Die FIFA hat hart durchgegriffen und den kroatischen Nationalspieler Josip Simunic nach einem faschistischen Gruß für zehn Spiele gesperrt. In seinem Heimatland bekam der ehemalige Bundesligaspieler dennoch große Unterstützung.
Von öffentlichen Äußerungen hatte Josip Simunic anscheinend erst einmal genug. Nachdem der kroatische Nationalspieler am Montag vom Weltverband wegen eines faschistischen Grußes für zehn Spiele und damit auch für die WM in Brasilien gesperrt worden war, sah sich der schockierte ehemalige Bundesligaprofi zu einer Stellungnahme nicht in der Lage.
"Ich habe mit ihm gesprochen. Josip hat mir gesagt, dass er verbittert und enttäuscht ist. Keinesfalls hat er so eine Strafe erwartet", sagte Damir Vrbanovic, Vize-Präsident des kroatischen Verbandes HNS. Und tatsächlich hatten wohl die wenigsten Beobachter mit einer solchen Entscheidung der FIFA gerechnet. Doch der Weltverband griff durch und erklärte den Innenverteidiger von Dinamo Zagreb wegen "Anstiftung zur Fremdenfeindlichkeit" unmissverständlich zur Persona non grata in Brasilien.
Verband legt Einspruch ein
Zwar kündigte der Verband an, Einspruch gegen die Sperre einzulegen, doch an eine Begnadigung des 35-Jährigen glauben selbst die Verbandsoffiziellen nicht: Die Krönung seiner Karriere wird ausfallen. Simunic hatte nach der erfolgreichen WM-Qualifikation über das Stadion-Mikrofon die Parole "Za Dom - Spremni!" gerufen. Der umstrittene Ustascha-Gruß heißt übersetzt: "Für die Heimat - bereit!"
Die Ustascha war ein 1929 gegründeter Zusammenschluss kroatischer Nationalisten, der sich zu einer faschistischen Bewegung entwickelte. "Die Strafe hat mich schockiert. Es ist schwer für mich, darüber zu sprechen", sagte der ehemalige Schalker Profi Ivan Rakitic."Gnadenlose FIFA", kommentierte die kroatische Tageszeitung "Vecernji List", ähnlich kommentierte auch das Konkurrenzblatt "Jutarnji List": "Ein brutales Urteil. Das traurige Ende eines großen Spielers. Die WM in Brasilien sollte die Krönung seiner Karriere sein."
Auch Nationalmannschaftskollege Ivica Olic vom VfL Wolfsburg hat sich überrascht über die lange Sperre seines Landsmanns Josip Simunic gezeigt. "So viel habe ich nicht erwartet. Es tut mir sehr leid für ihn, die WM war sein großes Ziel", sagte der 34-Jährige am Dienstag: "Zehn Spiele sind zu viel. Aber bei allem über zwei Spiele wäre er nicht dabei gewesen."
Rückendeckung erhielt Simunic auch im Internet, eine entsprechende Gruppe unterstützten bei Facebook mehr als 160.000 Menschen. "Ganz Kroatien steht hinter dir", hieß es dort - gefolgt von dem umstrittenen Gruß.
Diskreditierung des kroatischen Fußballs
Aber es gab auch kritische Stimmen. "Noch ein Zwischenfall, der Kroatien und den kroatischen Fußball diskreditiert", betonte die Zeitung Slobodna Dalmacija und verwies auf mehrere zurückliegende Vorfälle in heimischen Fußballstadien, in denen ebenfalls der Gruß gesungen wurde.
Zudem gab es für den ehemaligen Spieler von Hertha BSC, dem Hamburger SV und von 1899 Hoffenheim auch eine Menge Spott. So bemühten viele Kommentatoren ein Wortspiel und freuten sich über die Sperre: Simunic sei nun wirklich im wahrsten Sinne des Wortes "für die Heimat bereit".
Keine Reaktion gab es vom kroatischen Verbandschef und nationalen Fußball-Idol Davor Suker. Gleich mehrere Medien holten erneut einige brisante Bilder aus dem Archiv. Vor drei Jahren hatte das Onlineportal "index.hr" Fotos des ehemaligen WM-Torschützenkönigs veröffentlicht, die ihn 1996 vor dem Grab des Ustascha-Führers Ante Pavelic zeigen.
Griechischer Verband reagierte härter
Deutlich drastischer hatte der griechische Fußballverband EPO im März 2013 reagiert. Damals hatte der U21-Nationalspieler Giorgos Katidis nach einem Tor für seinen Klub AEK Athen den Hitlergruß gezeigt. Die EPO sperrte Katidis daraufhin lebenslang für alle Nationalmannschaften, einer Bestrafung durch seinen Verein kam der Spieler zuvor: er kündigte. Mittlerweile steht Katidis beim italienischen Zweitligisten Novara Calcio unter Vertrag.
Auch der italienische Ex-Profi Paolo di Canio machte immer wieder mit faschistischen Gesten von sich reden. Eine ähnliche Strafe wie für Simunic bekam er jedoch nicht - auch nicht von der FIFA.
Josip Simunic im Steckbrief