"Training bei den Devils war einmalig"

Andreas Lehner
19. November 200916:34
Michael Langer (l.) spielt seit 2008 für den SC FreiburgGetty
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Michael Langer ist nur die Nummer vier im Tor des SC Freiburg. Vor kurzem aber hat er bei Manchester United ein Probetraining absolviert. Im Interview mit SPOX spricht der 24-Jährige Österreicher über die professionellen Trainingsmethoden bei den Red Devils, Robert Enke und sagt, warum er bei den Breisgauern nicht bleiben will.

SPOX: Herr Langer, wie kommt die Nummer vier des SC Freiburg zu einem Probetraining bei Manchester United?

Michael Langer: Mein Berater veranstaltet jedes Jahr vor Trainingsbeginn ein Camp in Stuttgart. Der Torwarttrainer von United, Eric Steele, hat vor anderthalb Jahren mal einen Tag mit uns gearbeitet und sein Eindruck von mir war anscheinend nicht so schlecht. Deshalb hat er mich eingeladen, er wollte sehen, wie ich mich entwickelt habe.

SPOX: Und, reicht es für einen Vertrag bei United?

Langer: (lacht) Nein, so war das auch nicht gedacht. Es war einfach wichtig, dass sie mich gesehen haben, eine ordentliche Meinung von mir haben und ich auch in England etwas Aufmerksamkeit bekomme. Jetzt müssen wir schauen, was sich daraus ergibt.

SPOX: Zumal es in England gute Torhüter nicht wie Sand am Meer gibt.

Langer: Das sehen die Engländer ein bisschen anders. Die sagen, dass sie kein Torhüterproblem haben.

SPOX: Diese Meinung haben die Engländer aber exklusiv.

Langer: Ja, finde ich auch. Aber ihre Philosophie vom Torwartspiel ist eine andere als in Deutschland.

SPOX: Aber reihenweise Fehler gehören doch nicht zur Philosophie der Engländer.

Langer: Das natürlich nicht. Die Gewichtung der einzelnen Bereiche des Torwartspiels ist einfach eine andere. In Deutschland legt man sehr viel Wert auf Technik, auf Abläufe. Das heißt: Wie gehe ich in den verschiedenen Situationen richtig zum Ball. Das lernt man von klein auf. Auf der Insel legen sie viel Wert auf hohe Bälle, auf Strafraumbeherrschung und aufs Fußballerische. Außerdem bekommst du viele harte Schüsse aufs Tor. Aber die sagen halt: Im Endeffekt ist es uns egal, wie du zum Ball gehst, Hauptsache, du hältst ihn.

SPOX: Welcher Ansatz sagt Ihnen mehr zu?

Langer: Das kann man nicht klar sagen. Ich habe in Stuttgart technisch sehr, sehr viel gelernt. Aber durch Einflüsse anderer Methoden kann man sich in vielen Bereichen verbessern. Man muss sich die Sachen rauspicken, die einem wichtig sind und seinen eigenen Stil weiterentwickeln.

SPOX: Durch die Länderspielpause waren einige der ganz großen United-Stars nicht da. Aber wie war, es mit Paul Scholes oder Ryan Giggs auf dem Platz zu stehen?

Langer: Die älteren Spieler hatten frei, also waren Giggs und Scholes leider nicht da. Es war eine Mischung aus erster und zweiter Mannschaft. Insgesamt war es ein einmaliges Erlebnis und eine schöne Erfahrung.

SPOX: Und wie ist ein Training unter Alex Ferguson?

Langer: Das Training hat Ole Gunnar Solskjaer geleitet. Ferguson hielt sich eher im Hintergrund.

SPOX: Gab es trotzdem ein Gespräch mit Sir Alex?

Langer: Ja. Leider über kein sehr schönes Thema. In die Zeit meines Probetrainings fiel der Tod von Robert Enke. Da wollte er von mir wissen, wie das zustande kam, weil in England über die Hintergründe noch nicht so viel bekannt war wie in Deutschland. Er war geschockt und fassungslos, wie wir alle anderen natürlich auch.

SPOX: Haben Sie auch den deutschen Nachwuchskeeper Ron-Robert Zieler kennengelernt?

Langer: Ja, er hat auf dem Platz einen sehr guten Eindruck gemacht. Und wir haben natürlich auch über Enke gesprochen. Keiner konnte es wirklich glauben.

SPOX: Sie haben auch in Stuttgart schon auf sehr hohem Niveau trainiert. Ist das noch mal eine andere Stufe?

Langer: Die Trainingsbedingungen sind noch einen Tick professioneller, alles ist größer. ManUnited ist einer der größten Klubs der Welt. Die haben im Kraftbereich, in der Sportanalytik und im medizinischen Bereich ganz andere Möglichkeiten.

SPOX: Wie hat der SC Freiburg reagiert, als Sie gesagt haben, dass Sie ein Probetraining bei Manchester United machen?

Langer: Natürlich habe ich mit dem Torwarttrainer über die Arbeitsweise bei United gesprochen, aber sonst habe ich von den Verantwortlichen wenig Feedback bekommen. Die Spieler waren begeistert und wollten wissen, wie das alles ablief.

SPOX: Ihr Vertrag läuft noch bis 2010. Ihre Zukunft liegt aber nicht in Freiburg, oder?

Langer: Es ist klar, dass mich die Situation hier nicht befriedigt. Der Verein würde mir auch keine Steine in den Weg legen und ich könnte im Winter ablösefrei wechseln. Wenn sich was Passendes ergibt, werde ich das auch tun.

Zum Steckbrief: Michael Langer