Marcus Thuram von Borussia Mönchengladbach im Porträt: Der Weltmeister-Sohn, dem Messis Schuhe zu klein waren

Oliver Maywurm
22. Juli 201920:33
Marcus Thuram wechselte von EA Guingamp zu Borussia Mönchengladbach.getty
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Marcus Thuram ist der Sohn von Frankreich-Legende Lilian und er gab ein Geschenk von Messi einst kurzerhand weiter. Der Neuzugang von Borussia Mönchengladbach im Porträt.

Es muss irgendwann im Jahr 2007 gewesen sein, als Marcus Thuram ein paar Fußballschuhe anprobierte. Ein Freund seines Vaters hatte sie ihm geschenkt. Doch sie passten nicht, zu klein. Also gab er sie einfach weiter an einen Kumpel.

Der Name des Freundes seines Vaters, der ihm die Treter überlassen wollte: Lionel Messi. "Ich hatte damals doch keine Ahnung, war vielleicht zehn Jahre alt", lachte Thuram später im Interview mit AFP. Messi, seinerzeit wohl 20 und gerade dabei, seinen Stern so richtig aufgehen zu lassen, war Teamkollege von Marcus' Papa Lilian Thuram, der von 2006 bis 2008 die beiden letzten Jahre seiner aktiven Karriere beim FC Barcelona verbrachte.

Messis Schuhe müsse der Kumpel, dem er sie damals weitergab, immer noch haben, sagt Marcus Thuram. Der heute 21-Jährige hat sich bei EA Guingamp in der Ligue 1 etabliert, hatte sich längst in den Fokus größerer Klubs gespielt. Borussia Mönchengladbach bekam nun den Zuschlag und verstärkt seine Offensive mit dem französischen U21-Nationalspieler.

Marcus Thuram: Von Sochaux über Guingamp nach Gladbach

Hinter Thurams bisheriger Karriere steht ein kluger Plan. Logisch, bei dem Vater. Lilian wurde 1998 mit Frankreich Weltmeister, knapp ein Jahr, nachdem Marcus in Parma zur Welt gekommen war, wo Thuram senior von 1996 bis 2001 mit dem AC für Furore sorgte. 2000 holte er mit der Equipe Tricolore dann auch den EM-Titel, machte 140 Länderspiele, kickte später noch bei Juventus und eben Barca.

Thuram bewahrte sich bei all seinen Erfolgen jedoch stets seine Bodenständigkeit. Wenig verwunderlich daher, dass er seinem Sprössling mit 15 nicht etwa zu PSG riet, sondern zu einem Wechsel zum beschaulichen FC Sochaux. "Es war mein Vater, der mir empfahl, mich von dem ganzen Bling-Bling möglichst fernzuhalten", sagte er L'Equipe. "Sochaux ist weitab von allem, es gibt nicht viel Aufmerksamkeit in den Medien. Es ist wie eine Schutzhülle."

Nebenbei gilt Sochaux, aktuell unteres Mittelmaß in der zweiten Liga, traditionell als eine der beste Talentschmieden Frankreichs. Ex-Barca-Verteidiger Jeremy Mathieu wurde hier ausgebildet, der frühere Nationalspieler Jeremy Menez ebenfalls. Auch Wolfsburgs Jerome Roussillon oder Leipzigs Ibrahima Konate durchliefen die Akademie von Sochaux.

Zudem war es Thuram in Sochaux möglich, früh Erfahrungen bei den Profis zu sammeln. Schon mit 17 debütierte er in der Ligue 2, setzte sich nach und nach durch. Und holte sich den Feinschliff für höhere Aufgaben, etablierte sich nach seinem Wechsel zu Guingamp vor zwei Jahren auf Anhieb in der Ligue 1, erzielte vergangene Saison neun Tore. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Guingamp am Ende absteigen musste, ein sehr guter Wert.

Thuram: Bei Gladbach Plea-Partner oder Hazard-Nachfolger?

Thuram ist in der Offensive sehr flexibel einsetzbar, kann beide Flügel besetzen, aber auch als zentraler Stürmer agieren. Am liebsten kommt er über links, bekleidete diese Position auch zumeist in der abgelaufenen Spielzeit.

Trotz seiner enormen Größe (1,92 Meter) ist er technisch sehr stark, hat einen guten Touch, ist versiert im Dribbling und zudem schnell. Gerne zieht er von links nach innen, um mit seinem starken rechten Fuß abzuschließen.

PSG-Coach Thomas Tuchel hob Thuram nach einem seiner ersten Spiele in der Ligue 1 mit den Parisern gegen Guingamp sogar explizit hervor: "Die Ligue 1 ist physisch ein sehr harter Wettbewerb mit starken Spielern, wie Marcus Thuram zum Beispiel. Er ist schnell, körperlich stark, kann dribbeln und ist gut in der Luft."

An seiner Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor muss Thuram, den Gladbach als zweite Spitze neben Alassane Plea respektive Backup für selbigen oder aber auch als Nachfolger von Thorgan Hazard auf dem linken Flügel einplanen könnte, derweil noch ein wenig arbeiten. Und daran, sich nicht unnötig provozieren lassen, vergangene Spielzeit sah er immerhin zweimal die Rote Karte.

In Deutschland wird sein berühmter Nachname sicherlich weniger Angriffsfläche für Provokationen bieten als in Frankreich. Vielleicht hat Papa Lilian ihm deshalb auch zu Gladbach geraten - und nicht zu Olympique Marseille, das ebenfalls starkes Interesse angemeldet haben soll. Aber dann doch etwas mehr Bling-Bling gewesen wäre als der Niederrhein.