Als kurz nach Mitternacht die letzten der 280 geladenen Gäste die Abschiedsparty von Birgit Prinz verließen, war die dritte Halbzeit für die deutschen Fußball-Nationalspielerinnen schon lange vorbei. Bei Schweinebraten und Putengeschnetzeltem mit Nudeln und Reis hatte die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid mit der bodenständigen Rekordnationalspielerin nach deren Abschiedsspiel am Dienstagabend noch zwei Stunden "ein nettes Beisammensein" (Prinz), dann ging es mit dem Bus von Frankfurt ins Teamhotel nach Heidelberg.
Denn auf den "riesigen Spaß" (Prinz) beim 6:3-Sieg gegen den 1. FFC Frankfurt folgt der Ernst. Am Samstag (16.00 Uhr) steht in Mannheim das wichtige EM-Qualifikationsspiel gegen Spanien an.
Ein Duell mit womöglich vorentscheidendem Charakter. "Das Spiel könnte richtungweisend sein", sagt Neid. Beide Mannschaften liegen mit 13 Zählern punktgleich an der Spitze der EM-Qualifikationsgruppe 2. Im hektischen Hinspiel trennten sich beide Teams 2:2, obwohl Deutschland lange Zeit überlegen war.
"Wir haben mit Spanien noch eine Rechnung offen und sind so selbstbewusst, dass wir sagen: Wir wollen sie schlagen", sagt die Duisburgerin Annike Krahn, die das Abschiedsspiel als "gute Einstimmung" auf Spanien wertet. "Wir wollen Revanche nehmen und sie mit einer Niederlage nach Hause schicken", stimmt die Potsdamerin Viola Odebrecht zu.
Bei einem Sieg über den Hauptkonkurrenten könnte Titelverteidiger Deutschland die Reise zur Endrunde in Schweden im kommenden Jahr quasi buchen. Allerdings ermahnt Bundestrainerin Neid ihre nach der verkorksten Heim-WM stark verjüngte Mannschaft, auch die übernächste Aufgabe am 5. April (18.15 Uhr) in Aarau gegen die Schweiz ernst zu nehmen. "Da nützt es nichts, wenn wir gegen Spanien gewinnen und gegen die Schweiz verlieren", sagt Neid.
Leonie Maier für verletzte Luisa Wensing nachnominiert
Luisa Wensing wird in den beiden Spielen fehlen. Die Duisburgerin wird den rundum gelungenen Ausstand von Prinz als einzige Beteiligte in eher unguter Erinnerung behalten. Die Rechtsverteidigerin zog sich in dem durchaus ernsthaft geführten Abschiedsspiel einen Muskelfaserriss zu und fällt für die kommenden Wochen aus.
Für die 19-Jährige nominierte Neid die gleichaltrige Leonie Maier vom SC Bad Neuenahr nach.
Okoyino da Mbabi tritt das Erbe von Birgit Prinz an
Bei dem rheinland-pfälzischen Bundesligisten steht auch Celia Okoyino da Mbabi unter Vertrag, die im Stadion am Bornheimer Hang das Erbe auf die Prinz-Rolle untermauerte. Wie die zurückgetretene Rekordtorschützin, die in 214 Länderspielen 128 Treffer erzielte, war die 23-jährige Angreiferin an dem "wirklich schönen Abend" (Prinz) zweimal erfolgreich.
Schon mit ihren jeweils drei Treffern in den Spielen gegen den WM-Dritten Schweden und beim 4:3 gewonnenen Finale gegen Weltmeister Japan beim hochkarätig besetzten Algarve-Cup Anfang März bewies Okoyino da Mbabi, dass sie die von der dreimaligen Weltfußballerin hinterlassene Lücke auf dem Platz zu schließen in der Lage ist. Auch für Silvia Neid ist die gebürtige Bonnerin die zumindest derzeit herausragende Spielerin.
Dass Birgit Prinz als Gesicht des Frauenfußballs nicht so leicht zu ersetzen sein wird, ließ sich den Worten von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in seiner Laudatio entnehmen: "Was du für uns im Fußball geleistet hast, ist mehr, als man mit Rekorden und Titeln ausdrücken kann. Du stehst für total ehrlichen Sport. Du warst immer gradlinig, bist Vorbild für viele Talente, für Jungen und Mädchen. Du hast den Frauenfußball geprägt und nach vorn gebracht. Und wir hoffen, dass du dem Frauenfußball erhalten bleibst. Ich bin stolz, dass ich der bin, der für den DFB sagen darf: Danke Birgit!"
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