Kleine Brötchen, große Möglichkeiten

Marco Nehmer
07. August 201418:12
Von Yuya Osako wird beim Effzeh einiges erwartetgetty
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Der 1. FC Köln will sich endlich wieder dauerhaft in der Bundesliga festsetzen. Dafür wurde die Kaderplanung frühzeitig abgeschlossen, mit Kevin Vogt, Tomas Kalas und Yuya Osako potenzielle Stammspieler verpflichtet. Der Japaner erweitert die taktische Bandbreite der Geißböcke, bei denen der vermeintliche Star kämpfen muss. Der 1. FC Köln in der Kaderanalyse.

Tor: Das Juwel und der Loyale

Zugänge: -

Abgänge: -

Die Situation: Zwischen den Pfosten ist beim FC alles klar: Timo Horn geht als unumstrittene Nummer eins in die Spielzeit - zugleich wird es seine erste in der der Bundesliga, doch der erfolgreiche Sprung in die Eliteklasse wird dem 21-Jährigen von allen Seiten zugetraut. Der talentierte Schlussmann kassierte in 32 Spielen in der vergangenen Saison lediglich 18 Gegentore - Rekord für die 2. Liga.

Zum Problem könnte für die Kölner Kaderplaner die Vertragssituation beim - durchaus begehrten - Juniorennationalspieler werden. Horn ist zwar noch bis 2016 gebunden, doch Gespräche über eine Verlängerung blockt Horn derzeit ab. Der hochtalentierte 1,92-Meter-Mann will hoch hinaus. Ob ihm der FC dauerhaft die gewünschte Perspektive bieten kann?

"Wichtig wird sein, wie wir uns in der Bundesliga entwickeln, schließlich ist auch für meine persönliche Entwicklung wichtig, auf Topniveau zu spielen", stellt Horn via "Bild" klar. Einen positiven Saisonverlauf - und damit auch eine wahrscheinlicher werdende Verlängerung - kann Horn mit guten Leistungen selbst beeinflussen. Das Zeug zum sicheren Rückhalt in der Bundesliga hat er in jedem Fall.

Als Backup geht Thomas Kessler in die Saison. Der 28-Jährige kommt für den FC sowie St. Pauli auf 31 Bundesligaspiele und ist als erfahrener Rückhalt im zweiten Glied ein wichtiger Faktor für die Mannschaft. Zeichen seiner Loyalität: Kessler schlug ein Angebot von RB Leipzig aus, will dem FC treu bleiben. "Ich bin froh, dass er bleibt", so Trainer Peter Stöger, dem als dritter Torwart der junge Daniel Mesenhöler zur Verfügung steht.

Abwehr: Die Big Four und eine Dampflok

Zugänge: Tomas Kalas (FC Chelsea, Leihe), Dusan Svento (Red Bull Salzburg), Mergim Mavraj (SpVgg Greuther Fürth), Pawel Olkowski (Gornik Zabrze)

Abgänge: Kevin McKenna (Karriereende)

Die Situation: Die Viererkette aus Jonas Hector, Kevin Wimmer, Dominic Maroh und Miso Brecko funktionierte in der Vorsaison hervorragend, ließ insgesamt nur 20 Gegentore zu. Doch das ist kein Grund für die Verantwortlichen um Jörg Schmadtke und Jörg Jakobs, der Defensive einen neuen Anstrich zu verpassen. Frisches Blut fließt in den hinteren Mannschaftsteil.

Aus London kam Tomas Kalas, hoffnungsvolles Chelsea-Talent aus Tschechien. Der 21-Jährige soll im Rheinland Spielpraxis sammeln und weiter reifen - und die Chancen stehen gut, dass Kalas zum Stammspieler avanciert. "Er ist ein wirklich guter Fußballspieler, erkennt Situationen frühzeitig und ist ruhig am Ball", lobt Stöger nach den Test-Eindrücken. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Da mit Mergim Mavraj aus Fürth noch ein zweiter potenzieller Startelf-Kandidat verpflichtet wurde, ist der Konkurrenzkampf im Defensivzentrum voll entbrannt. "Die Qualität ist sehr hoch. Es ist ein offener Schlagabtausch. Jeder hat die Möglichkeit, sich zu beweisen. Es gibt für jeden eine faire Chance, um zu spielen", so Mavraj.

Auf den Außen ist die Situation übersichtlicher, auch wenn für links und rechts je ein Backup verpflichtet wurde. Kapitän Brecko gilt auf rechts als gesetzt, ist einer der dienstältesten Kölner und bei Trainer Stöger angesehen. Doch Neuzugang Pawel Olkowski macht Druck, schlägt gute Flanken und könnte dem Platzhirsch zumindest mittelfristig gefährlich werden.

Auf der linken Seite gestaltete sich die Situation ähnlich - bis sich Neuverpflichtung Dusan Svento den Mittelfuß brach. Der Slowake soll Dauerläufer Jonas Hector entlasten, doch nun muss es der 24-Jährige alleine richten. "Bei ihm gab es in der letzten Saison kein Auf und Ab. Er war auf hohem Niveau stabil. Damit führt er auch die Mannschaft", lobt Schmadtke im "Kölner Stadtanzeiger".

Seite 1: Torhüter und Abwehr

Seite 2: Mittelfeld und Sturm

Mittelfeld: Altbewährtes und ein Kämpfer

Zugänge: Kevin Vogt (FC Augsburg)

Abgänge: Adil Chihi (FC Fulham), Maurice Exslager (Darmstadt 98), Mato Jajalo (HNK Rijeka), Fabian Schnellhardt (MSV Duisburg)

Die Situation: Das Herzstück der Geißböcke steht. Im Mittelfeld hat sich bis auf einige Abgänge nicht viel getan, lediglich mit dem Augsburger Kevin Vogt wurde das Zentrum punktuell hochwertig verstärkt. "Ich glaube, dass die Stammmannschaft der vorigen Saison ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat, wenn die Konkurrenzsituation hochgehalten wird", so Stöger.

Zum Stamm gehörte an der Seite von Matthias Lehmann im vergangenen Jahr auch Yannick Gerhardt. Der 20-jährige Shootingstar profilierte sich als ordnende Hand und Taktgeber - was anderen Klubs nicht verborgen blieb. Benfica bot acht Millionen Euro, nach einigem Zögern entschied sich Gerhardt aber zum Verbleib - ein Erfolg für die Domstädter.

"Mein Ziel ist, wie vor einem Jahr, von Anfang an zur Mannschaft zu gehören", so der Juniorennationalspieler, dem mit Vogt ein fähiger Mann zur Seite gestellt wurde. Der 22-Jährige, für 1,5 Millionen Euro verpflichtet, erhöht die Zweikampfstärke im Zentrum - eine wichtige Komponente im Kampf um den Klassenerhalt. "Er passt fußballerisch und charakterlich außerordentlich gut zu unserer Mannschaft", so Geschäftsführer Schmadtke.

Auf den Außenpositionen herrscht derweil reger Betrieb mit dem mittlerweile fest verpflichteten Slawomir Peszko, Marcel Risse und Kazuki Nagasawa, der derzeit allerdings an einem Innenbandriss laboriert. Auch Svento kann diese Position bekleiden, ebenso wie Daniel Halfar, der im 4-2-3-1 zuletzt stets die erste Option im Offensivzentrum war.

"Es wird im Verlauf der Meisterschaft ständig weitere Veränderungen geben, ohne dass wir permanent durchtauschen wollen. Aber dieses Wechseln hat uns schon in der Vorsaison sehr geholfen", erklärt Stöger.

Sturm: Flexibilität made in Japan

Zugänge: Yuya Osako (1860 München), Simon Zoller (1. FC Kaiserslautern)

Abgänge: -

Die Situation: Der Sturm der Domstädter erhielt im Sommer einen neuen Farbanstrich. Das arrivierte Duo Anthony Ujah und Patrick Helmes bekam mit Simon Zoller und Yuya Osako hochwertige Feuerkraft an die Seite gestellt - die Angriffsreihe kann sich auch im Vergleich mit anderen Bundesligisten durchaus sehen lassen.

Die nackten Zahlen sprechen für den Sturm der vergangenen Saison. Helmes erzielte zwölf Tore, Ujah steuerte elf Treffer bei - 23 der 53 Tore gingen auf das Konto der beiden Angreifer. Doch für das Duo wird es eng. Zoller bewies mit 13 Toren für die Lauterer seine Torgefahr und mit Osako erhält der FC eine neue Komponente im Sturm.

In nur 15 Spielen für die Löwen machte der 24-Jährige auf sich aufmerksam, erzielte sechs Tore und gab drei Vorlagen. "Er ist ein kreativer Spieler, ein intelligenter Fußballer mit guter Technik und er hat für seine Größe ein gutes Timing bei hohen Bällen und im Kopfball", so Stöger über den Japaner.

"Er kann ganz vorne oder dahinter spielen", erläuterte der Österreicher, der zu einem Zwei-Stürmer-System mit Ujah und Osako tendiert ("eine Wunschvariante wäre das schon"), den Neuzugang aber auch als potenziellen Spielmacher sieht: "Wenn möglich, möchte ich dort einen spielerisch starken Mann haben, der die anderen in Position bringen kann."

Bleibt die Frage nach Helmes. Der 30-Jährige, seit jeher vom Pech geplagt, geht wieder einmal nicht verletzungsfrei in die Saison und laboriert derzeit an einem Knorpelschaden. "Er kriegt alle Zeit, die er braucht, um wieder richtig fit zu werden. Aber ich bin mir sicher, dass Patrick noch in der Hinrunde wieder der Alte ist", so Schmadtke in der "Bild". Um einen Stammplatz wird er aber fighten müssen.

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