Beim Länderspiel in Wolfsburg wird der Bruch zwischen den deutschen Fans und dem DFB einmal mehr deutlich. Die Hauptverantwortung für die Friedhofsstimmung trägt nach wie vor der Verband. So mancher Eventzuschauer, der ins Stadion geht, um das eigene Team auszupfeifen, sollte sich aber auch selbst hinterfragen. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Kerry Hau.
Man muss ehrlicherweise sagen: Der DFB bot seinen Kritikern nicht zum ersten Mal eine große Angriffsfläche. Neue VW-Partnerschaft hin oder her: Das nicht gerade für ausgelassene Stimmung bekannte Wolfsburg als Austragungsort für das erste Länderspiel des neuen Jahres, für den Auftakt der neuen Ära nach Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller zu bestimmen, war bei weitem nicht die klügste Entscheidung.
Es knisterte in den vergangenen Wochen wegen der plötzlichen und von fragwürdigem Stil zeugenden Ausbootung des Weltmeister-Trios ohnehin schon genug im Umfeld des Verbandes.
Abgesehen davon blieben die Ticketpreisen und die Anstoßzeit unverändert unfreundlich. Bis zu 80 Euro kostete eine Eintrittskarte gegen Serbien. Ein stolzer Preis für ein Testspiel am Mittwochabend um 20.45 Uhr in der niedersächsischen Provinz. Nicht grundlos waren selbst am Tag vor dem Spiel noch 1.500 der 27.000 Tickets zu haben.
Deutschland - Serben: Zuschauer haben das Recht, die DFB-Elf auszupfeifen
Jeder Zuschauer, der sich am Ende entscheidet, diesen Preis zu bezahlen, hat natürlich das Recht, frei zu entscheiden, ob er die Mannschaft tatkräftig unterstützt oder Totenstille bevorzugt.
Und niemand, schon gar nicht die Spieler, erwarten 90-minütige Anfeuerungsrufe. Leon Goretzka verwies etwa richtigerweise auf die fehlende Ultrakultur: Anders als bei Vereinsspielen kommen nun einmal in erster Linie Familien zu Länderspielen. Daran kann und wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Schon gar nicht, wenn der DFB das Konzept seiner heteronomen Organisation namens "Fan Club Nationalmannschaft" nicht überdenkt.
Pfiffe gegen die junge Mannschaft von Joachim Löw "nicht hilfreich"
Und doch stehen auch die Konsumenten auf den Rängen in der Pflicht. Zumindest die, die wie nach der ersten Halbzeit gegen Serbien lautstark pfeifen, wenn das gewünschte Spektakel ausbleibt. Oder die, die Spieler mit Migrationshintergrund rassistisch beleidigen.
So wird das ohnehin zeitaufwändige Unterfangen, eine weder vor Führungsstärke noch Selbstsicherheit strotzende junge deutsche Mannschaft wieder an die Weltspitze zu befördern, noch zeitaufwändiger. Oder, um es mit den Worten von Ilkay Gündogan auszudrücken: "Das hilft uns nicht."