Der beste Spieler außerhalb der Top-Drei-Klubs erlegt die Bayern bei Hoffenheims 4:1 (hier gibt es die Video-Highlights) und lässt die Liga aufatmen. Mainz "krönt" seine Woche, ein VfB-Youngster macht mächtig Spaß, Köln hat ein Torwartproblem. Und Schalke? Macht Schalke-Dinge.
Der FC Bayern schwächelt in "seiner" Halbzeit
Der FC Bayern München hat ein Fußballspiel verloren, zum ersten Mal in diesem Kalenderjahr und nach 32 Spielen. Das 1:4 in Hoffenheim war schon ernüchternd genug, die Art und Weise der Niederlage aber wirft Fragen auf: War das nun ein einmaliger Nachmittag? Womöglich der Müdigkeit der Bayern nach 120 Minuten Supercup plus Reisestress geschuldet?
Oder war das ein Vorgeschmack auf eine besonders schwere Saison für die Bayern bei der ganzen Terminhatz? Und überhaupt: Was kann die Bundesliga von Hoffenheims Ansatz lernen?
Die Bayern wirkten im Kopf und in den Beinen müde, konnten in der zweiten - eigentlich ja "Ihrer" - Halbzeit nicht mehr hochschalten, sondern waren den Kontern der Gastgeber fast schon hilflos ausgesetzt. Die Liga kann aufatmen, die Bayern sind zu schlagen.
Und weil sie angesichts der Belastung in dieser Saison einen ökonomischeren Spielstil finden sollten, wenn sich Spiele wie dieses nicht oft wiederholen sollen, könnte das vielleicht doch eine ganz interessante Saison werden.
Mainzer Verweigerer völlig von der Rolle
Das mit der Körpersprache ist ja immer so eine Sache. Aber wie sich der FSV Mainz am Samstag gegen Stuttgart präsentiert hat, war absolut beschämend (Video: ein Mainzer Fehlpass jagt den nächsten). Nach der turbulentesten Woche der zumindest jüngeren Klubgeschichte waren alle gespannt, wie sich die Mannschaft wohl geben würde.
Und dann war da gar nichts. Kein Engagement, kaum Gegenwehr, kein Aufbäumen - und das im ersten Heimspiel der Saison, dem dann sogar auch wieder Fans beiwohnen durften.
Dass sich der Klub am Montag schließlich von Trainer Achim Beierlorzer trennte und seinen bisherigen Co-Trainer Jan-Moritz Lichte bis auf Weiteres beförderte war folgerichtig. Wie seine nunmehrige Ex-Truppe am Samstag nach der Pleite gegen den VfB im Kreis stand und die Ansprache Beierlorzers ohne jede Gemütsregung hinnahm, war ebenso traurig wie bezeichnend.
Der Trainer ist weg, die Spieler dürfen bleiben. Das heißt nicht, dass Beierlorzer keine Fehler gemacht hat. Das bedeutet aber, dass die Verantwortlichen für diesen Saisonstart weitermachen dürfen, als wäre nichts gewesen.
Und das dürfte für jeden Mainzer Fan nach so einem Auftritt schwer zu ertragen sein.
Kramaric von der TSG Hoffenheim: Der Beste vom Rest
Ein paar Zahlen von und mit Andrej Kramaric: Fünf Tore nach zwei Spieltagen. Seit seiner Rückkehr nach einer Verletzung in den letzten 21 Bundesligaspielen mit 21 Scorerpunkten (17 Tore, vier Assists). In jedem der letzten fünf Pflichtspiele hat er mindestens einmal getroffen, dabei insgesamt zwölf Tore erzielt. Und in 153 Spielen für Hoffenheim steht er nun bei sagenhaften 108 Torbeteiligungen.
Der Kroate ist ein Wahnsinn und manch einer würde sagen: Viel zu gut für ein Mittelklasse-Team wie Hoffenheim. Jedenfalls dürfte Kramaric in der Form der beste Spieler der Liga sein, der nicht in München, Dortmund oder Leipzig unter Vertrag steht.
Kramaric kann alles, hat einen herausragenden Abschluss und Killerinstinkt, eine starke Technik, Kreativität, spielt zudem durchaus auch mannschaftsdienlich. Nutzer der App finden hier zum Video mit allen seinen Toren der Saison.
Kölns Problem hat ein Problem namens Timo Horn
Der 1. FC Köln gilt für viele Experten als Abstiegskandidat und tatsächlich ist der Start mit zwei späten Niederlagen misslungen. Dabei waren die Auftritte gegen Hoffenheim und in Bielefeld gar nicht so schlecht, nur fehlte am Ende halt immer eine Kleinigkeit für wenigstens einen Punkt. Oder aber ein ordentlicher Torhüter.
Timo Horn galt mal als großes Versprechen für die Zukunft, seine Leistungen in den letzten Jahren waren aber schon alles andere als überzeugend und in beiden Spielen, zuerst gegen Hoffenheim und nun gegen Bielefeld patzte Horn spektakulär (hier geht's zum Video).
Dabei sind es keine Leichtsinns- oder Konzentrationsfehler, die ihm unterlaufen. Sondern handwerkliche Unzulänglichkeiten. Das Stellungsspiel, die Fußarbeit, seine Blocks: Da fehlt es immer mal wieder an einfachen Techniken, die man auf diesem Niveau drin haben muss.
Bekommt Horn nicht ganz schnell die Kurve, wird sich das Torhüterproblem in Köln nur insofern lösen lassen, dass schon bald Ron-Robert Zieler zwischen den Pfosten steht. Da kann Trainer Markus Gisdol noch so viel über seine Wertschätzung für Horn erzählen.
Wie ist Schalke 04 zu retten?
Im ersten Krisenspiel der noch jungen Saison gab es für Schalke gegen Werder schon wieder auf die Mütze und am Ende war Trainer David Wagner keine 24 Stunden später dann auch weg.
Es ist immer die Rede davon, dass Schalke ja ganz gute Einzelspieler hätte, die individuelle Qualität der Mannschaft doch ganz gut sei. Aber die Niederlage gegen Bremen war einmal mehr ein Beweis dafür, dass der Kader doch nicht so gut ist und dazu noch ziemlich schief zusammengebaut.
Die Gemengelage in Gelsenkirchen bleibt explosiv, was potenzielle Nachfolger von Wagner durchaus abschrecken könnte. Schalke benötigt nun aber einen guten Griff bei der Wahl des neuen Trainers.
Die Mannschaft hat nun lange genug gezeigt, dass sie nicht besser ist. Die nötigen Impulse müssen offenbar von außen kommen. Von innen heraus wird sich Schalke kaum heilen können.
Wild, wilder, Silas Wamangituka
Sieben Tore hat der VfB Stuttgart in drei Pflichtspielen erzielt, sechs davon gehen auf die Konten von U-23-Spielern. Bester Torschütze in der Stuttgarter Rassselbande - der VfB hat die jüngste Mannschaft der Liga - ist Silas Wamangituka mit bisher drei Treffern. Der 20-Jährige ist in jeglicher Hinsicht unberechenbar für Gegner und Teamkollegen. Seine Streuung beim ersten Kontakt ist sensationell, vom Zauberfüßchen bis zum Stolperer ins Seitenaus ist da alles mit dabei.
Oft lässt er den Ball bei der Annahme weit nach vorne prallen und hetzt ihm mit seinem Wahnsinnstempo hinterher. Ehe der Gegner weiß, wie ihm geschieht, ist Silas schon über alle Berge. Oder der Ball wieder beim Gegner oder im Aus.
Seine Entscheidungsfindung? Oft genug zum Haareraufen. Aber: Der Kongolese hat Spaß am Fußball, am Tempodribbling, an zigfachen Übersteigern, am Zocken. Da ist ganz vieles noch lange nicht ausgereift, aber frech und unverstellt.
Vielleicht liegt ihm die Bundesliga besser als die 2. Liga, als der VfB kaum Räume hatte gegen stets tiefstehende Gegner. Gegen Freiburg hat er noch einige Chancen liegen lassen vor seinem Tor, in Mainz hat er mit der ersten Chance getroffen (seine Highlights hier im Video). Silas muss wie die gesamte Mannschaft erst noch Bundesligafußball lernen. Aber das macht jetzt schon Bock auf mehr.