Der Einfachheit halber

Florian Schimak
19. August 201323:22
Jonas Hofmann erzielte gegen Eintracht Braunschweig in der 75. Minute sein erstes Bundesligatorgetty
Werbung
Werbung

Der BVB tut sich in der Offensive derzeit noch schwer. Ein wenig zu kompliziert wirkt das Spiel in vorderster Front. Dabei hat Borussia Dortmund einen Spieler im Kader, der die Einfachheit nicht nur im Namen trägt: Jonas Hofmann. Der 21-Jährige avancierte in den ersten Spielen zum Top-Joker.

Borussia Dortmund ist nach drei Pflichtspielen in der Saison noch ungeschlagen und hat neun Treffer erzielt. Statistisch passt es also. Aber so wirklich prickelnd läuft es gerade in der Offensive beim Champions-League-Finalisten noch nicht.

Im DFB-Pokal gegen Wilhelmshaven und auch am Sonntag gegen Aufsteiger Eintracht Braunschweig tat man sich lange Zeit schwer, die gut organisierte Defensive des Gegners zu knacken. In der letzten Woche gegen den FC Augsburg wurde das Ergebnis erst deutlich, als bei der Weinzierl-Truppe zum Ende hin die Kräfte ausgingen und das aggressive Pressing nicht mehr umgesetzt werden konnte. SPOX

Wenn man die Startaufstellung des BVB vom Sonntag durchgeht, kann man durchaus über die Namen Jakub Blaszczykowski, Pierre-Emerick Aubameyang und Hendrikh Mkhitaryan stolpern. Rein phonetisch. Der Pole ist jetzt kein Neuling in diesem Gebiet - nicht umsonst nennt man ihn der Einfachheit halber Kuba. An die beiden Neuzugänge aber muss man sich erst gewöhnen.

Wunderbar einfach - Einfach wunderbar

Etwas kompliziert wirken daher nicht nur die Namen der Dortmunder Offensive, sondern auch hin und wieder das Treiben der Neuzugänge in vorderster Front. Im Vergleich dazu klingt Jonas Hofmann so wunderbar einfach. So einfach wie auch sein Spiel.

In allen drei Partien fiel auf, dass die Dortmunder auf die durchaus unterschiedlichen Taktiken der Gegner selten eine passende Antwort hatten. Einzig Hofmann war es, der nach seinen Einwechslungen stets die richtigen, weil einfachen Entscheidungen parat hatte.

Gegen Wilhelmshaven und gegen Braunschweig war jeweils er der Dosenöffner. "Es war mir klar, dass er für Bewegung sorgt. Ich habe ihm gesagt, wir brauchen einen Mittelfeldspieler, der mitspielt und nicht nur auf die Bälle wartet", sagte Jürgen Klopp am Sonntag nach dem Spiel gegen den Aufsteiger.

68 Minuten lang versuchten sich die Neuzugänge gegen die Niedersachsen. Mkhitaryan ließ seine Klasse nach vierwöchiger Verletzungspause einige Male aufblitzen. Den entscheidenden Pass aber brachte auch er nicht an den Mann, da Braunschweig das Zentrum sehr gut dicht machte und den Armenier so kaum zur Entfaltung kommen ließ.

Hofmann formt den kleinen Tornado

Aubameyang fand, wie Blaszczykowski auch, an diesem Tag wenig Bindung zum Spiel und tauchte nur ein einziges Mal gefährlich vor dem Braunschweiger Tor auf. Bis zur Einwechslung von Marco Reus fiel Borussia Dortmund wenig ein. Der Nationalspieler brachte noch einmal frischen Wind, den Hofmann dann letztendlich zu einem kleinen Tornado formte.

In dieser Saison wird es häufiger solche Spiele geben, in denen sich der Gegner um den eigenen Strafraum verschanzt. Für solche Fälle ist es für Klopp natürlich gut zu wissen, einen Spieler wie Hofmann auf der Bank zu haben. Der Youngster entwickelt sich in den ersten Wochen der neuen Saison zum Top-Joker des BVB, da er neue und einfachere Komponenten in das Spiel der Borussia einbringt.

Für das schnelle Umschaltspiel, das Dortmund in den letzten Jahren fast bis zur Perfektion beherrschte, sind Leute wie Reus oder Aubameyang prädestiniert. Hofmann ist ein anderer Spielertyp. Er ist ein Spieler, der Bälle fordert und eher kurz kommt, als den Weg in die Spitze zu suchen. Ein Mittelfeldspieler eben.

Erinnerungen an Götze werden wach

"Mir liegen eigentlich alle drei Offensivpositionen, also auch links oder zentral hinter der Spitze. Wir wechseln ja auch während der Spiele häufig durch, so dass sich das gut kombiniert", sagte er im SPOX-Interview während des Trainingslagers im Sommer.

Jonas Hofmann im SPOX-Interview: "In Hoffenheim war ich noch ein Spargeltarzan"

Von dem äußeren Erscheinungsbild erinnert Hofmann ein wenig an Mario Götze und es scheint, als könne er irgendwann einmal die Rolle des ehemaligen Fan-Lieblings der Borussia einnehmen - sowohl auf dem Platz als auch darüber hinaus. Der Nationalspieler beherrschte es in den letzten Jahren wie kein Zweiter bei der Borussia auf engstem Raum den Ball zu behaupten und auch gegen tiefstehende Gegner die Lücke zu finden. Eben das, was dem BVB bisher noch fehlt.

Diese Qualität aber bringt Hofmann mit. Vor dem 1:0 ließ er sich fallen, forderte den Ball, spielte mit Mats Hummels einen einfachen Doppelpass und vollendete mit ein wenig Glück im Abschluss zum siegbringenden Treffer.

"Das erste Bundesligator direkt vor der Südtribüne zu erzielen, ist natürlich das Geilste, was passieren kann. Umso schöner macht das Tor dann auch noch, dass es so wichtig war", sagte Hofmann euphorisiert. Den Elfmeter vor dem 2:0 holte der gebürtige Heidelberger raus, weil er mit aller Entschlossenheit in den Zweikampf gegen Bicakcic ging - ob der Strafstoß am Ende eindeutig war oder nicht, sei einmal dahingestellt. Mit dieser Aktion aber avancierte Hofmann schließlich zum spielentscheidenden Mann.

"Ich soll einfach nur Spaß haben"

Groß motivieren musste Klopp sein Talent vor der Einwechslung nicht. Auch wenn die Bilder den Eindruck vermittelten, dass der emotionale Coach seinen Lehrling besonders heiß machen wollte. "Der Trainer hat mir kurz vor der Einwechslung gesagt, dass ich einfach Spaß haben soll", so die nüchterne Ansage von Hofmann nach dem Spiel.

Als er eine Woche zuvor gegen den FCA spät eingewechselt wurde, war die Partie dank dreier Tore von Aubameyang bereits entschieden - Lewandowskis 4:0 aber bereitete der 21-Jährige trotzdem noch vor. Damit hat er in jedem Pflichtspiel bisher mindestens einen Scorerpunkt erzielt. Jeweils nach der Einwechslung.

Bereits in der letzten Saison zeigte Hofmann seine Qualitäten, stand zum Ende der Saison bereits zwei Mal in der Bundesliga-Startelf und konnte dort bereits einen Assist verbuchen. So wichtig wie in den ersten Spielen der noch jungen Saison aber war der 21-Jährige für den BVB noch nie.

"Du bleibst schön hier"

Sein Vertrag läuft noch bis 2015. Die Fähigkeiten des Talents sind auch anderen Teams natürlich nicht verborgen geblieben. "Es hat auch schon ein paar Anfragen gegeben, weil andere Vereine ja auch nicht blind sind, aber wir haben gesagt: Du bleibst schön hier", sagte Klopp.

Seine Qualitäten als Joker hat er unter Beweis gestellt. Auf die Frage nach einem Platz in der Startelf reagiert der Rechtsfuß noch zurückhaltend: "Dass es Zeit für mich ist für die Startelf, das will ich nicht sagen. Ich will mich im rechten Mittelfeld etablieren. Wenn es zeitnah mit der ersten Elf klappt, freue ich mich. Aber ich bin keiner, der sich dem Trainer gegenüber aufdrängt. Doch jetzt arbeite ich erst einmal an der Vorbereitung für Bremen."

Wenn Hofmann das Spiel der Schwarz-Gelben weiterhin derart bereichert, dürften Einsätze in der Startelf aber bald folgen. Ganz einfach.

Jonas Hofmann im Steckbrief