FIFA-Schiedsrichterboss Massimo Busacca hat die Leistung der WM-Schiedsrichter in Brasilien ausdrücklich gelobt und konnte keinen Skandal ausmachen. Selbst die Schwalbe von Fred im Eröffnungsspiel bewertet der Schweizer anders. Allerdings gab es für einige TV-Experten harsche Kritik.
Auf die Frage nach einem Zeugnis für das Schiedsrichter-Team in Brasilien antwortete Busacca im Interview mit dem Schweizer "Tagesanzeiger": "Gut bis sehr gut." Vor allem sei er am Schluss stolz gewesen, "weil ich wusste: Die drei Jahre Vorbereitung auf die WM waren nicht umsonst, auch wenn es sicher Fehler gab. Aber das lässt sich in 64 Spielen nicht vermeiden."
Zudem verteidigte der Schweizer die Offiziellen, etwa angesichts des Elfmeters für Brasilien im Eröffnungsspiel, den Stürmer Fred mit einer Schwalbe herausgeholt hatte: "Es ist ein diskutabler Entscheid. Aber Schwalbe? Nein. Es gab einen Kontakt, die Hand eines Kroaten am Oberkörper von Fred. Der Schiedsrichter sieht das, aber kann unmöglich sehen, welche Kräfte in dem Moment wirken."
Auch den Vorwurf, dass nicht die besten Schiedsrichter aus den besten Ligen der Welt bei der WM pfeifen wies Busacca zurück: "Erstens hatten wir die Besten der Welt. Und zweitens: Das wäre auch ein mangelnder Respekt gegenüber anderen Kontinentalverbänden, wenn man fordern würde, alle Schiedsrichter müssten aus den großen europäischen oder südamerikanischen Ligen kommen."
Busacca: "Es gab keinen Skandal"
Immerhin sei kein Team wegen einer Fehlentscheidung ausgeschieden. "Es gab keinen Skandal, nicht einen", stellte der 45-Jährige klar. Auch das Foul von Juan Zuniga an Neymar, das die WM für den Superstar beendete, sei lediglich eine "unglückliche Situation" gewesen: "Man kann über eine Gelbe Karte diskutieren."
Dass viele Experten, etwa Mehmet Scholl in der "ARD", einen Platzverweis für den Kolumbianer gefordert hatten, kritisiert Busacca indes: "Als es passierte, sagte das sicher niemand. Und die Spieler machten weiter." Für ihn ist es ohnehin auch jetzt noch keine Rote Karte: "Wenn sich Experten anders dazu äußern, ist das ihre Sache und ihr Job. Es ist aber einfach, sich mit einem Mikrofon vor die Kamera zu stellen und zu urteilen."
Breitseite gegen Urs Meier
Selbst seinen Landsmann und ehemaligen Schiedsrichter-Kollegen Urs Meier, dem eine klare Linie bei den Schiedsrichtern in Brasilien fehlte, nahm er von seiner Kritik nicht aus.
"Er sah das so. ich sehe es anders. Die heutigen Schiedsrichter müssen auf dem Platz Fingerspitzengefühl zeigen", so Busacca: "Die Mehrheit der 1.930 Entscheide war richtig. Und das ist maßgebend. Wenn ein Experte so viele Lösungen für das Schiedsrichterwesen hat, weshalb arbeitet er dann für das Fernsehen und nicht mit den Schiedsrichtern? Ich nehme meine Verantwortung wahr."