski zu werden.
Wenn in Kroatien der Name Davor fällt, flippt das fußballbegeisterte Land am Balkan aus. Davor Suker ist für die Kroaten das, was Diego Maradona für Argentinien, Pele für Brasilien oder Hans Krankl für Österreich sind: Helden, Heilige, göttliche Wesen.
1998 schoss Davor Suker Kroatien bei der WM in Frankreich auf den 3. Platz. Seitdem geht für "Kockasti" (Die Karierten) mit Ausnahme des EM-Viertelfinaleinzugs 2008 nicht mehr viel bei Großveranstaltungen, Typen wie Suker, Boban oder Prosinecki wachsen in Kroatien nicht auf den Bäumen.
Vertrag bei Bayern das i-Tüpfelchen
Doch Kroatien hat einen neuen Star: Ivica Olic. Der 29-Jährige wird ab Sommer 2009 für den FC Bayern München auf Torejagd gehen und darauf ist man in Kroatien mächtig stolz.
"Es ist eine große Auszeichnung für einen kroatischen Spieler, wenn er zu einem Topklub in Europa wechselt. Das wird in der Heimat gerne gesehen", sagt Niko Kovac, langjähriger Kapitän der kroatischen Nationalelf und zwischen 2001 und 2003 selbst Spieler des FC Bayern.
Olic, der sich derzeit mit dem Hamburger SV wie die Bayern in Dubai auf die Rückrunde vorbereitet, hat lange mit sich gerungen, das Für und Wider abgeklopft und sich letztlich für die Bayern entschieden.
"Es ist der letzte große Vertrag in meiner Karriere. Das i-Tüpfelchen meiner Laufbahn. Und die sportliche Herausforderung mit der Teilnahme an der Champions League lockt mich schon sehr", sagte der 29-Jährige der "Bild am Sonntag".
Suker traut Olic viel zu
Olic ist von seinen Qualitäten überzeugt und hat prominente Fürsprecher. "Er ist eine echte Verstärkung. Die Bayern dürfen sich auf Ivica freuen, er wird seine Tore machen", sagt sein großes Vorbild Davor Suker zu SPOX.
Dafür muss Olic aber erstmal spielen. Die Konkurrenz im Angriff scheint übermächtig. Miroslav Klose und Luca Toni sind bei Trainer Jürgen Klinsmann gesetzt und daran wird sich in absehbarer Zeit wohl auch nichts ändern.
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Lukas Podolski, immerhin 60-facher Nationalspieler und einst Klinsmanns liebstes Kind bei der Nationalmannschaft, versucht seit 17 Monaten vergeblich, einen der beiden langfristig zu verdrängen. Mit ihm wird sich Olic nicht messen müssen, Poldi wird München spätestens im Sommer verlassen.
Olic kein Podolski
Winter-Neuzugang Landon Donovan muss bis 15. März seine Bayern-Tauglichkeit erst einmal beweisen, so lange läuft das Ausleihgeschäft mit Los Angeles Galaxy.
Olic trauen Klinsmann und die Bayern-Bosse dies in jedem Fall zu, sonst würden sie ihm kaum 4,5 Millionen Euro im Jahr überweisen. Sie trauen Olic das zu, was Podolski nie gelungen ist: Eine echte Alternative zu Toni und Klose zu werden. Sie trauen ihm zu, die "zwei Platzhirsche" (Klinsmann) unter Druck zu setzen, egal ob Olic 90 oder fünf Minuten spielt.
Bei Podolski hatte man nie den Eindruck, als würde er sein letztes Hemd für die Bayern geben. Olic ist ein anderer Typ. Weniger in sich gekehrt, stattdessen dynamisch, aggressiv, risikobereit.
Mit seiner zwar technisch überschaubaren, teilweise drolligen, aber stets engagierten Art, Fußball zu spielen, hat Olic die Herzen der HSV-Fans erobert. Olic liebt das Laufspiel, in den Statistiken belegt er dort Spitzenplätze.
Bayerns neue Transferpolitik
60 Ligatore hat er in den letzten fünf Jahren für ZSKA Moskau und den HSV erzielt, darunter so atemberaubende wie das 2:1 gegen Werder Bremen am 14. Spieltag der laufenden Saison, als er den Ball vom rechten Strafraumeck ins linke Kreuzeck wuchtete.
Mit der Verpflichtung des Kroaten setzen die Bayern ihre neue Strategie bei der Transferpolitik fort: Anständige Qualität zu vernünftigen Preisen.
Tim Borowski kam im Sommer 2008 ablösefrei aus Bremen und schoss in der Hinrunde einige wichtige Tore für die Bayern. Auch für Olic, dessen Marktwert bei zwölf Millionen Euro liegt, ist kein Cent Ablöse fällig. Der Bayern-Kader wird gezielt verstärkt, hohe Ablösesummen für Durchschnittsware wie Jose Ernesto Sosa (zehn Millionen) oder Breno (zwölf Millionen) werden aber nicht mehr bezahlt.
Qualität auf der Bank
Mit Spielern wie Borowski, Olic oder Hamit Altintop, die allesamt über reichlich Erfahrung in internationalen Wettbewerben auf Klub- und Länderebene verfügen, haben die Bayern die Positionen 12 bis 14 erstklassig besetzt. Klinsmann hat seine Stammformation, doch mittlerweile sitzt genügend Qualität auf der Bank.
Noch spielt Olic in Hamburg und das wird er auch bis Saisonende, wenngleich Trainer Martin Jol einen vorzeitigen Wechsel seines Stürmers nach München noch nicht kategorisch ausschließen wollte.
Mit Toren für den FC Bayern kann er ab August dafür sorgen, dass in Kroatien nicht nur Suker vergöttert wird, wenn der Name Davor fällt. Olic ist zufällig in der kroatischen Gemeinde Davor geboren.