Mit Franck Ribery, Arjen Robben und Rafinha verlassen bereits drei Spieler den FC Bayern sicher am Saisonende. Wer könnte ihnen folgen?
SPOX und Goal nehmen die Wackelkandidaten beim Rekordmeister genauer unter die Lupe und erläutern, wie es in den nächsten Wochen mit ihnen weitergeht.
James Rodriguez (27, Leihe bis zum 30. Juni 2019)
Obwohl Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seinen Spielstil mag und er in der Mannschaft gut ankommt, geht die Tendenz bei James in Richtung Abschied. Bis zum 15. Juni hat die Vereinsführung Zeit, sich zu entscheiden, ob sie die Kaufoption in Höhe von 42 Millionen Euro für den von Real Madrid ausgeliehenen Mittelfeldspieler ziehen oder nicht. Diese Zeit wollen sie sich trotz anders lautender Meldungen aus Spanien noch nehmen - wohl auch, um sicherzustellen, wer die Mannschaft ab der neuen Saison trainiert.
Fakt ist: Der noch bei den Münchnern unter Vertrag stehende Niko Kovac ist kein großer Freund des Linksfußes. James nahm bis auf ein Zwischenhoch im Frühjahr keine wichtige Rolle unter Kovac ein, beendete die Bundesliga-Saison mit nur 20 Einsätzen (sieben Tore und vier Vorlagen) sowie persönlichen, auch Verletzungen geschuldeten Enttäuschungen. Dass er hin und wieder zu spät zum Training kam, kostete den 27-Jährigen zudem einige Sympathiepunkte bei den Verantwortlichen.
"Es gibt noch keine Entscheidung", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach dem 5:1 gegen Eintracht Frankfurt über James' Zukunft. "Wir werden das nach dem Pokalfinale diskutieren." Nicht auszuschließen, dass sich der vor allem in Italien umworbene Kolumbianer leise durch die Hintertür verabschiedet. Er laboriert nämlich schon seit mehreren Wochen an Wadenproblemen und ist somit auch für das Duell mit RB Leipzig am kommenden Samstag fraglich. James wäre wohl nur von einem Verbleib an der Isar zu überzeugen, wenn ein neuer Trainer käme, der ihm umgehend sein uneingeschränktes Vertrauen aussprechen würde.
Wechsel-Wahrscheinlichkeit: 70 Prozent.
Renato Sanches (21, Vertrag bis zum 30. Juni 2021)
"Gestern warst du traurig, heute bist du glücklich. Die Dinge im Fußball können sich sehr schnell ändern", sagte Sanches nach der Gala gegen Frankfurt mit einem verschmitzten Lächeln. Der junge Portugiese hatte eine starke Leistung nach seiner Einwechslung für Leon Goretzka in der 37. Minute gezeigt und diese sogar noch mit einem Treffer gekrönt.
"Darauf habe ich lange gewartet und hingearbeitet", meinte der Mittelfeldakteur. Ändern wird das an seinem Schicksal aber vermutlich nichts mehr. "Ich bin jung und will häufiger spielen", verdeutlichte Sanches seinen zuletzt mehrfach geäußerten Wunsch nach mehr Einsatzminuten und kündigte an, er werde sich spätestens nach dem Pokalfinale mit den Verantwortlichen zusammensetzen und nach einer Lösung suchen. Alles läuft auf eine Ausleihe oder einen Verkauf mit Rückkaufoption hinaus. Der französische Meister Paris Saint-Germain und sein Ex-Klub Benfica Lissabon hatten in den vergangenen Monaten Interesse an ihm bekundet.
Sanches ließ auf Nachfrage von SPOX und Goal allerdings durchblicken, dass er kein Problem damit hätte, in der Bundesliga zu bleiben. Vor drei Jahren sei er "noch nicht bereit" für den Wechsel von seiner Heimatstadt Lissabon in ein fremdes Land mit einer fremden Sprache und fremden Kultur gewesen, gab er ohne Umschweife zu. Jetzt aber fühle er sich in Deutschland "wie zuhause" und sei "bereit, zu zeigen, dass ich ein guter Spieler bin".
Wechsel-Wahrscheinlichkeit: 80 Prozent.
Jerome Boateng (30, Vertrag bis zum 30. Juni 2021)
Gedanklich hat sich der einstige Abwehrchef schon länger vom Rekordmeister verabschiedet. Den letzten Beweis dafür lieferte Boateng nach dem Gewinn der Meisterschaft, als er nach 90 Minuten auf der Ersatzbank auf die Ehrenrunde mit seinen Kollegen verzichtete und stattdessen abseits der Feierlichkeiten gedankenversunken mit seinen beiden Töchtern spielte.
Der Weltmeister von 2014 dampfte auch als erster Spieler aus der Allianz Arena ab und erschien nicht zur internen Meisterfeier am Nockherberg. Nach Angaben der Welt war Boateng zu Gast auf einer Hochzeit eines Freundes. Unabhängig davon wurde am Samstag aber deutlich, wie sehr sich Boateng und der FC Bayern mittlerweile entfremdet haben.
Bereits im vergangenen Jahr hatte er mit einem Tapetenwechsel geliebäugelt. Paris Saint-Germain buhlte rege um ihn, der Transfer scheiterte jedoch am Veto seines Arbeitgebers. Allen voran Kovac war es, der sich für den Innenverteidiger stark machte. Im Laufe der Saison rückte aber auch der Trainer von Boateng ab und entschied sich im Abwehrzentrum für Mats Hummels als Partner von Niklas Süle.
In diesem Sommer wird dem gebürtigen Berliner niemand mehr Steine in den Weg legen. Im Gegenteil: Bereits seit März, schreibt die SüddeutscheZeitung, soll sein Abschied vom FCB beschlossene Sache sein. Wohin die Reise geht, ist noch völlig offen. Medienberichten zufolge liegt ihm bisher kein konkretes Angebot vor.
PSG hat keinen zwingenden Handlungsbedarf mehr auf Boatengs Position. An Interesse aus dem englischsprachigen Raum dürfte es jedoch nicht mangeln. Außerdem brachte die italienische Fachzeitschrift Tuttosport kürzlich Juventus als möglichen Abnehmer ins Spiel brachte. So oder so: Für Boateng wird das Kapitel nach 286, im Falle eines Einsatzes im Pokalfinale 287 Partien im FCB-Dress zu Ende gehen.
Wechsel-Wahrscheinlichkeit: 90 Prozent.
Sven Ulreich (30, Vertrag bis zum 30. Juni 2021)
In den ersten Monaten der Saison noch gefühlt weg vom Fenster, profitierte der Ersatztorhüter in der Rückrunde von mehreren Verletzungen seines Konkurrenten Manuel Neuer und kam am Ende immerhin auf zwölf Einsätze. Dementsprechend positiv fiel sein Fazit nach dem Frankfurt-Spiel aus.
"Wenn man lange nicht spielt und dann reinkommt, ist es nicht so einfach. Ich habe es in meinen Spielen gut gemacht und souverän gelöst, die Mannschaft hat mir gut geholfen. Ich bin zufrieden, wie es gelaufen ist. Auf dem Platz zu stehen, wenn wir Meister werden, ist ein schönes Erlebnis", sagte Ulreich im Mixed-Zone-Gespräch mit den Journalisten.
Fragt sich nur, ob der Schwabe sich weiterhin damit zufrieden gibt, langfristig die zweite Geige hinter Neuer zu spielen. Entweder er geht das Risiko ein, auf weitere Ausfälle von Neuer zu spekulieren, oder er sucht sich einen Klub, bei dem er regelmäßig zwischen den Pfosten steht. Die Tendenz geht aktuell klar zu Letzterem, weil er und seine Familie sich in München wohl fühlen und sein Arbeitgeber im Werben um Schalkes Super-Talent Alexander Nübel nicht in die Offensive geht.
Wechsel-Wahrscheinlichkeit: 30 Prozent.
Marco Friedl (21, Vertrag bis zum 30. Juni 2021)
Der österreichische Nationalspieler kehrt nach eineinhalb mehr oder weniger erfolgreichen Jahren im grün-weißen Trikot von der Weser an die Isar zurück. Dort wird er aber nicht bleiben. Werder Bremen arbeitet an einer festen Verpflichtung des Abwehrspielers, der die Saison trotz seiner Vielseitigkeit mit nur 652 Einsatzminuten abschloss.
"Wir nähern uns an. Die Entfernung Bremen-München ist ein bisschen weiter, da dauert es ein bisschen länger, bis man zusammen kommt. Aber wir sind optimistisch, dass wir da eine Lösung finden können", sagte Werders Sportchef Frank Baumann Anfang Mai über den Plan mit dem Bayern-Eigengewächs. "Marco spürt hier das Vertrauen des Trainerteams und fühlt sich wohl."
In München finden sie nach dem Transfer von Lucas Hernandez wohl ohnehin keine Verwendung mehr für den gelernten Linksverteidiger. Bremens Coach Florian Kohfeldt kündigte dagegen bereits an, Friedl fördern zu wollen. Der 21-Jährige verfüge über "Geschwindigkeit" und "Passstärke" und habe dadurch "realistische Chancen, sich bei uns in der nächsten Saison zum Stammspieler zu entwickeln", so Kohfeldt.
Wechsel-Wahrscheinlichkeit: 90 Prozent.