Historisches Aus von Titelverteidiger Chelsea

SPOX
17. Dezember 201216:45
Chelsea ist trotz der Tore von Fernando Torres als Titelverteidiger aus der CL ausgeschiedenGetty
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Die historische Blamage des FC Chelsea ist perfekt: Trotz des 6:1 (2:0)-Siegs bei den Handelfmeter-Festspielen gegen den FC Nordsjælland sind die Blues als erster Titelverteidiger der Champions-League-Geschichte bereits in der Gruppenphase gescheitert. Der italienische Rekordmeister Juventus Turin sicherte sich am Mittwochabend durch das 1:0 (0:0) beim bereits qualifizierten ukrainischen Champion Schachtjor Donezk den Gruppensieg in der Staffel E und erreichte das Achtelfinale. Der FC Bayern ist durch das 4:1 gegen BATE Gruppensieger.

Damit ist die englische Premier League als vermeintlich stärkste Liga der Welt in der K.o.-Runde wie im Vorjahr nur mit zwei Clubs vertreten - Manchester United und dem FC Arsenal. Chelsea muss sich mit dem Trostpreis Europa League begnügen, der ungeliebte neue Coach Rafael Benítez ist um seine Lage nicht zu beneiden.

Neben Juve schafften zum Ende der Vorrunde Celtic Glasgow und der türkische Meister Galatasary Istanbul als letzte Teams den Einzug in die Runde der letzten 16. Celtic bezwang Spartak Moskau mit 2:1 (1:1), Galatasaray setzte sich mit 2:1 (0:1) beim SC Braga durch.

Messi verletzt ausgewechselt

Eine Schrecksekunde erlebte der FC Barcelona beim bedeutungslosen 0:0 gegen Benfica Lissabon. Weltstar Lionel Messi, erst nach der Pause eingewechselt, musste in der Schlussphase wegen Knieverletzung abtransportiert werden. Barca gab aber schnell Entwarnung.

In der Bayern-Staffel F sicherten sich die Münchner durch das 4:1 (1:0) gegen BATE Borissow den Gruppensieg. Der FC Valencia, beim OSC Lille 1:0 (1:0) erfolgreich, ist ebenfalls weiter. Das Achtelfinale wird am 20. Dezember ausgelost, die ersten Hinspiele der K.o.-Runde werden am 12./13. Februar 2013 gespielt.

Chelsea wird die entscheidende Phase der europäischen Glamourliga wehmütig als Zuschauer verfolgen müssen. Nach der Negativserie in der Liga und zuletzt sieben sieglosen Spielen erledigte der Favorit ohne seine Stars John Terry und Frank Lampard die Pflichtaufgabe gegen den dänischen Meister letztlich mühelos, aber es reichte nicht.

Drei Handelfmeter in sechs Minuten

Das Aufregendste an dieser Partie waren die drei Handelfmeter in den ersten 45 Minuten - das gab es in der Geschichte der Champions League noch nie.

Zuerst scheiterte Gäste-Kapitän Nicolai Stokholm an Keeper Petr Cech (32.), 180 Sekunden später machte es Chelseas Jungstar Eden Hazard gegen den dänischen Schlussmann Jesper Hansen nicht besser. David Luiz sorgte schließlich mit dem dritten Versuch vom Punkt aus für das erlösende 1:0 (38.). Fernando Torres (45.+2, 56.), Cahill (51.), Juan Mata (63.) und Oscar (71.) markierten die weiteren Treffer. Joshua John (47.) hatte zwischendurch auf 1:2 verkürzt.
Aus der erhofften Schützenhilfe 3000 Kilometer weiter östlich in Donezk wurde es allerdings nichts. Giovinco (56.) gelang der entscheidende Treffer für Juve.

Gruppe A

Paris Saint-Germain - FC Porto 2:1 (1:1)

Tore: 1:0 Thiago Silva (30.), 1:1 Jackson Martinez (33.), 2:1 Lavezzi (61.)

Ballbesitz: 52:48 Torschüsse:18:11 Ecken: 13:2

Der FC Porto hatte die Taktik der Franzosen schnell durchschaut. Alle Standards und Flanken schlug Paris in der Anfangsphase auf den stets im Strafraum lauernden Zlatan Ibrahimovic. Die Portugiesen ließen sich nicht lumpen und stellten dem schwedischen Stürmer immer gleich drei oder vier Verteidiger zur Seite.

Als sich Paris Mitte der ersten Halbzeit entschloss, etwas variabler zu spielen, entwickelte sich eine hoch attraktive Partie. Ein echter Schlagabtausch, bei dem die Gastgeber letztlich von einem bösen Patzer von Porto-Keeper Helton profitierten. Den sehenswert von Thiago Silva per Kopfball erzielten Führungstreffer steckte Porto noch recht schnell weg.

Auf den erneuten Rückstand fanden die Portugiesen dann aber keine Antwort mehr. Helton ließ einen Schuss von Lavezzi aus spitzem Winkel durch die Hände rutschen.

Spieler des Spiels: Jeremy Menez (Paris Saint-Germain)

Dinamo Zagreb - Dynamo Kiew 1:1 (0:1)

Tore: 0:1 Jarmolenko (45.+1), 1:1 Krstanovic (90.+5, FE)

Ballbesitz: 54:46 Torschüsse: 16:5 Ecken: 8:2

Die Fronten waren schon vor dem Spiel geklärt: Zagreb ist ausgeschieden und Kiew geht in die Europa League. Richtig spannend wurde die Partie vor allem durch die äußeren Bedingungen. Heftiger Schneefall und Schneeflocken so groß wie Äpfel sorgten für schwierige Bedingungen. Das Spiel musste nach zehn Minuten sogar für eine gute Viertelstunde unterbrochen werden.

Nachdem die Linien freigeschaufelt und rot markiert waren, hatte Zagreb die erste Chance, aber Kiew traf. Jarmolenko netzte per herrlichem Volleyschuss ein. Als alles nach einem Sieg der Ukrainer aussah, holte Krstanovic noch einen Elfmeter raus, den der Gefoulte selbst verwandelte - das erste Tor in der Gruppenphase.

Der Rest war Party in Kroatien. Für Dinamo war es der erste Punktgewinn in der Champions League nach 13 Jahren und elf Niederlagen in Folge.

Spieler des Spiels: Andrej Jarmolenko

Gruppe B: Leonardo Jardim wechselt den Sieg ein

Gruppe B

Olympiakos Piräus - FC Arsenal 2:1 (0:1)

Tore: 0:1 Rosicky (39.), 1:1 Maniatis (64.), 2:1 Mitroglou (73.)

Ballbesitz: 55:45 Torschüsse: 15:7 Ecken: 6:2

Leonardo Jardim wechselt den Sieg ein! So oder so ähnlich könnten die griechischen Sport-Zeitungen titeln. Keine zwei Minuten war Kostas Mitgroglou auf dem Platz, als er den Siegtreffer für Olympiakos erzielte. Von links zog er die Strafraumkante entlang in die Mitte und visierte mit rechts die lange Ecke an. Arsenal-Keeper Szczesny flog vergeblich, der Ball schlug genau neben dem Pfosten ein.

Vor allem die Schalker können sich bei den Griechen bedanken, die sich von Arsenals Führungstreffer in der ersten Halbzeit nicht schocken ließen und besonders nach dem Seitenwechsel die klar bessere Mannschaft waren. Bei einem Sieg der Engländer wären die Königsblauen nur Gruppenzweiter geworden.

Spieler des Spiels: Kostas Mitgroglou (Olympiakos Piräus)

Montpellier HSC - FC Schalke 04 1:1 (0:0)

Tore: 1:0 Höwedes (56.), 1:1 Herrera (59.)

Ballbesitz: 52:48 Torschüsse: 18:5 Ecken: 5:3

Die gute Nachricht vorne weg: Schalke zieht als ungeschlagener Gruppenerster ins Achtelfinale ein. Viel mehr Positives gibt's vom Auswärtsspiel bei Montpellier dann aber auch nicht zu vermelden. Denn vor allem im Verlauf der zweiten Halbzeit schwamm Schalke in der Defensive gegen die formschwachen Franzosen und kann sich speziell bei Keeper Timo Hildebrand bedanken, der stark gegen Herrera parierte und somit den Punkt festhielt.

Dabei kamen die Königsblauen zunächst besser in die Partie und waren in der Defensive absolut Herr in der Arena. Offensiv lief's bei den Schalkern bis zum Strafraum ordentlich, danach fehlte ein ums andere Mal der letzte und entscheidende Pass. Der holprige Rasen tat das Übrige. So vergab Teemu Pukki nach 33 Minuten aus fünf Metern völlig freistehend.

Auch das Tor nach der Pause, das bezeichnenderweise eine Co-Produktion der beiden Innenverteidiger Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder war, gab den Schalkern nicht die nötige Ruhe. Fast im direkten Gegenzug kassierten die Königsblauen den Ausgleich und stolperten letztlich zum Gruppensieg. Montpellier, das beide Punkte in dieser CL-Saison gegen Schalke holte, stand bereits vor dem Spieltag als Gruppenletzter fest.

Spieler des Spiels: Timo Hildebrand (FC Schalke 04)

Gruppe C: Danny erlegt Milan

Gruppe C

AC Milan - Zenit St. Petersburg 0:1 (0:1)

Tor: 0:1 Danny (35.)

Ballbesitz: 55:45 Torschüsse: 18:6 Ecken: 6:1

Mehr Ballbesitz, drei Mal so viele Torschüsse und sechs Mal so viele Ecken wie Zenit St. Petersburg. Aber eben einfach auch ein Tor weniger. So einfach war die Rechnung in diesem Spiel. Milan von Beginn an die bessere, dominante Mannschaft.

Zenit dagegen mit viel Konsequenz und einer Portion Danny. Eine tolle Einzelaktion vom Zenit-Kapitän bescherte den Russen den Sieg. Von links zog er mit dem Ball am Fuß in den Strafraum, ließ drei Verteidiger der Italiener stehen und knallte den Ball unhaltbar flach in die lange Ecke.

Spieler des Spiels: Danny (Zenit St. Petersburg)

FC Malaga - RSC Anderlecht 2:2 (1:0)

Tore: 1:0 Duda (45.), 1:1 Jovanovic (50.), 2:1 Duda (61.), 2:2 Dieumerci Mbokani (89.)

Ballbesitz: 51:49 Torschüsse: 13:10 Ecken: 4:11

Die Spanier standen schon vor der Partie als Gruppensieger fest, folgerichtig wurden einige Spieler von Trainer Manuel Pellegrini geschont. Noch 16 Minuten dann der erste Schock: Jeremy Toulalan musste wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel runter.

Malaga war insgesamt die spielerisch bessere Mannschaft, konnte eine zweimalige Führung aber nicht zum Sieg nutzen. Das lag auch ein einer aufopferungsvoll fightenden Mannschaft aus Anderlecht, die um ihre letzte Chance auf den Einzug in die Europa League kämpfte und noch einige Mal am starken Carlos Kameni oder der eigenen Abschlussschwäche scheiterten.

Am Ende standen die Belgier mit leeren Händen da, auch weil Milan im Parallelspiel gegen Zenit verlor. Auch Malaga dürfte trotz einer Vorrunde ohne Niederlage über den späten Ausgleich verärgert sein. Der finanziell angeschlagene Klub hätte die Millionen-Prämie für einen Sieg gerne mitgenommen, so gibt's nur die Hälfte.

Spieler des Spiels: Carlos Kameni (FC Malaga)

Gruppe D: Mr. Königsklasse schlägt wieder zu

Gruppe D

Real Madrid - Ajax Amsterdam 4:1 (2:0)

Tore: 1:0 Ronaldo (13.), 2:0 Callejon (23.), 3:0 Kaka (49.), 3:1 Boerrigter (60.), 4:1 Callejon (88.)

Ballbesitz: 41:59 Torschüsse: 19:11 Ecken: 7:5

In der Liga kommt Jose Callejon nur vereinzelt zum Einsatz, aber wehe man lässt ihn in der Champions League los. In seinem neunten Auftritt in der Königsklasse machte der rechte Flügelflitzer im Spiel gegen Ajax seine Tore sechs und sieben. Der Publikumsliebling war ein Teil der königlichen B-Elf, in der Nacho, Carvalho, Varane und Coentrao die umgestellte Viererkette bildete.

Neben Callejon funktionierte jedoch auch das königliche Kollektiv. Als Hausherr überließ die Mou-Elf dem Gast aus Amsterdam immer wieder das Spielfeld, hatte über 90 Minuten lediglich 41 Prozent Ballbesitz. Aus der prozentualen Überlegenheit machte die Ajax-Elf allerdings fast gar nichts. Lediglich im Verlauf der zweiten Halbzeit, als Real wohl schon an den nächsten Spieltag der Primera Division dachte, kamen die Niederländer vereinzelt zu Chancen. Ansonsten dominierte Real das Spiel nach Belieben und sorgte bereits nach 23 Minuten durch die Tore von Ronaldo und Callejon für Ruhe im Spiel.

Ajax kassierte somit eine völlig verdiente 1:4-Pleite, letztlich wird es der de-Boer-Elf egal sein. Da ManCity im Parallelspiel bei Dortmund verlor, bleiben die Niederländer auf Rang drei und sind somit für die Europa League qualifiziert. Real Madrid stand hinter Dortmund bereits als Zweitplatzierter fest.

Star des Spiels: Jose Callejon (Real Madrid)

Borussia Dortmund - Manchester City 1:0 (0:0)

Ballbesitz: 46:54 Torschüsse: 18:6 Ecken: 3:7

Tore: 1:0 Schieber (57.)

Ein paar Anlaufschwierigkeiten hatte der BVB mit seiner B-Elf, dann spielten aber nur noch die Dortmunder. ManCity dagegen hatte offensichtlich überhaupt keinen Bock auf das Spiel und die letzte Chance auf die Europa League. Dass der englische Meister in Dortmund keine Klatsche bekam, lag einzig am guten Torhüter Joe Hart.

Spieler des Spiels: Mats Hummels (Borussia Dortmund)

ANALYSEDortmund veredelt seine Vorrunde