Zwei Jahre nach ihrer folgenschweren Operation ist Monica Lierhaus erstmals wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten. Ihr bewegender Auftritt bei der Verleihung der Goldenen Kamera am Samstag in Berlin rührte Millionen.
"Da bin ich", sagte sie. Die Stimme, kehliger als früher, zitterte kaum hörbar. Die angespannte Mimik in dem blassen Gesicht verriet die große Anstrengung.
Monica Lierhaus ist zurück, zwei Jahre nach jener folgenschweren Operation, die das Gesicht der ARD-Sportschau jäh aus dem gewohnten Alltag und beinahe auch aus dem Leben gerissen hätte.
Ehrenpreis für Lierhaus
Bei der Verleihung der Goldenen Kamera am Samstagabend in Berlin wurde Monica Lierhaus mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet, der sichtlich bewegte Laudator Günter Netzer hielt seine Emotionen nur mühsam unter Kontrolle.
"Ich würde jetzt lieber einen Elfmeter in der 90. Minute vor einer Milliarde Menschen schießen als hier zu stehen - so nervös bin ich", sagte der Weltmeister von 1974: "Willkommen zurück, Monica Lierhaus."
In einem bodenlangen hellblauen Kleid und mit silbernen Turnschuhen an den Füßen betrat die mittlerweile 40-Jährige an der Seite ihres Lebensgefährten Rolf Hellgardt mit kleinen Trippelschritten die Bühne.
"Das ist ein sehr emotionaler Moment, ich bin sehr berührt und bewegt", sagte sie: "Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, oben auf der Bühne zu stehen. Es ist tatsächlich sehr lang her, dass ich das letzte Mal auf einer Bühne stand, und unter diesen Voraussetzungen ohnehin schon mal gar nicht. Und jetzt kann ich es kaum fassen."
Niersbach: "Wir hatten ständig Kontakt mit ihr"
Beim Deutschen Fußball-Bund nahm man die Kunde aus Berlin mit großer Freude zur Kenntnis. "Wir freuen uns alle, dass sie augenscheinlich den allerschwersten Weg überwunden hat und sich wieder in der Öffentlichkeit präsentieren kann", sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach: "Wir hatten ständig Kontakt mit ihr und hatten sie auch zur WM nach Südafrika eingeladen, aber den Besuch musste sie absagen."
ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein zollte ihrer Kollegin "allergrößten Respekt, es zeugt von ihrer unglaublichen Stärke. Ich habe mich so sehr gefreut, gleichzeitig ist es mir eiskalt den Rücken runtergelaufen. Ich drücke Monica alle Daumen, dass sie wieder glücklich wird."
Zehnminütige Rede
Monica Lierhaus dankte in ihrer knapp zehnminütigen Rede unter anderem ihren Eltern und ihrer Schwester Eva, "die immer wieder fest an mich geglaubt haben, als alles verloren schien. Und meiner Krankenschwester Jacqueline für ihre wundervolle und humorvolle Betreuung."
Ihr besonderer Dank ging außerdem an die Verantwortlichen der ARD, die "immer zu mir gehalten haben, und dabei insbesondere an Volker Herres (Programmdirektor, d.Red.), Axel Balkausky (Redaktionsleiter der Sportschau, d.Red.) und Steffen Simon (WDR-Sportchef, d.Red.)".
Heiratsantrag auf der Bühne
Vor allem aber "möchte ich mich bei dir, Rolf, bedanken", sagte sie zu ihrem Lebensgefährten, der künftig ihr Ehemann sein wird. Ohne ihn "würde ich heute hier mit Sicherheit nicht stehen. Du bist wirklich mein Held."
Anschließend machte sie Hellgardt einen Heiratsantrag: "Ich würde vor dir auf die Knie gehen, wenn ich könnte. Aber das geht im Moment nicht so. Ich möchte dich fragen, ob du mich heiraten möchtest." Der TV-Produzent nahm sofort an: "Ja, ja, ja."
Komplikationen während der Operation
Monica Lierhaus war am 8. Januar 2009 im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf operiert worden, ein Aneurysma im Gehirn sollte geschlossen werden. Während der OP kam es zu Komplikationen, Lierhaus erlitt eine Hirnblutung und lag anschließend fast vier Monate lang im künstlichen Koma.
Nach wie vor befindet sie sich in der Rehabilitation, Reden und Laufen fallen ihr noch sichtlich schwer.
Bei ihrer Dankesrede gab sie einen kleinen Einblick in ihren derzeitigen Alltag: "Es ist wirklich nicht einfach für mich, das alltägliche Leben zu meistern, vieles wieder neu zu lernen. Und das Schlimmste ist, dass ich doch so ein ungeduldiger Mensch bin."
Das Wichtigste sei für sie, "meine Eigenständigkeit und meine Unabhängigkeit wieder zu erlangen. Dafür kämpfe ich jeden Tag. Ab heute möchte ich wieder an meiner Zukunft arbeiten, mich engagieren und mir neue Aufgaben suchen. Sehr hart arbeite ich daran, irgendwann wieder vor der Kamera stehen zu können."