Beim Pokal-Aus gegen den FC St. Pauli enttäuschte der BVB (erneut) vor allem in Sachen Leidenschaft und Einsatzbereitschaft. Dabei suggeriert das Motto auf der Vereinswebsite das komplette Gegenteil - und müsste jetzt überarbeitet werden. Ein Kommentar.
"Spüre das Adrenalin!" lautet das Motto einer Stadiontour, die der BVB seinen Anhängern auf der vereinseigenen Homepage anbietet. Auf ihrem "ganz persönlichen Adrenalin-Trip in der Fußballhauptstadt" können Fans im Rahmen einer Dortmund-Reise auch ein Heimspiel besuchen und als "Highlight den Vollgasfußball" der Westfalen erleben.
Auf dem Rasen gibt es vom BVB allerdings auch mal das komplette Gegenteil: Die Leistung der Borussia beim blamablen Pokal-Aus gegen den FC St. Pauli (1:2) offenbarte, dass der vereinseigene Slogan überarbeitet werden muss - denn von Adrenalin und Vollgasfußball war keine Spur.
Dass man gegen einen vermeintlich krassen Außenseiter bereits nach vier Minuten 0:1 zurückliegt, kann mal vorkommen und lässt sich korrigieren. Nicht der Rückstand war das Problem. Es war vielmehr die Herangehensweise, die sich als Vorgeschmack auf den gesamten Spielverlauf herausstellen sollte.
Zu lethargisch präsentierte sich der BVB gegen die Hamburger und vermittelte zu keinem Zeitpunkt, dass im Millerntor-Stadion der Titelverteidiger auf dem Platz stand. Von der Gier, einen frühen Nackenschlag in einem Do-or-die-Spiel um jeden Preis wettmachen zu wollen, war nichts zu sehen. Fast schon sinnbildlich: Raphael Guerreiro blieb nach einem verlorenen Zweikampf, aus dem das zwischenzeitliche 0:2 resultierte, aus unerklärlichen Gründen einfach stehen und senkte den Kopf.
Keine Emotionen, kein Anfeuern und nach vorne Peitschen auf dem Rasen. Vom Vollgasfußball beim 5:1 in der Bundesliga gegen Freiburg war gerade einmal vier Tage später nichts mehr übrig - nicht zum ersten Mal in dieser Saison.
Dem BVB fehlen die "Typen"
"Genau das ist unser Thema: Dass wir keine Serie starten, die auch mal über sieben, acht oder neun Spiele geht. Das muss unser Anspruch sein", konstatierte auch BVB-Coach Marco Rose anschließend am ARD-Mikrofon: "Es ist einfach schade und ein Stück weit doof von uns, dass wir genau die Klischees wieder bedienen."
Es muss auch zum Anspruch des BVB gehören, gegen eine Mannschaft, die zwar Zweitliga-Spitzenreiter ist, in der Vorwoche gegen den Vorletzten Erzgebirge Aue aber gerade so noch ein Unentschieden rettete, ein Feuerwerk abzubrennen - und unter widrigen Umständen den Karren aus dem Dreck ziehen zu wollen.
Ein Problem, das bereits viele Trainer der Post-Klopp-Ära nicht in den Griff bekamen und für dessen Bewältigung den Dortmundern schlichtweg "Typen" fehlen. Typen, wie es sie einst mit Kevin Großkreutz, Marcel Schmelzer oder auch Lukasz Piszczek gab. Typen, die nur so vor besagtem Adrenalin strotzten und denen man spielerische Mängel verzieh, weil man wusste, dass sie sich auf dem Platz zerreißen.
Lediglich Jude Bellingham kann man dies in der laufenden Spielzeit bislang nahezu durchgehend bescheinigen. Auch wenn der 18-Jährige gegen Pauli schwer zu kämpfen hatte - er ist nun mal 18. Stattdessen müssten Routiniers wie Kapitän Marco Reus, Mats Hummels oder Axel Witsel vorweggehen, aber das taten sie am Dienstag nicht.
Und so überträgt sich die fehlende Emotionalität auf dem Platz auch auf die Fans. Das Adrenalin fließt nicht, das Motto verblasst.
BVB: Die kommenden Spiele
Datum | Wettbewerb | Gegner |
Samstag, 22.01., 15.30 Uhr | Bundesliga | TSG Hoffenheim (Auswärts) |
Sonntag, 06.02., 15.30 Uhr | Bundesliga | Bayer Leverkusen (Heim) |
Sonntag, 13.02., 15.30 Uhr | Bundesliga | Union Berlin (Auswärts) |
Donnerstag, 18.02., 18.45 Uhr | Europa League | Glasgow Rangers (Auswärts) |