Führung verspielt, Chance verpasst: Der Hamburger SV gerät auf dem ersehnten Weg zum Aufstieg in die Bundesliga wieder ins Straucheln
Gegen Angstgegner Holstein Kiel kam die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking nicht über ein 3:3 (2:1) hinaus und ließ damit eine Riesenchance leichtfertig liegen - denn die Konkurrenten Stuttgart und Heidenheim hatten zuvor auch gepatzt.
Alexander Mühling (9.), Emmanuel Iyoha (64.) und Jae-sung Lee (90.+3) trafen für den Außenseiter aus dem hohen Norden in einer wilden Schlussphase, für die Ansprüche des HSV waren die Tore von Kapitän Aaron Hunt per Elfmeter (21.) und Joel Pohjanpalo (23. und 67.) viel zu wenig.
"Das hatte sich leider angedeutet. Zum Ende haben wir keinen Fußball mehr gespielt, sondern nur noch den Ball rausgeschlagen", zeigte sich HSV-Trainer Dieter Hecking enttäuscht: "Es ist nach Corona jetzt das dritte oder vierte Mal, dass wir in der Nachspielzeit Punkte liegen lassen. Das muss ich erst einmal verdauen." Mühling hingegen freute sich am Sky-Mikrofon für Holstein: "Endlich waren wir mal die Mannschaft, die ein bisschen mehr Glück hatte."
Die Hanseaten haben als Tabellendritter nun zwei Punkte Rückstand auf Stuttgart, mit einem Sieg wäre der HSV auf Platz zwei geklettert. Heidenheim lauert auf Rang vier, nur zwei Punkte hinter den Hamburgern, die aus den letzten vier Zweitliga-Spielen gegen Kiel lediglich zwei Zähler holen konnten. Der letzte Punktspielsieg gegen die Störche liegt schon 58 Jahre zurück, damals traf noch Uwe Seeler für den HSV.
HSV-Drama in vier Akten: VAR, Ausgleich, Führung, Ausgleich
"Es wird jetzt bei jedem Spiel auf den Kopf ankommen", hatte Hecking vor der Partie gesagt. Doch der spielte beim HSV erst einmal gar nicht mit, die Hausherren begannen fahrig und unkonzentriert. Nach einem üblen Fehlpass von Bakery Jatta im Mittelfeld schloss Mühling einen Konter überlegt und unhaltbar für Julian Pollersbeck ab.
Erst nach dem Gegentor wachten die Hamburger auf und holten sich die Kontrolle zurück. Der vermeintliche Ausgleich durch Rick van Drongelen nur wenige Minuten später wurde nach Videobeweis wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben, einen umstrittenen Elfmeter nach einem "Foulchen" an Sonny Kittel verwandelte Hunt dann ganz sicher. Der HSV nutzte seine Drangphase eiskalt aus, Pohjanpalo brachte sein Team nach starker Vorarbeit von Tim Leibold in Führung.
Mit dem 2:1 im Rücken trat der HSV dann deutlich dominanter auf, die Spielzüge der Kieler wurden besser unterbunden und das eigene Offensivspiel lief flüssiger - auch wenn nicht selten die letzte Konsequenz fehlte. Deshalb blieben weitere Großchancen auch erst einmal aus. Stattdessen zirkelte Mühling (62.) einen Freistoß aus rund 22 nur knapp vorbei.
Der HSV bewies erneut Moral, als Pohjanpalo nach dem unnötigen Ausgleich durch Iyoha per Kopf wieder zur Führung traf. Der Finne schnürte seinen ersten Doppelpack in diesem Jahr, in der hektischen Schlussphase fügte Kiel dem Favoriten aber noch den nächsten Nackenschlag zu.
2. Bundesliga: Die Tabelle nach dem 30. Spieltag
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Arminia Bielefeld | 29 | 54:27 | 27 | 57 |
2. | VfB Stuttgart | 30 | 49:35 | 14 | 52 |
3. | Hamburger SV | 30 | 58:38 | 20 | 50 |
4. | 1. FC Heidenheim | 30 | 39:31 | 8 | 48 |
5. | SV Darmstadt 98 | 30 | 39:38 | 1 | 43 |
6. | Hannover 96 | 30 | 45:44 | 1 | 42 |
7. | FC Erzgebirge Aue | 30 | 40:42 | -2 | 41 |
8. | VfL Bochum | 30 | 47:46 | 1 | 39 |
9. | Holstein Kiel | 30 | 48:49 | -1 | 39 |
10. | SV Sandhausen | 30 | 37:38 | -1 | 39 |
11. | SSV Jahn Regensburg | 30 | 45:48 | -3 | 39 |
12. | SpVgg Greuther Fürth | 29 | 41:40 | 1 | 38 |
13. | VfL Osnabrück | 30 | 39:42 | -3 | 35 |
14. | FC Sankt Pauli | 30 | 35:39 | -4 | 35 |
15. | 1. FC Nürnberg | 30 | 38:50 | -12 | 33 |
16. | Karlsruher SC | 30 | 37:49 | -12 | 30 |
17. | SV Wehen Wiesbaden | 30 | 37:52 | -15 | 28 |
18. | SG Dynamo Dresden | 28 | 28:48 | -20 | 27 |