Sein Name tauchte bereits in Verbindung mit dem BVB auf, die besten Karten im Rennen um Memphis Depay hat aber wohl der FC Barcelona. SPOX und Goal analysieren, warum der Kapitän von Olympique Lyon in diesem Sommer wechseln sollte. Hier geht's zum ersten Teil der Serie mit Adama Traore.
Sie waren die größte Überraschung der vergangenen Champions-League-Saison: die Spieler von Olympique Lyon. Der französische Underdog stieß überzeugend wie sensationell in die Runde der letzten Vier vor, besiegte auf seinem Weg unter anderem Manchester City und Juventus Turin.
Wichtigster Mann auf dem Platz war dabei allzu häufig Memphis Depay. Der Kapitän der Lyonnais kämpfte sich nach einem Kreuzbandriss Ende 2019 in der Coronapause zurück und erzielte in acht CL-Spielen sechs Tore für Lyon.
Eine ähnliche Torquote hatte sich wohl auch Manchester United vom Niederländer erhofft, 2015 verpflichteten die Red Devils den damals 21-jährigen Depay für rund 28 Millionen Euro von der PSV Eindhoven. In seinem Heimatland kam der hochbegabte Angreifer immerhin auf 79 Torbeteiligungen in 124 Spielen.
An die neun Jahre im PSV-Dress - Depay kam als 12-Jähriger und durchlief sämtliche Jugendmannschaften - reichte seine Zeit in Manchester letztlich nicht annähernd heran, die Beschäftigung beim englischen Rekordmeister stellte sich als Flop für beide Seiten heraus und endete bereits nach eineinhalb Jahren.
imago images / Pro ShotsMemphis Depay: "Real Madrid ist mein Ziel"
Mit sieben mageren Toren in 53 Spielen für den englischen Rekordmeister im Gepäck zog Depay im Januar 2017 weiter nach Lyon, wo er wieder aufblühte. Auf Anhieb wurde er Stammspieler und führt die Mannschaft seit Mitte der abgelaufenen Saison als Kapitän aufs Feld.
Dass er sich selbst in Zukunft allerdings wieder bei einem größeren Klub sieht, daraus machte Depay bereits im Oktober 2017 keinen Hehl: "Ich glaube, ich werde für Real Madrid spielen. Ja, das ist mein Ziel."
Darum sollte Depay in diesem Sommer wechseln
Dass es in diesem Sommer zu einem Transfer kommen sollte, ist neben dem Wunsch Depays nach dem vielzitierten nächsten Schritt vor allem mit der Situation bei Olympique Lyon zu begründen.
Auf der sportlichen Seite ist OL als Tabellensiebter der abgelaufenen Saison nicht für das internationale Geschäft qualifiziert, Spiele auf höchster Ebene und vor allem um Titel gibt es für die Mannschaft von Trainer Rudi Garcia in der Saison 2020/21 also kaum.
Eine Tatsache, die Depay nicht schmeckt - bereits seinen Wechsel zu ManUnited begründete er unter anderem mit der Möglichkeit, dort mehr Titel gewinnen zu können.
Ligue 1: Obere Abschlusstabelle 2019/20
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Paris Saint-Germain | 27 | 75:24 | 51 | 68 |
2. | Olympique Marseille | 28 | 41:29 | 12 | 56 |
3. | Stade Rennes | 28 | 38:24 | 14 | 50 |
4. | OSC Lille | 28 | 35:27 | 8 | 49 |
5. | Stade Reims | 28 | 26:21 | 5 | 41 |
6. | OGC Nizza | 28 | 41:38 | 3 | 41 |
7. | Olympique Lyon | 28 | 42:27 | 15 | 40 |
8. | HSC Montpellier | 28 | 35:34 | 1 | 40 |
9. | AS Monaco | 28 | 44:44 | 0 | 40 |
10. | SCO Angers | 28 | 28:33 | -5 | 39 |
Olympique Lyon: Auch wirtschaftlich drückt der Schuh
Zum sportlichen Mismatch zwischen OL und Depay kommen wirtschaftliche Faktoren. Auch in dieser Hinsicht sieht es in Lyon nach der Corona-Saison offenbar nicht rosig aus, die L'Equipe spricht von Verlusten in dreistelliger Höhe.
Grund dafür, dass Depay einer der ersten Kandidaten für einen Verkauf sein dürfte, ist neben seinem Marktwert die Vertragslaufzeit: Der aktuelle Kontrakt des Niederländers endet im kommenden Sommer. Ergo: Will OL noch eine Ablöse für seinen Kapitän, sollten die Verantwortlichen einen Verkauf in diesem Sommer anvisieren.
OL-Trainer Rudi Garcia würde sich sogar über den Abgang seines Kapitäns freuen. "Wenn er in dieser Saison bei Lyon bleibt, werden wir nur noch stärker sein. Aber wenn er die Chance bekommt, bei einem Klub zu spielen, der die Champions League gewinnen kann, werde ich ihn persönlich mit meinem Auto dorthin fahren, wie viele meiner anderen Spieler auch", sagte Garcia gegenüber Telefoot.
Verein und Spieler dürften einen Transfer also anstreben, doch wer kommt als dritte Partei, also als Käufer, in Frage?
Memphis Depay: Wechsel zum FC Barcelona steht angeblich bevor
Der heißeste Kandidat auf eine Depay-Verpflichtung ist der FC Barcelona. Der für gewöhnlich gut informierte katalanische Radiosender RAC1 berichtete zunächst über Depay als Wunschtransfer von Ronald Koeman. Das Algemeen Dagblad schrieb wenig später gar von einer Einigung zwischen Depay und Barca. Laut La Vanguardia könnte der Deal noch in dieser Woche beschlossen werden.
Demnach rückte der 26-Jährige statt Lautaro Martinez in den Fokus, denn: Depay ist dank seines im kommenden Jahr endenden Vertrages deutlich günstiger zu bekommen - und finanzielle Interessen stehen in Barcelona dieser Tage weit oben auf der Prioritätenliste.
Bei den Katalanen steht nach der Ankunft von Koeman trotz des Verbleibs von Lionel Messi ein Umbruch in der Offensive an, dem in erster Linie Luis Suarez zum Opfer fallen wird, sollte er sich mit Barca auf eine Vertragsauflösung einigen können. Dennoch herrscht auch auf den Flügeln Bedarf, da Antoine Griezmann ins Zentrum wechseln könnte.
Koeman, wie Depay Niederländer, war bereits in seiner Zeit als Everton-Trainer am Flügelspieler interessiert. "Ich möchte ihn haben", gab Koeman 2016 öffentlich zu Protokoll - letztlich scheiterte der Transfer allerdings an der größeren Geldbörse von Manchester United. Dennoch verbindet die beiden eine spezielle Beziehung, zuletzt dankte Depay seinem mittlerweile ehemaligen Nationaltrainer Koeman in den sozialen Medien für seine Unterstützung während der Reha-Zeit nach dem Kreuzbandriss.
Memphis Depay: AS Rom macht Barca Konkurrenz
Beschlossene Sache ist der Wechsel zu Barca aber wohl noch nicht. Lyons Präsident Jean-Michel Aulas bestätigte im Interview mit Telefoot: "Memphis' Vertrag läuft aus. Koeman will ihn bei Barcelona haben, doch auch die Roma zeigt Interesse am Spieler." Das dicke "Aber": Die Roma verpasste in der vergangenen Spielzeit die Qualifikation für die Champions League und darf nur in der Europa League antreten, was die Chancen auf eine Depay-Verpflichtung deutlich verringert.
Auch der BVB schien in diesem Sommer eine Zeit lang ein Auge auf Depay geworfen zu haben, durch den Verbleib von Jadon Sancho dürfte sich ein Transfer allerdings erledigt haben. "Wir planen keine Neuzugänge mehr", gab Hans-Joachim Watzke unlängst bekannt.
In die zahlungskräftige Premier League, in der viele Spiele auf höchstem Niveau warten, dürfte es Depay so schnell nicht wieder ziehen, dort gebe es laut RMC Bedenken an Depays Leistungsfähigkeit wegen seines zuletzt erlittenen Kreuzbandrisses und seiner schlecht verlaufenen Zeit in Manchester.
Memphis Depay: Seine Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Gespielte Spiele | 22 |
Gespielte Minuten | 1694 |
Tore | 15 |
Vorlagen | 2 |
Min./Tor | 112,9 |
Passquote | 78,6 % |