18 Tore für Schalke 04 waren nicht genug: Wie der DFB am Montag bekanntgab, verzichtet Bundestrainer Joachim Löw bei der WM in Südafrika auf Angreifer Kevin Kuranyi.
Joachim Löw verzichtet auf die Nominierung des Schalker Angreifers Kevin Kuranyi in den Kader der deutschen Nationalmannschaft für die WM 2010 in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli). Dies teilte der Bundestrainer dem 28 Jahre alten Stürmer am Montag in einem Telefonat mit.
Vor der Heim-WM 2006 war Kuranyi vom damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann ebenfalls nicht berücksichtigt worden. "Dieser Traum ist jetzt bereits zum zweiten Mal geplatzt. Deshalb ist es klar, dass mich diese Entscheidung sehr traurig macht", teilte der S04-Torjäger auf seiner Homepage mit.
"Charakterlich einwandfrei"
Der Bundestrainer begründete seine Entscheidung: "Der disziplinarische Vorfall im Oktober 2008 hat für mich letztlich keine Rolle mehr gespielt. Denn es wäre für uns kein Problem gewesen, ihm trotzdem in der Nationalmannschaft eine neue Chance zu geben. Bei allen Überlegungen in unserem Trainerteam sind wir jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass wir taktisch und personell andere Vorstellungen für die Zusammenstellung des WM-Aufgebots haben. Dies habe ich heute mit Kevin, der eine starke Saison gespielt hat und den ich für einen charakterlich einwandfreien Profi halte, in aller Offenheit erörtert."
Mitte April hatte der Nationalcoach nach einer dreitägigen Tagung seines Trainerstabs in Baiersbronn den Fall Kuranyi noch vertagt.
Magath: "Beurteile die Entscheidung nicht"
"Es war doch im Grunde klar, dass Löw so entscheiden würde. Warum hätte man sich sonst nach 30 Spieltagen zusammengesetzt und darüber diskutiert, ihn mitzunehmen, und sich dann doch wieder auf das Saisonende vertagt", sagte Schalkes Trainer Felix Magath der "Welt".
Und Magath weiter: "Jeder Trainer muss seine Entscheidungen allein treffen. Darum beurteile ich diese Entscheidung von Löw nicht. Jeder hat sie zu akzeptieren."
Kuranyi ergänzte auf seiner Internetseite: "Ich weiß, dass ich damals Mist gebaut habe, als ich gegen Russland das Stadion in der Halbzeit verlassen habe. Deshalb habe ich mich persönlich und öffentlich dafür entschuldigt. Und ich habe auch sportlich in dieser Saison alles gegeben. Leider hat das nicht gereicht. Aber das ist eine Entscheidung des Bundestrainers, die ich akzeptiere und respektiere. Natürlich wünsche ich dem Trainer und der Mannschaft das Beste für Südafrika. Und ich werde wie jeder Fan vor dem Fernseher die Daumen drücken."
18 Bundesliga-Tore für Schalke 04
Der 28-jährige Kuranyi hat in dieser Saison für die Königsblauen bislang 18 Bundesliga-Saisontore erzielt. In den letzten Wochen und Monaten hatten sich viele Experten für ein Comeback des ehemaligen Stuttgarters ausgesprochen, der von Löw im Oktober 2008 aus der Auswahl des DFB geworfen worden war.
Kuranyi hatte aus Frust über seine Nichtberücksichtigung für das WM-Qualifikationsspiel in Dortmund gegen Russland (2:1) das DFB-Team eigenmächtig verlassen.
Bei der Nominierung des WM-Kaders am kommenden Donnerstag (6. Mai) um 12.00 Uhr im Mercedes-Benz-Museum Stuttgart wird Löw zunächst ein erweitertes Aufgebot bekannt geben.
Die Entscheidung, welche 23 Spieler endgültig für das Turnier in Südafrika nominiert werden, fällt Löw dann mit Ablauf der FIFA-Meldefrist am 1. Juni während des Trainingslagers in Südtirol.
Mehrere Leistungsträger stoßen verspätet nach
Für das Benefiz-Länderspiel gegen Malta am 13. Mai in Aachen wird Löw neben den WM-Kandidaten mehrere Perspektivspieler aus der U21 nominieren, teilte der DFB mit.
Denn zu diesem Zeitpunkt stehen Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack sowie die Spieler von Bayern München und von Werder Bremen nicht zur Verfügung, da sie am 15. Mai mit ihren Vereinen in England und Deutschland jeweils das Pokalfinale bestreiten.
Ballack und die Werder-Akteure reisen danach in das Regenerations-Trainingslager des WM-Kaders auf Sizilien. Die Spieler des FC Bayern treffen nach dem für den 22. Mai terminierten Champions League-Finale gegen Inter Mailand in Madrid am 24. Mai 2010 in Südtirol ein.