Nach dem Kuss-Skandal rund um das WM-Finale hat die FIFA ein Disziplinarverfahren gegen den spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales eingeleitet. Das teilte der Fußball-Weltverband vier Tage nach dem Endspiel in Sydney mit. "Die FIFA bekräftigt ihr uneingeschränktes Bekenntnis zur Achtung der Integrität aller Personen und verurteilt deshalb jedes gegenteilige Verhalten aufs Schärfste", hieß es am Donnerstag in einer FIFA-Mitteilung.
Rubiales hatte die spanische Nationalspielerin Jennifer Hermoso am Sonntag bei der Siegerehrung nach dem 1:0 gegen England unvermittelt auf den Mund geküsst. Es hagelte Kritik, die Aktion erregte international Aufsehen. Laut Angaben des Weltverbandes könnte der Vorfall gegen Bestimmungen des FIFA-Disziplinarreglements verstoßen.
Der spanische Verband (RFEF) hat zudem für Freitag eine außerordentliche Generalversammlung einberufen. Spaniens Ministerpräsident Pedro Sanchez sprach von einer "inakzeptablen Geste", Rubiales' Entschuldigung sei "unzureichend". Dieser hatte in einer Video-Botschaft gesagt, sein Kuss sei "ohne kranke Intention in einem Moment maximaler Überschwänglichkeit passiert".
Kurz vor der FIFA-Mitteilung hatte Hermoso in einer gemeinsamen Stellungnahme mit der Spielerinnengewerkscahft Futpro Konsequenzen gegen Rubiales gefordert. Darin wird an den spanischen Verband appelliert, "die notwendigen Protokolle zu erstellen, die Rechte unserer Spielerinnen zu schützen und beispielhafte Maßnahmen zu ergreifen".
Die Gewerkschaft, die Hermosos Interessen in dieser Angelegenheit vertritt, lehne "jede Haltung oder jedes Verhalten ab, das die Rechte von Fußballerinnen verletzt", hieß es. Futpro setze sich dafür ein, dass solche Handlungen "niemals ungestraft bleiben, dass sie sanktioniert werden und dass die geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, um Fußballerinnen vor Handlungen zu schützen, die wir für inakzeptabel halten".
Auch die internationale Spielergewerkschaft FIFPro übte Kritik. Rubiales, der als Vizepräsident im UEFA-Exekutivkomitee sitzt, habe den "besonderen Moment" für Hermoso "beschmutzt", hieß es. Körperliche Annäherungen ohne Zustimmung seien "in keinem Zusammenhang angemessen oder akzeptabel, insbesondere dann nicht, wenn sie von einer Person, die an ihrem Arbeitsplatz eine Machtposition innehat, in eine verletzliche Lage gebracht werden".