Marcel Sabitzer ist von RB Leipzig zum FC Bayern München gewechselt und unterschrieb einen Vertrag bis 2025. Wie sinnvoll ist der Transfer für die Bayern, die Sachsen und den Spieler selbst? Der Sabitzer-Deal aus drei Perspektiven.
Marcel Sabitzer zum FC Bayern: Die Perspektive des FCB
Mit der Verpflichtung des 27 Jahre alten Österreichers geht in erster Linie ein expliziter Wunsch von Neu-Trainer Julian Nagelsmann in Erfüllung. Die Verantwortlichen hatten jedoch wenig entgegenzusetzen, als sich die Möglichkeit ergab, ins Rennen um den europaweit begehrten Sabitzer einzusteigen. Zum einen wegen dessen vergleichsweise kleinen Preisschildes von 15 Millionen Euro. Zum anderen wegen des zuletzt klar ersichtlichen Handlungsbedarfs im Bayern-Mittelfeld.
Zwar stehen mit Corentin Tolisso (27), Marc Roca (24) und Michael Cuisance (22) zumindest auf dem Papier drei Alternativen zu den gesetzten Joshua Kimmich (26) und Leon Goretzka (26) im Zentrum zur Verfügung. Allerdings ist Tolisso sehr verletzungsanfällig, während Roca und Cuisance bislang nicht im Trikot des Rekordmeisters überzeugt haben.
Mit dem Sabitzer-Transfer schließen die Kaderplaner im Grunde also die Lücke, die seit dem Abgang von Thiago zum FC Liverpool im Sommer 2020 im Zentrum klafft. Sabitzer ist jedoch ein anderer Spielertyp als Thiago, kann im Gegensatz zu dem Spanier auch auf den Außenpositionen im offensiven Mittelfeld spielen - und eröffnet Nagelsmann gleichzeitig viele neue taktische Möglichkeiten. So hat Sabitzer unter dem 34 Jahre alten Coach in Leipzig etwa auch schon als "Schienenspieler" auf der rechten Seite agiert.
Deswegen haben sich die Bayern letztlich übrigens gegen eine Verpflichtung von dem mittlerweile bei Bayer Leverkusen unter Vertrag stehenden Außenstürmer Amine Adli (21) entschieden. Mit Leroy Sane (25), Kingsley Coman (25), Serge Gnabry (26), Jamal Musiala (18) und ebenjenem Sabitzer ist der Rekordmeister auf den Flügelpositionen sehr gut besetzt.
Einziger möglicher Nachteil der Verpflichtung von Sabitzer: Sie könnte Mittelfeldspielern wie Borussia Mönchengladbachs Florian Neuhaus (24) oder Eduardo Camavinga (18) von Stade Rennes, die dem FCB in diesem Jahr zu teuer waren, mittel- bis langfristig den Weg an die Isar verbauen.
Die Führungskräfte um Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn sind sich jedoch darüber im Klaren, dass die personelle Situation im Mittelfeld nächsten Sommer noch einmal neu bewertet werden muss. Dann läuft nämlich erstens Tolissos Vertrag aus, und zweitens dürfte dann auch Klarheit darüber herrschen, ob Roca wirklich Bayern-Potenzial hat.
gettyFC Bayern München: Die Transfers in diesem Sommer
Zugänge |
Dayot Upamecano (für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig) |
Omar Richards (ablösefrei vom FC Reading) |
Sven Ulreich (ablösefrei vom Hamburger SV) |
Abgänge |
David Alaba (ablösefrei zu Real Madrid) |
Jerome Boateng (ablösefrei, noch ohne neuen Verein) |
Javi Martinez (ablösefrei zu Qatar SC) |
Marcel Sabitzer zum FC Bayern: Die Perspektive von RB Leipzig
Die Leipziger verlieren mit Sabitzer einen langjährigen Leistungsträger und Führungsspieler. Überraschend kommt sein Abschied aber nicht. Im Gegenteil: Der ehemalige Profi von Rapid Wien hat seinen Wunsch nach einer Veränderung schon vor Monaten bei Oliver Mintzlaff hinterlegt.
Zum damaligen Zeitpunkt deutete aber mehr auf einen Wechsel nach England oder Italien als zu einem direkten Konkurrenten hin. Insofern ist es bitter für RB, nach Trainer Nagelsmann und Innenverteidiger Dayot Upamecano (22) nun auch noch die dritte Stütze in einer Transferperiode an den FC Bayern zu verlieren. Der Transfer demonstriert die Macht des ewigen Meisters - er ist und bleibt nun einmal im Gesamtpaket attraktiver als der Jäger aus Leipzig.
Rein sportlich betrachtet haben die Sachsen aber bereits vorgesorgt und mit Ilaix Moriba (18) frühzeitig ein spannendes Talent vom FC Barcelona als Ersatz für Sabitzer ins Auge gefasst. Geht der Deal bis zum 31. August über die Bühne, gibt es keinen Grund zur Frustration. RB würde dadurch wohl auch kein Minus machen, da Barca in etwa 15 Millionen Euro für Moriba verlangt - so viel, wie die Bayern für Sabitzer zahlen.
Hinzu kommt, dass Akteure wie Amadou Haidara oder Tyler Adams genügend Potenzial mitbringen, um ein konkurrenzfähiges Mittelfeld zu bilden. Und vorne dürfte die Mannschaft von Jesse Marsch dank des Tranfers von Andre Silva in dieser Saison nicht mehr so angewiesen auf Sabitzers Torgefahr sein wie noch in den vergangenen Spielzeiten.
Marcel Sabitzer bei RB Leipzig: Seine Leistungsdaten seit 2015
Spiele | Tore | Vorlagen | |
Saison 2020/21 | 39 | 9 | 7 |
Saison 2019/20 | 44 | 16 | 11 |
Saison 2018/19 | 43 | 5 | 6 |
Saison 2017/18 | 34 | 5 | 9 |
Saison 2016/17 | 33 | 9 | 4 |
Saison 2015/16 | 34 | 8 | 5 |
Marcel Sabitzer zum FC Bayern: Die Perspektive von Sabitzer
Nach sieben Jahren im RB-Kosmos (sechs davon in Leipzig) ist der Wechsel zum Branchenprimus FCB der nächste logische Schritt für Sabitzer. Mit 27 ist er im besten Fußballer-Alter und kann sich noch einmal auf der höchsten Bühne für einen Klub beweisen, der Jahr für Jahr um die ganz großen Titel mitspielt.
Darüber hinaus stellt der Transfer nach München eine Art Kindheitstraum für den gebürtigen Grazer dar. "Ich war als Kind immer Bayern-Fan, bin daheim mit Bayern-Klamotten rumgelaufen", verriet Sabitzer 2016 in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung.
Für die Herzensangelegenheit FC Bayern lässt er sich wohl auch die Chance auf ein üppigeres Gehalt, beispielsweise bei einem zahlungsfreudigen englischen Klub, sowie ein mögliches Handgeld im Falle eines ablösefreien Wechsels 2022 entgehen.
Hinzu kommt, dass er aus München schneller in seine Heimat gelangt als aus Leipzig und er mit Nagelsmann sowie dessen Trainerteam sofort auf einige Vertraute trifft, die ihm die Eingewöhnung an der Isar erleichtern dürften.
Sportlich betrachtet muss Sabitzer jedoch klar sein, dass der Konkurrenzkampf beim FCB größer ist als in Leipzig und ihm hin und wieder die Bank droht. Das ist für den 54-fachen Nationalspieler aber offenbar zu verschmerzen.