Nach dem 2:0-Erfolg gegen den Erzrivalen Niederlande steht Deutschland ungeschlagen im Halbfinale. Noch kein Grund zur Euphorie für Trainer Marco Pezzaiuoli, dessen Fokus schon auf dem nächsten Gegner Italien liegt.
Den rechten Handrücken auf der Stirn, die linke Hand am Steißbein und im Sprint Richtung Eckfahne zum Feiern. Es war eine auffällige Jubelpose von Manuel Janzer nach seinem Treffer zum 2:0.
Kurz nach Wiederanpfiff der zweiten Halbzeit versenkte der Stuttgarter den Ball von der Strafraumgrenze im linken unteren Eck und erzielte damit seinen zweiten Treffer in sieben Spielen für die deutsche U 17.
Janzers Jubler: "Das ist ein Insider"
Was genau sein eigenartiger Jubler auszusagen hatte, bleibt Janzers Geheimnis, spontan überlegt hat sich der 17-Jährige die Aktion aber nicht: "Das ist ein Insider und hat durchaus etwas zu bedeuten", gab Janzer nach der Partie grinsend gegenüber SPOX zu.
Sein Teamkollege Bienvenue Basala-Mazana war einer der ersten Gratulanten an der Eckfahne und kennt das Janzer'sche Ritual: "Das ist seine ganz spezielle Art, Tore zu feiern. Manuel macht das immer so, wenn er getroffen hat."
Holland dominant - Deutschland effizient
Mit dem Treffer hatte das deutsche Team die Niederlande kalt erwischt. Wie schon im Spiel gegen die Engländer schafften es die DFB-Talente, in der Drangphase des Gegners zuzuschlagen. Der Spielverlauf in den 43 Minuten zuvor hatte nicht zwingend darauf hingedeutet, dass Deutschland auch im dritten Gruppenspiel ungeschlagen bleibt und somit ohne Punktverlust und als großer Turnierfavorit ins Halbfinale einzieht.
Die kleine Elftal gab über weite Strecken den Ton an und hatte mehr Spielanteile als der Gastgeber. Der Unterschied zur deutschen Elf: die Chancenverwertung. Luc Castaignos verpasste nur eine Minute vor Janzers 2:0 mit einem Lattenschuss aus 13 Metern den möglichen Ausgleich.
"Ich denke, dass wir heute das bessere Team waren", resümierte Bondscoach Albert Stuivenberg, "aber Deutschland hat sehr effizient gespielt und zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht."
Yabo: "Holland war der härteste Gegner"
Für DFB-Kapitän Reinhold Yabo gab es mehrere Gründe, warum sein Team nicht ganz an die Leistungen der vorangegangenen Spiele anknüpfen konnte: "Holland war bisher unser härtester Gegner. Sie haben vor allem im Zentrum sehr kompakt gestanden und das hat uns Schwierigkeiten bereitet", analysierte der in Deutschland geborene Sohn kongolesischer Eltern und fügte hinzu: "Ich selbst habe mich auch etwas platt gefühlt. Drei Spiele in diesem kurzen Zeitraum gehen an die Substanz."
Deutschlands Trainer Marco Pezzaiuoli sah den Spielverlauf ähnlich wie sein Gegenüber: "Ich war heute mit dem Spiel unserer Mannschaft nicht zufrieden, aber das Ergebnis stimmt natürlich."
Deutsche Abwehr gewohnt stabil
Der 40-Jährige musste seine Stammelf aus dem England-Spiel auf insgesamt vier Positionen umstellen, da Christopher Buchtmann gesperrt und drei andere Spieler angeschlagen waren. "Da wollten wir kein Risiko eingehen", erklärte Pezzaiuoli.
Vor allem das Fehlen der Kreativspieler Buchtmann und Mario Götze machte sich deutlich bemerkbar. Die Offensive tat sich enorm schwer und kreierte weniger Torchancen als noch in den ersten beiden Spielen.
Gewohnt stabil präsentierte sich dagegen die deutsche Abwehr. Die Viererkette um Organisator Shkodran Mustafi, der am Rande des Turniers seinen Wechsel vom Hamburger SV zum FC Everton bekanntgab, bestritt in dieser Formation alle drei Gruppenspiele und hat ihren Rhythmus gefunden.
Nur ein Gegentreffer in der Gruppenphase
Im Verbund mit Torhüter Marc-Andre ter Stegen musste Deutschland bisher nur ein Gegentor hinnehmen - und das schon nach zehn Turnierminuten im ersten Spiel gegen die Türkei. In den folgenden 230 Minuten behielt der Gladbacher ter Stegen seine weiße Weste.
Bleiben die deutschen Defensivstrategen auch bis kommenden Freitag verletzungsfrei, wird Pezzaiuoli seine Verteidigungsreihe mit Mustafi, Basala-Mazana, Robert Labus und Marvin Plattenhardt auch im Halbfinale ins Rennen schicken.
Dort wartet mit Italien der Zweite der Gruppe A auf die deutsche Mannschaft und für Pezzaiuoli "geht das Turnier wieder von vorne los". Man müsse die positiven Emotionen aus der Gruppenphase mitnehmen und sich wieder neu auf die kommende Aufgabe gegen die Azzurrini konzentrieren.
Mustafi: "Wir gewinnen gegen Italien, wenn..."
"Wir kennen ihre Stärken. Wie alle italienischen Mannschaften stehen sie defensiv sehr kompakt. Das bekommen sie schon von Kindesbeinen an mit auf den Weg", gibt der Coach gegenüber SPOX einen Ausblick auf die nächste Hürde, die es auf dem Weg zum Europameister-Titel zu überwinden gilt. "Ab jetzt beginnt die Vorbereitung auf Italien."
Kurz nach dem Abpfiff befasste sich auch Abwehrchef Mustafi bereits mit den Italienern: "Es wird für uns wichtig sein, den Rausch, in den wir uns bisher gespielt haben, im Match gegen die Italiener beizubehalten", sagte der 17-Jährige und ließ gleichzeitig nur wenige Zweifel an einem Einzug ins Finale: "Klar, Italien hat ein starkes Team, sonst wären sie nicht hier dabei. Aber wenn wir so spielen wie bisher, dann gewinnen wir auch gegen sie."
Die U 17-EM im Überblick