Für Lukas Podolski hat sich der Wechsel in die Türkei als Glücksgriff erwiesen. Bei Galatasaray ist der 30-Jährige gesetzt und trifft wie zu besten Zeiten. SPOX traf Podolski in Istanbul zu einem Gespräch über seine große Liebe Basketball, seine Pläne mit den Rheinstars, seine persönliche Situation und den Fall Großkreutz.
SPOX: Lukas Podolski, Sie haben mit dem Basketball-Team von Galatasaray ein paar Körbe geworfen, beim Halfcourt-Shooutout, aber auch beim Eins gegen Eins gegen Kapitän Sinan Güler eine richtig gute Figur abgebeben. Hätte es für die Basketball-Karriere auch gereicht?
Lukas Podolski: Ich bin ein riesengroßer Basketball-Fan und habe in meiner Freizeit immer schon Basketball gespielt. Das ist ein Sport, den man zu jeder Jahreszeit überall betreiben kann. Das gefällt mir daran. Dynamik, Action, viel Bewegung - der Basketball vereint vieles, was mich am Sport fasziniert und er beinhaltet auch ein paar Moves, die den Fußball ausmachen.
SPOX: Manch Basketball-Trainer stellt die These auf, dass das Basketball-Training komplexer und intensiver ist als das Fußball-Training. Was halten Sie davon?
Podolski: Jede Sportart ist anders, aber man könnte sich durchaus ein paar Dinge abschauen. Im Basketball wird etwas individueller gearbeitet als im Fußball. Im Training heißt es: Körbe, Körbe, Körbe - immer wieder. Auch im Kraftbereich wird im Basketball viel gemacht.
SPOX: Man hat Sie zuletzt immer wieder bei den Liga- und Europapokal-Spielen der Galatasaray-Basketballmannschaft gesehen. Offenbar haben Sie eine willkommene Freizeitbeschäftigung hier in Istanbul gefunden.
Podolski: Als es die Köln 99ers noch gab, habe ich Basketball-Spiele in der Halle verfolgt. Es ist natürlich immer eine Frage der Zeit, ob es klappt. Wir haben selbst viele Spiele, auch unter der Woche, so dass es manchmal schwierig wird. Aber wenn sich eine Lücke auftut, schaue ich mir die Spiele an. Ansonsten verfolge ich die NBA online regelmäßig.
SPOX: Haben Sie hier ihre NBA-Clique für gemeinsame Live-Nächte schon gefunden?
Podolski: Das ist hier schwieriger. Da haben wir in der Nationalmannschaft schon mehr NBA-Fans.
SPOX: Wer sind dort die Cracks?
Podolski: Philipp Lahm war großer NBA-Fan. Aus der aktuellen Mannschaft sind es Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Jerome Boateng. Wir hatten auch schon die Gelegenheit, in den Staaten das eine oder andere Spiel live in der Halle zu sehen, als wir mit der Nationalmannschaft dort waren.
SPOX: Für wen schlägt das Herz?
Podolski: Ich bin schon immer großer Fan von Dirk Nowitzki gewesen. Was er in den USA geleistet hat, ist einfach nur Weltklasse. Wenn es um mein Lieblingsteam geht, dann waren es schon immer die Chicago Bulls - seit der Zeit, als Michael Jordan, Scottie Pippen, Dennis Rodman, Toni Kukoc und Steve Kerr spielten. So habe ich meine Begeisterung für den Basketball entdeckt.
SPOX: Apropos Nowitzki: Sie haben ihn zu einem direkten Duell herausgefordert? Er ist ein treuer SPOX-User und wird das hier sicher lesen. Steht die Wette noch?
Podolski: Tja, ich als Basketball-Laie würde ihm schon gerne zeigen, dass ein Fußballer Basketball spielen kann. Also Dirk, wenn Du das hier liest: Ich warte auf Dich auf dem Parkett!
SPOX: Sie spielen nicht nur selbst, Sie unterstützen auch ihren Heimatklub, die Rheinstars Köln. Es gibt offenbar Pläne, die Rheinstars und Galatasaray zusammenzubringen. Wie sehen diese aus?
Podolski: Ich versuche, meine Möglichkeiten für die Rheinstars zu nutzen. Es läuft bisher vielversprechend. Das Team ist in der 2. Liga und wir haben viele Unterstützer. Ich habe tatsächlich den Wunsch, ein Freundschaftsspiel zwischen den Rheinstars und Galatasaray im Hinblick auf die neue Saison zu arrangieren. Ich bin Kölner, spiele hier bei Galatasaray. Das wäre eine tolle Story.
SPOX: Und Sie werfen dann auch ein paar Körbe?
Podolski: Schauen wir mal. Wir sind noch nicht in den finalen Planungen.
SPOX: Wo soll es mit den Rheinstars langfristig hingehen?
Podolski: Das Ziel ist natürlich die Bundesliga in den nächsten drei, vier Jahren. Dort verdient man die Brötchen, dort werden die Hallen voll, dort können sie Spieler anlocken. Wir sind gut im Plan, die Mannschaft macht ihre Sache gut. Wir werden sehen, was in den Playoffs möglich ist, wobei das Ziel sicher nicht der sofortige Aufstieg ist.
SPOX: Glauben Sie, dass Sie durch Ihre Unterstützung die Basketball-Aufmerksamkeit in Deutschland erhöhen können?
Podolski: Ich mache das, weil es von Herzen kommt und nicht, um Profit zu machen. Alles was ich mache - auch die Stiftung - muss aus Überzeugung geschehen. Ich versuche, durch meine Unterstützung zu helfen, dass Köln in der Bundesliga spielt. Hier in der Türkei ist der Basketball-Hype riesengroß. Die Hallen sind voll - ich war zuletzt bei einem Auswärtsspiel von Galatasaray - da war der komplette Gästeblock besetzt. Ich muss aber sagen, dass wir uns auch in Deutschland nicht über leere Hallen beklagen müssen. Da ist die Euphorie in den letzten Jahren auch gestiegen.
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SPOX: Euphorie ist ein gutes Stichwort: Die ist bei den Fußball-Fans von Galatasaray etwas abhandengekommen. Die Fans äußern laut ihren Unmut. Können Sie die Proteste verstehen?
Podolski: Es lief nicht optimal für uns in den letzten Wochen, daher kann ich die Fans natürlich verstehen. Aber davon dürfen wir uns nicht beeinflussen lassen. Wir haben gegen Akhisarspor am Wochenende einen wichtigen Sieg eingefahren. Der dritte Platz in der Liga ist auch nicht so katastrophal, wie es vielleicht dargestellt wird. Galatasaray hat letztes Jahr drei Titel gewonnen, da muss man im Umfeld vielleicht etwas mehr Ruhe bewahren und der Mannschaft Vertrauen schenken. Wir wollen Meister werden, daran ändert sich nichts.
SPOX: Für Sie persönlich läuft es blendend. Sie sind interner Torschützenkönig und Publikumsliebling. Haben sich Ihre Erwartungen schon erfüllt?
Podolski: Die Erwartungen sind immer, dass auf Anhieb alles optimal läuft. Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass es gerade im Ausland nie so einfach ist. Neues Land, neue Menschen, weit weg von zu Hause. Wenn man diese Umstände betrachtet, läuft es für mich super. Ich stehe bei acht Toren und vier Assists in 17 Spielen. Ich bin absolut zufrieden.
SPOX: Über ihren Wechsel in die Türkei ist wie so oft in ihrer Karriere erregt diskutiert worden. Es gab Befürworter, aber auch Zweifler.
Podolski: Jede Entscheidung, die ich treffe - ob sportlich oder privat - mache ich nicht, weil mir irgendwelche Menschen oder sogenannte Experten etwas empfehlen oder Ratschläge geben. Ich treffe sie aus Überzeugung und nur das zählt für mich! Ich bin eine eigenständige Person und ich kann selbst entscheiden. Ich tue das dann mit meiner Familie und den Personen, denen ich vertraue. Am Ende muss ich mit den Entscheidungen leben, die ich für mein Leben treffe. Sportlich und privat.
SPOX: Dennoch hat Ihre Karriere sportlich gesehen eine positivere Wendung genommen. Sie spielen regelmäßig, schießen Tore, sind unangefochtener Stammspieler.
Podolski: Ich muss keinem mehr etwas beweisen, was ich kann. Ich weiß, dass ich meine Leistungen bringe, wenn ich regelmäßig spielen darf. So war es immer. Mit meiner Zeit bei Arsenal war ich absolut zufrieden. Dort gab es keine Phase, die mir negativ in Erinnerung geblieben ist. Der Wechsel zu Galatasaray hat mich aber nicht nur sportlich, sondern auch persönlich weitergebracht. Ich lebe in einer tollen Stadt, ich habe neue Menschen kennengelernt und das wird mich auch für die Zeit nach dem Fußball weiterbringen.
SPOX: Sie haben sich in Istanbul eingelebt, Kevin Großkreutz dagegen nicht. Er will zurück nach Deutschland. Was steckt dahinter?
Podolski: Daran sieht man, dass ein Schritt ins Ausland eben nicht selbstverständlich ist. Jeder, der von außen seine Meinung dazu abgibt, sieht das ganze Drumherum nicht. Viele können das nicht beurteilen. Es ist ja nicht so, dass gerade 20 deutsche Ex-Bundesliga-Spieler im Ausland spielen. Die Anzahl ist übersichtlich. Das sollte man vielleicht auch sehen. Wichtig ist, sich im Ausland den Menschen zu öffnen. Man muss die neuen Gegebenheiten von Anfang an annehmen und darf sich nicht verschließen.
SPOX: Hat Kevin Großkreutz da vielleicht etwas falsch gemacht?
Podolski: Sicherlich war es ein Problem für ihn, dass er nicht spielen und dadurch keine Bindung herstellen konnte. Er hat ja nur trainiert. Passiert dieser Fehler beim Transfer nicht (wegen eines Formfehlers wurde Großkreutz bis Ende des Jahres gesperrt, Anm. d. Red.), wäre vieles für ihn einfacher gewesen.
SPOX: Glauben Sie, dass es für ihn noch einmal eine Rückkehr zu Galatasaray geben könnte?
Podolski: Ich weiß es nicht.
SPOX: Istanbul ist riesengroß. Sie wohnen in einer Ecke der Metropole, Mario Gomez und Andreas Beck in anderen Ecken. Sieht man sich dennoch mal?
Podolski: Mit Mario spiele ich schon seit der U 15 zusammen. Wir haben auch in der Jugend oft gegeneinander gespielt, ich in Köln, er in Stuttgart. Wir schreiben viel miteinander, aber es ist nicht so, dass wir uns regelmäßig sehen. Wir haben viele Spiele, trainieren viel, so dass die Woche schon gut gefüllt ist.
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