Der Hessen neue Kleider

Marco Nehmer
09. August 201415:31
Thomas Schaaf kehrt nach einem Jahr Pause wieder in die Bundesliga zurückgetty
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Eintracht Frankfurt steht nach dem Umbruch im Sommer vor einer wegweisenden Saison. Neuer Trainer, neue Spieler, Schlüsselspieler, die den Verein verlassen habe - vieles ist neu in der Mainmetropole. Frankfurt hofft auf das neue Sturmduo - und den Durchbruch des Toptalents.

Tor: Mehr Verantwortung für den Rückhalt

Zugänge: -

Abgänge: Marco Aulbach (Preußen Münster)

Die Situation: In einer für die Eintracht ob der Abgänge ungewissen Saison wird ihm noch mehr Bedeutung und Verantwortung zukommen: Kevin Trapp. Der 24-Jährige ist die unumstrittene Nummer eins in Frankfurt und stellte trotz des angeblichen Interesses von Juventus Turin frühzeitig klar, am Riederwald bleiben zu wollen.

Trapp, seit seinem Wechsel von Kaiserslautern zur SGE Stammtorhüter, weiß um seine neue Rolle. "Klar, ich bin jetzt drei Jahre dabei, habe einen Handbruch, Platz sechs und die Europa League erlebt. Ich habe nichts dagegen, Verantwortung mit zu tragen", so Trapp in "Bild".

Der noch bis 2016 gebundene Schlussmann hat große Qualitäten auf der Linie und soll nach dem Wunsch von Trainer Thomas Schaaf zukünftig auch des Öfteren außerhalb seines Hoheitsgebiets wirken. "Ich soll weiter vorn stehen. Wie Manuel Neuer. Er hat bei der WM gegen Algerien neue Maßstäbe gesetzt. Das war ja unfassbar", so Trapp.

Als Trapp-Backup geht Felix Wiedwald in die Saison. Der frühere Bremer, im letzten Sommer aus Duisburg gekommen, wird bei den Hessen geschätzt und fügt sich der Hackordnung mit Trapp als Torwartprimus ohne Murren. Die Position des dritten Torwarts ist allerdings noch offen, vorerst wurde Yannick Zummack aus der U-19 hochgezogen.

Abwehr: Baustelle eilig geschlossen

Zugänge: Timothy Chandler (1. FC Nürnberg), David Kinsombi (Mainz 05 U-19)

Abgänge: Sebastian Jung (VfL Wolfsburg), Marc-Oliver Kempf (SC Freiburg)

Die Situation: Die Viererkette des Vorjahrs wurde empfindlich gesprengt. Nach 16 Jahren im Verein verließ Sebastian Jung die Eintracht in Richtung Wolfsburg. Der Verlust des unumstrittenen Stammspielers auf der rechten Seite schmerzt, wurde von den Hessen aber frühzeitig mit der Verpflichtung von Timothy Chandler aufgefangen.

Der gebürtige Frankfurter, in der Jugend bei den Hessen ausgebildet und zuletzt in Nürnberg aktiv, soll wie Jung auf der Außenbahn Dampf machen. Auf der anderen Seite hat Bastian Oczipka, nach diversen Verletzungen in der vergangenen Saison wieder hergestellt, wohl leicht die Nase vor seinem Kontrahenten Constant Djakpa.

In der Defensivzentrale bleibt dabei alles beim Alten. Carlos Zambrano ist gesetzt. Der oft impulsive, aber hochveranlagte Peruaner genießt auch unter Schaaf das Vertrauen. An seiner Seite wird Stand jetzt Bamba Anderson verteidigen, der nach den Testspieleindrücken trotz gelegentlicher Wackler und einer generellen Gegentorflut (14 in acht Spielen) wohl Alexander Madlung aus der ersten Elf verdrängt hat.

Situativ könnten auch Marco Russ und Aleksandar Ignjovski in die Defensive rutschen, da das Gedränge im Mittelfeld groß ist, auch wenn der Ex-Bremer Ignjovski von der Verteidigerposition nicht begeistert ist: "Die Sechserposition, das ist mein Lieblingsplatz. Das war schon immer so, und dort sehe ich auch in Frankfurt meine Zukunft."

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Seite 2: Mittelfeld und Sturm

Mittelfeld: Das Zentrum ist tot, lang lebe das Zentrum

Zugänge: Makoto Hasebe (1. FC Nürnberg), Aleksandar Ignjovski (Werder Bremen)

Abgänge: Pirmin Schwegler (1899 Hoffenheim), Sebastian Rode (Bayern München), Tobias Weis (1899 Hoffenheim, Leih-Ende), Tranquillo Barnetta (FC Schalke 04, Leih-Ende), Stephan Schröck (SpVgg Greuther Fürth)

Die Situation: Der Maschinenraum des Frankfurter Spiels musste komplett neu besetzt werden. Pirmin Schwegler zog es zu 1899 Hoffenheim, Sebastian Rode wagte den Sprung zu Bayern München. Das Erfolgsduo der Vergangenheit ist Geschichte - doch trotzdem tummeln sich diverse Anwärter für die Zentrale im Kader, zumal noch ein weiterer kommen soll.

Zwar ist der Weggang der beiden Stützpfeiler nicht eins zu eins zu kompensieren, aber das Angebot an Alternativen ist mit Russ, Ignjovski, Makoto Hasebe (kam aus Nürnberg), Johannes Flum und Martin Lanig weiter üppig. In der Vorbereitung zeichnet sich ab: Lanig könnte neben Neuzugang Hasebe der große Gewinner werden.

"Ich habe schon vergangene Saison die letzten zehn Spiele gemacht, ich fühle mich schon als Stammspieler", so Lanig selbstbewusst. Zunächst scheint Schaaf also auf die Raute zu verzichten und eine Doppelsechs zu implementierten. "Ich muss der Mannschaft Wissen und Sicherheit geben, ich darf sie nicht durcheinander bringen", so Schaaf.

Auf den offensiven Außen ist die Situation indes klarer. Stefan Aigner dürfte gesetzt sein. Auf der anderen Seite betreibt der zuletzt abgemeldete Takashi Inui Eigenwerbung. "Vielleicht hat er letzte Saison zu früh abgehakt. Jetzt sieht man, dass er beim neuen Trainer um eine neue Chance kämpft", so Kollege Russ über den Japaner, der auch als hängende Spitze oder auf der Zehn spielen könnte, ebenso wie Alexander Meier.

Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.comInteressant wird zudem, wie sich Lucas Piazon schlägt. Die Chelsea-Leihgabe kommt mit der Empfehlung von elf Toren und acht Vorlagen für Arnheim in der Eredivisie nach Frankfurt. "Ich kann in der Offensive alle Positionen abdecken. Rechts, links, hängende Spitze - alles ist möglich", so der Brasilianer.

Das Zeug zum Shootingstar hat Marc Stendera. Der 18-Jährige, der im letzten Sommer einen Kreuzbandriss erlitt, ist wieder fit und als amtierender U-19-Europameister voller Tatendrang. "Er ist technisch stark, will die Stürmer in Szene setzen, fordert die Bälle. Ich sehe ihn im Mittelfeld", lobt Schaaf und verrät: "Er weiß, dass er Punkte gemacht hat, das habe ich ihm auch gesagt."

Sturm: Das Talent und der Wandervogel

Zugänge: Nelson Valdez (Al-Jazira Club), Haris Seferovic (Real Sociedad)

Abgänge: Joselu (Hannover 96)

Die Situation: Es war das Dauerthema am Main. Welchen Stürmer würde Bruno Hübner zur SGE lotsen? Viele Namen wurden gehandelt, darunter Nicklas Bendtner und Hugo Almeida. Innerhalb weniger Tage schlug die Eintracht dann doppelt zu und holte Nelson Valdez und Haris Seferovic, die den abgewanderten Joselu ersetzen sollen.

Da Vaclav Kadlec bisher in der Vorbereitung kaum Pluspunkte sammeln konnte, haben die beiden Chancen auf einen Startplatz, auch wenn Schaaf betont: "Was unseren drei Neuen fehlt, ist das Zusammenspiel. Wie sind die Lauf- und Passwege, wann kann ich ins Dribbling gehen und wann nicht - das sind die Fragen, die zurzeit aufgeworfen werden."

Vermutlich wird es nur einer werden, da ein Zwei-Spitzen-System derzeit nicht angedacht ist. Seferovic jedenfalls ist heiß auf Erfolg: "Ich will oben mitspielen, ich will nicht unten sein. Ich bin hungrig." Dem Schweizer WM-Torschützen wird großes Potenzial bescheinigt, dass es nun in Frankfurt auszuschöpfen gilt, nachdem er in der Primera Division nicht recht in Tritt kam.

Über die Qualitäten von Schaafs altem Weggefährten Valdez ist hingegen alles bekannt. Der Paraguayer, zuletzt Weltenbummler, ist ein Arbeiter mit solidem Torriecher und könnte der Eintracht in gewissen Spielsituationen gut zu Gesicht stehen. "Er muss noch arbeiten, aber das kriegen wir hin", so Schaaf. Eine Aussage, die so für das ganze Team stehen könnte.

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