Zum ersten Mal steht mit KF Ballkani ein Verein aus dem Kosovo in der Europapokal-Gruppenphase. Nicht nur für den Kapitän wurde ein Traum wahr.
Der 8. September 2022 wird in die Geschichte der noch jungen kosovarischen Fußballs eingehen. An diesem Tag spielte mit KF Ballkani aus Suhareka zum ersten Mal ein Verein aus dem Kosovo in der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs, der Europa Conference League - und das auch noch im eigenen Land, vor den eigenen Fans.
"Die Teilnahme an einer Gruppenphase war ein Traum, den ich immer verfolgt habe. Unser Verein und unsere Fans nehmen zum ersten Mal an einem europäischen Wettbewerb teil, das ist eine historische Leistung. Es ist eine Ehre, dass Ballkani und die Xhebrailat (Anm.d.Red.: die Fans des Klubs) Geschichte schreiben. Das macht uns alle stolz", erzählte Kapitän Armand Thaci im exklusiven Interview mit SPOX und GOAL.
Ballkani: 1:1 bei Debüt gegen CFR Cluj
Das Gruppenphasen-Debüt in der Hauptstadt Pristina - das eigene nur 1500 Zuschauer fassende Stadion entspricht nicht den Vorgaben der UEFA - verlief mehr als zufriedenstellend: Thaci brachte Ballkani in der 65. Minute gegen den ehemaligen Champions-League-Teilnehmer CFR Cluj in Führung, Yuri Matias glich in der Nachspielzeit noch für die Rumänen aus. Am zweiten Spieltag verlor Ballkani bei Slavia Prag mit 2:3, das Erreichen der nächsten Runde ist aber immer noch machbar.
Die Teilnahme an der Gruppenphase der Conference League ist der Höhepunkt des kometenhaften Aufstiegs von KF Ballkani in den vergangenen Jahren. Nach dem Aufstieg in die erste Liga des Kosovo vor nur fünf Jahren gelang es dem Verein aus Suhareka, einem 10.000-Seelen-Dorf 57 Kilometer von Pristina entfernt, am Ende der letzten Saison die Meisterschaft zu feiern.
Nach dem Ausscheiden gegen die Litauer von Zalgiris in der ersten Vorrunde der Champions League setzte sich Ballkani dann gegen La Fiorita aus San Marino, Klaksvik von den Färöer-Inseln und Shkupi aus Nordmazedonien durch und qualifizierte sich damit als erster kosovarischer Verein für eine europäische Gruppenphase.
Ein unglaubliches Ergebnis für einen Verein, der 1947, unter dem Namen Rinia gegründet wurde, bevor er 1965 nach der Übernahme durch Chemieunternehmen aus Suhareka seinen Namen änderte. Er spielte viele Jahre in den unteren Ligen, bevor er 1974 sein Debüt in der Kosovo-Liga gab. Dann folgte die Entscheidung in den 1990er Jahren, nicht an den Wettbewerben im ehemaligen Jugoslawien teilzunehmen, sondern in der damals nicht anerkannten Kosovo-Liga zu spielen. Im Jahr 2008, dem Jahr der Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien, wurde Ballkani offiziell in die Fußball-Elite seines Landes aufgenommen.
facebook.com/fcballkaniBallkani muss in der Hauptstadt Pristina spielen
Austragen muss das Team des albanischen Trainers Ilir Daja seine Conference-League-Heimspiele wie bereits erwähnt in Pristina - und zwar in dem nach dem ehemaligen Verbandspräsidenten Fadil Vokrri benannten Stadion. Sein Tod im Jahr 2018 infolge eines Herzinfarkts hinterließ eine tiefe Wunde im kosovarischen Fußball.
"Vokrri war ein inspirierender Mensch, der sein ganzes Leben lang hart gearbeitet und dafür gekämpft hat, dass unser Fußball von der FIFA und der UEFA anerkannt wird", sagte Thaci zu GOAL und SPOX. "Man wird sich immer an ihn erinnern, und wir werden jungen Menschen erzählen, wer er war. Wir werden sein Leben und seine Karriere durch unsere Leistungen und unsere Sportkultur jedes Mal ehren, wenn wir auf dem Spielfeld stehen."
Vokkri war es auch maßgeblich zu verdanken, dass der Kosovo 2016 als 55. Mitglied in die UEFA aufgenommen wurde. Nur wenige Tage später folgte die Aufnahme in die FIFA. Seitdem ist die kleine Republik fest auf der Weltkarte des Fußballs verankert und darf auch zu offiziellen Länderspielen antreten.
KF Ballkani hat jetzt den Fußball im Kosovo zu neuen, viel schöneren Ufern geführt. Mit dem erstmaligen Einzug in eine Gruppenphase soll aber noch nicht das Ende der Entwicklung erreicht sein.
"Es ist eine Ehre für mich, der Kapitän dieser Mannschaft zu sein. Ich habe meinen Mannschaftskameraden vor dem Spiel gesagt, dass wir einen historischen Meilenstein erreicht haben, aber trotzdem haben wir keine Zeit für Selbstzufriedenheit. Wir müssen immer mehr tun, denn diese Mannschaft kann noch mehr: Das hat man in den bisherigen Spielen gesehen", glaubt Thaci.