Nach sieben Siegen aus sieben Spielen trägt Mainz seinen FSV auf Händen. Einer der Helden beim Karnevalsverein ist Morten Rasmussen. Frisch aus Glasgow gekommen, schlug der Däne gleich zu Beginn ein wie eine Bombe.
In seinem ersten Einsatz traf Rasmussen, im nächsten Spiel legte er nach. Zuletzt war er wie so viele Nullfünfer ein Rotations-Opfer und litt unter eines starken grippalen Infekts. Nach eigener Aussage ist er dennoch begeistert, wie gut es mit Mainz bisher läuft.
Im Interview mit SPOX spricht der 25-Jährige über den Blitzstart in die Bundesliga, Thomas Tuchel und die Geschichte seines Spitznamens.
SPOX: Herr Rasmussen, Ihre ersten Wochen in Mainz verliefen wie im Rausch. Erzählen Sie doch mal, wie das alles aus Ihrer Sicht war.
Morten Rasmussen: Das ging in der Tat verdammt schnell. Im einen Moment war ich noch beim Training in Glasgow, im nächsten schon im Flieger nach Mainz. Nach nur zwei Einheiten kam gleich das erste Spiel, das wir gewonnen haben. Ein super Start!
SPOX: Was wussten Sie über den Verein und über die Stadt Mainz?
Rasmussen: Nicht viel. Der Klub war mir bekannt, weil ich Leon Andreasen ganz gut kenne, der hier gespielt hat. Außerdem wusste ich, dass Bo Svensson Mainzer ist. Aber über den Großteil der Mannschaft wusste ich fast nichts, ich war auch noch nie zuvor in Mainz. Aber ich hatte viel Gutes gehört.
SPOX: Hat Andreasen Ihre Entscheidung für Mainz beeinflusst?
Rasmussen: Nein, das ging alles so schnell, dass ich gar keine Zeit hatte, vorher noch mal mit ihm zu sprechen. Aber er hatte mir vorher schon mal erzählt, wie gut es ihm beim FSV gefallen hat.
SPOX: Wussten Sie, dass Mainz mit Aristide Bance einen wichtigen Spieler im Sommer verloren hatte und dass sich viele Leute nicht sicher waren, wie gut der Verein ohne ihn sein würde?
Rasmussen: Ich wusste, dass ein Stürmer gewechselt war, aber mir war nicht klar, wer er war.
SPOX: Also gab es auch keinen zusätzlichen Druck, dass Sie seine Rolle übernehmen mussten?
Rasmussen: Ich versuche ja sowieso immer, mein Bestes zu geben. Mehr kann ich nicht tun.
SPOX: Fakt ist, dass inzwischen ganz Deutschland erstaunt ist, wie stark Mainz dieses Jahr ist.
Rasmussen: Ja natürlich! Es ist doch fantastisch, wenn man sieben Spiele in Folge gewinnt. Das ist sicherlich überraschend, aber ich bin der Meinung, dass wir ein gutes Team haben mit vielen starken Spielern.
SPOX: Nimmt Dänemark dank Ihnen und Svensson Notiz von Mainz' Lauf?
Rasmussen: Nach den ersten Siegen haben die Zeitungen schon mehr von Mainz berichtet. Die Leute sind begeistert, dass so ein kleiner Klub die Bundesliga anführen kann und sie verfolgen inzwischen genau, was hier passiert.
SPOX: Ihr Spitzname ist "Duncan". Den hatten Sie während Ihrer Zeit bei Bröndby sogar auf dem Trikot stehen. Welche Geschichte steckt dahinter?
Rasmussen: In der Jugend war einer meiner Trainer der Meinung, dass ich dem schottischen Ex-Stürmer Duncan Ferguson ähnlich bin. Er war wohl ein verrückter Typ, und das dachte mein Trainer von mir auch.
SPOX: Aber es war nicht so, dass er Ihr Lieblingsspieler war?
Rasmussen: Nein, damals war ich 12. Ich kannte Ferguson gar nicht.
SPOX: Haben Sie sich denn anschließend mit seiner Spielweise beschäftigt?
Rasmussen: Nicht wirklich. Damals war ich noch kein Stürmer, das hätte mir also nicht viel geholfen.
SPOX: Ferguson hat unter anderem für die Glasgow Rangers gespielt. Gerüchten zufolge sollen die Celtic-Fans deshalb ein Problem mit Ihrem Spitznamen gehabt haben.
Rasmussen: Keine Ahnung, aber ich kann doch nichts für meinen Spitznamen! Mein Name ist Morten Rasmussen, und ich bin sehr glücklich damit (lacht).
SPOX: Warum lief es in Schottland nicht so richtig? Sie wurden nach nur einem halben Jahr weggeschickt.
Rasmussen: Ich denke, ich hatte schon einen ganz guten Start bei Celtic. Ich wurde ein paar Mal eingewechselt und habe getroffen. Aber ich bin ein Typ, der gern von Beginn an spielt, deshalb war es richtig, mich nach Mainz ausleihen zu lassen.
SPOX: In Ihren ersten beiden Bundesligaspielen haben sie gleich getroffen, im dritten wurden Sie ausgewechselt, im vierten saßen Sie draußen. Ein Stammplatz sieht anders aus.
Rasmussen: Thomas Tuchel rotiert eben viel. Wie gesagt: Wir haben viele gute Spieler. Aber so lange man das Gefühl hat, dass man ein wichtiger Teil der Mannschaft ist, ist das schon okay.
SPOX: Auf der ganzen Welt beschweren sich Spieler darüber, wenn Sie auf der Bank sitzen müssen. In Mainz sind alle plötzlich ganz glücklich über die Rotation und sehen darin sogar ein Geheimnis des Erfolgs. Was ist beim FSV anders?
Rasmussen: Ich glaube, dass wir alle im Training sehen können, wie stark der Kader ist. Deshalb bekommt jeder seine Chance und hat immer das Gefühl, ganz nah dran zu sein an der Startelf.
SPOX: Ist das auch die Art, wie Tuchel dem Team seine häufigen Wechsel erklärt?
Rasmussen: Ich denke nicht, dass das nötig ist. Im Fußball weiß man, wie es läuft: Wenn man nicht von Anfang an spielt, muss man sich im Training rein hängen, um bei der nächsten Partie dabei zu sein. So einfach ist das.
SPOX: Tuchel gilt in Deutschland als Trainer, der eine sehr klare Vorstellung hat, wie er Fußball spielen lassen will. Fiel Ihnen die Umstellung auf seine Philosophie schwer?
Rasmussen: Überhaupt nicht. Man konnte gleich merken, dass er sehr clever ist. Unter der Woche spricht er sehr viel und sehr intensiv darüber, wie wir gegen den kommenden Gegner spielen wollen. Für einen neuen Spieler ist das ideal.
SPOX: Ist er Ihr bislang bester Trainer?
Rasmussen: Schwer zu sagen, schließlich bin ich gerade meinen Trainern in der Jugend sehr dankbar. Aber es stimmt: Tuchel ist sehr gut und ich bin sicher, dass er für viele, viele Jahre ein absoluter Spitzentrainer sein wird.
SPOX: Im Kontrast zu Ihrer Situation in Mainz steht Ihre Nationalmannschaftskarriere. Nach tollen Jahren in den Jugendteams läuft es in der A-Mannschaft noch nicht nach Plan.
Rasmussen: Im Moment denke ich darüber gar nicht so viel nach. Natürlich ist die Nationalmannschaft der Traum jedes Fußballers, aber ich kann auch nicht mehr machen, als immer mein Bestes zu geben. Ob das dann reicht, entscheiden andere.
SPOX: Macht es Ihnen ein Spieler wie Nicklas Bendtner, der auf Ihrer Position spielt, umso schwerer?
Rasmussen: Sicher, er ist einer der besten Stürmer der Welt. Klar muss man da hinten anstehen. Das gehört aber dazu. Auf der anderen Seite kann man sich von einem Spieler, der in den ganz großen Spielen schon seine Leistung gebracht hat, viel abschauen.
SPOX: Welche Stürmer begeistern Sie derzeit sonst noch? Haben Sie einen Lieblingsspieler?
Rasmussen: Ich schaue viel Fußball, aber es ist nicht so, dass mich ein bestimmter Spieler mehr interessiert als andere.
SPOX: Aber zumindest in der Jugend werden Sie doch ein Idol gehabt haben.
Rasmussen: Gabriel Batistuta. Als ich klein war, war er in meinen Augen der Beste. Aber es war auch damals nie so, dass ich seine Spielweise hätte kopieren wollen. Ich bin einfach nur Morten Rasmussen.
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