Maximilian Arnold ist der jüngste Bundesliga-Debütant in der Geschichte des VfL Wolfsburg: Mit SPOX spricht er über seine Anpassungsgabe, Julian Draxlers entscheidenden Vorteil, einen hoffnungslosen Sprungbrett-Effekt und den FC Bayern.
SPOX: Herr Arnold, der Start in der Liga ist ebenso geglückt wie der Auftakt in der Champions League. Sind Sie erleichtert, die erste Schwelle nach der Sommerpause gut überwunden zu?
Maximilian Arnold: Das bisherige Fazit fällt auf jeden Fall positiv aus. Natürlich hätten wir in Köln und Ingolstadt gerne drei Punkte mitgenommen. Dass wir in der Champions League "nur" 1:0 gewonnen haben, lag an den vielen vergebenen Chancen. Auch in diesem Spiel wären mehr Tore möglich gewesen. Insgesamt können wir aber zufrieden sein.
SPOX: Mit welchen Erwartungen ist das Team in die Saison gegangen?
Arnold: Wir wussten, dass wir mit dem gleichen Aufwand nicht noch einmal so eine gute Platzierung wie in der letzten Saison erreichen können. Wir müssen uns weiterentwickeln und noch mehr Gas geben. Noch ist nicht alles Gold, jedoch sind wir auf einem guten Weg. Durch die englischen Wochen werden wir schnell wieder den Rhythmus finden.
SPOX: Es ist fast schon vier Jahre her, dass Sie in der Bundesliga Ihr Profi-Debüt für den VfL gaben. Wundern Sie sich gelegentlich selbst, wie schnell die Zeit vergangen ist?
Arnold: Vier Jahre schon? (lacht) Ja, das klingt echt viel. Dafür habe ich aber zu wenige Spiele bestritten. Dennoch bin ich stolz, diesen Weg gegangen zu sein und immer noch im Kader des Vizemeisters und Pokalsiegers zu stehen.
SPOX: So wenige Partien waren es gar nicht.
Arnold: Als Spieler will man immer auf dem Platz stehen. Wenn es mal Phasen gibt, in denen man nicht so regelmäßig zum Zug kommt, wirkt sich das auch auf das Befinden und die eigene Wahrnehmung aus. Anfang der letzten Saison musste ich auch wieder hart um Einsatzzeiten kämpfen.
SPOX: Obwohl die Saison 2013/14 bislang Ihre beste war. Dann kam Kevin De Bruyne, der auf Ihrer Position den Vorzug erhielt. Fühlten Sie sich da als junger Spieler in Ihrer Entwicklung etwas ausgebremst?
Arnold: Nicht direkt ausgebremst, aber die Euphorie hat natürlich einen kleinen Dämpfer erhalten. Im Fußball ist es jedoch ganz normal, dass man Konkurrenz hat. Bei Kevin gab es ohnehin nichts zu diskutieren. Er hat enorm viel Qualität in die Mannschaft gebracht. Von daher war es von Anfang an klar, dass er diese Position früher oder später innehaben würde. Deshalb habe ich aber nicht den Kopf hängen lassen, sondern mir einen neuen Weg gesucht - und auch gefunden.
SPOX: Indem Sie sich dem Kader anpassten und etwas weiter nach hinten auf die Doppelsechs mit Luiz Gustavo rückten. Inwiefern bedeutete das für Sie mit Ihrer offensiven Veranlagung eine große Umstellung?
Arnold: Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass der Weg zum Tor etwas weiter geworden ist. Es liegt aber auch an mir, wieder in diese Positionen zu kommen. Deshalb mache ich mich nicht verrückt, wenn sich die Gegebenheiten ändern. Ich weiß, was ich kann und gehe mittlerweile ruhiger mit der Situation um, wenn ich mal nicht spiele.
SPOX: War das nicht immer so?
Arnold: Die Enttäuschung über eine Nichtnominierung war vor einem Jahr noch deutlich größer. Im ersten Moment fand ich es immer schwer, meine Situation einzuschätzen und zu realisieren, dass ich vorübergehend nicht im Kader war. Je mehr Spiele man macht, desto erfahrener wird man. Das hilft in dieser Situation. Wenn man im Training weiter Vollgas gibt, führt das dazu, dass man irgendwann wieder spielt. Diese Ruhe entwickelt man mit dem Alter. Klingt es komisch, wenn ich das als 21-Jähriger sage? (lacht)
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SPOX: Man vergisst tatsächlich oft, dass Sie immer noch einer der Jüngsten im Team sind. Welche Rolle haben Sie denn innerhalb der Mannschaft schon eingenommen?
Arnold: Es kommt immer auf die Situation an. Ich bin nicht mehr der ganz Kleine, sondern vielleicht nur noch der Kleine. (schmunzelt) Ich habe kein Problem damit, Verantwortung zu übernehmen, wobei wir auch ältere Spieler haben, die in den wichtigen Momenten vorneweg gehen.
SPOX: Gingen die im letzten Jahr beim Hype um De Bruyne ein wenig unter?
Arnold: Jeder im Kader hatte seinen Anteil an der erfolgreichen Saison. Der Hype ehrt uns als gesamte Mannschaft, da wir einen Spieler im Team hatten, der uns weiterentwickelt und nach vorne gebracht hat. Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand daran gestört hat.
SPOX: Die offensive Lücke, die De Bruyne hinterließ, wurde mit Max Kruse und Julian Draxler gleich doppelt geschlossen. War für Sie von Anfang an klar, dass Sie bleiben, ganz egal, wer kommt?
Arnold: Natürlich ist der Konkurrenzkampf noch einmal größer geworden, wobei ich in Wolfsburg in den letzten Jahren auch schon einige Konkurrenzkämpfe erlebt habe - mit Diego beispielsweise. Julian und Max sind extrem gute Kicker. Wenn der Trainer mich aber offensiv braucht, werde ich da sein. Ansonsten versuche ich, mich wieder über andere Positionen ins Team zu spielen. Es gab keine Überlegung, zu wechseln.
SPOX: Wie haben Sie die Transfers dann aufgenommen?
Arnold: Der Teamgedanke steht über allem. Ich hatte also keinen Kloß im Hals, auch damals nicht, als Kevin De Bruyne zu uns kam.
SPOX: Gegen Moskau wechselte Dieter Hecking das System vom 4-2-3-1 zu einem 4-1-4-1 mit Kruse und Draxler hinter der Spitze Dost. Befürchten Sie, dieser Änderung auf Dauer zur Last zu fallen?
Arnold: Generell versuche ich, mir nicht zu viele Gedanken zu machen. Das verunsichert einen nur und macht nervös. Wenn man nur mit sich selbst beschäftigt ist, erhöht man automatisch den Druck, der ohnehin schon da ist. Und noch mehr Druck brauche ich nicht.
SPOX: Wissen Sie aber immer, woran Sie sind?
Arnold: Ja, Dieter Hecking kommuniziert sehr offen und ehrlich. Er begründet seine Entscheidungen nachvollziehbar. Trotzdem hoffe ich, bald wieder mehr zu spielen. Denn man muss die Zahlen richtig lesen: Auch, wenn ich viele Einsätze hatte, stand ich nicht in vielen Spielen von Anfang an auf dem Platz.
SPOX: Julian Draxler ist nicht einmal ein Jahr älter als Sie, hat in der Öffentlichkeit aber schon ein ganz anderes Standing. Haben Sie das Gefühl, er hat allein dadurch schon einen kleinen Vorteil?
Arnold: Julian hat auf jeden Fall einen Vorteil, jedoch hat er sich den auch hart erarbeitet. Trotzdem muss man die Qualität auch immer wieder neu beweisen. In der Champions League hat er das eindrucksvoll getan.
SPOX: Es ist nun schon über ein Jahr her, dass Sie Ihr Debüt in der DFB-Elf feierten. Damals konnten Sie es selbst nicht glauben, wie schnell alles ging. Im SPOX-Interview sprachen Sie das Ziel aus, möglichst schnell wieder nominiert zu werden. Bislang blieb es jedoch Ihr einziger Auftritt in der A-Nationalmannschaft. Worauf führen Sie das zurück?
Arnold: Ich hatte ein durchwachsenes letztes Jahr, womit ich mich nicht unbedingt empfehlen konnte. Außerdem ist es schwierig, in eine Weltmeister-Mannschaft reinzukommen.
SPOX: Auch bei der U21-EM im Sommer waren Sie außen vor. Dieter Hecking beschwerte sich öffentlich, dass Sie nicht zum Zug kamen. Sie selbst sind nach außen hin aber immer ruhig geblieben.
Arnold: Ich war auch sehr enttäuscht darüber, dass ich nicht so berücksichtigt wurde, wie ich es mir vorgestellt habe. Die U21, gerade bei großen Turnieren, öffnet immer Türen zur A-Nationalmannschaft. Natürlich habe ich mir von der EM einen Sprungbrett-Effekt erhofft. Der Sommer ist für mich aber abgehakt. Jetzt gilt: Neues Jahr, neue Chance, neues Glück. Immerhin hat es mit meinem Einsatz gegen Aserbaidschan gut angefangen. Ich versuche, meine Chance zu nutzen und irgendwann wieder im A-Kader zu stehen.
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Maximilian Arnold im Steckbrief