WM-Neuling Bosnien-Herzegowina ist bei der Endrunde in Brasilien vorzeitig ausgeschieden. Das Team verlor das zweite Spiel der Gruppe F gegen Nigeria mit 0:1 (0:1).
Vor 35.000 Zuschauern in der Arena Pantanal in Cuiaba erzielte Peter Odemwingie, der letztmals im August 2010 für die Super Eagles traf, das Siegtor für Nigeria (29.).
Dies war der erste WM-Treffer Nigerias aus dem Spiel heraus seit der Endrunde 2002. Nigeria hat nun die meisten WM-Tore aller afrikanischen Mannschaften erzielt (18, ein Treffer mehr als Kamerun).
Bosnien-Herzegowina hatte großes Pech, als beim Stande von 0:0 ein reguläres von Edin Dzeko nicht gegeben wurde.
Nigeria ist somit klar auf Kurs Achtelfinale und braucht dafür im letzten Gruppenspiel gegen Argentinien, das sich mit 1:0 gegen den Iran durchsetzte, einen Punkt.
Reaktionen:
Stephen Keshi (Trainer Nigeria): "Ich bin sehr zufrieden. Wir haben gewonnen und viel Charakter gezeigt. Man braucht auch Glück im Leben, und wenn das Glück war, nehme ich es gerne mit."
Safet Susic (Trainer Bosnien-Herzegowina): "Mir wurde gesagt, dass das Tor von Edin Dzeko nicht Abseits war. Aber das war nicht der erste und wird nicht der letzte Schiedsrichter-Fehler bei dieser WM sein. Wir haben gegen ein gutes Team verloren. Nigeria war besser als zuletzt gegen den Iran."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Nigeria tauscht nach dem 0:0 gegen den Iran drei Mal. Odemwingie und Babatunde spielen für Azeez und Moses. Yobo rückt für Oboabona in die Innenverteidigung.
Die Bosnier mit zwei Änderungen der Startelf: Für die Bundesligaprofis Kolasinac und Bicakcic beginnen Sunjic und Medunjanin.
7.: Freistoß Odemwingie aus rund 25 Metern zentraler Position. Der Ball fliegt leicht abgefälscht knapp rechts am Kasten vorbei, die Ecke gibt's aber nicht.
9.: Emenike chippt die Kugel in den Strafraum auf den eingelaufenen Musa. Der steht frei vor dem Kasten, bringt das Anspiel aber nicht unter Kontrolle.
21.: Misimovic steckt aus der Zentrale schön auf Dzeko durch, der allein vor Enyeama einnetzt. Das Tor wird wegen Abseits nicht gegeben - Fehlentscheidung!
24.: Wieder wird Dzeko steil geschickt, diesmal von Medunjanin. Halbrechts im Strafraum zieht der Stürmer ab, Enyeama hat aber die Hände rechtzeitig oben.
29., 1:0, Odemwingie: Odemwingie passt aus dem Zentrum rechts raus zu Emenike. Der tankt sich gegen Spahic durch, der Leverkusener geht nach dessen Körpereinsatz zu Boden. Pass nach innen, Odemwingie drückt ab - drin!
45.: Wieder ist es Pjanic, der sich auf der rechten Seite gut gegen Odemwingie durchsetzt. Der Rückpass auf Dzeko ist auch richtig, dessen Direktabnahme geht über das Tor.
61.: Doppelchance Nigeria! Erst geht Babatunde ins Solo und zieht aus 22 Metern ab, Begovic lässt nur prallen. Sekunden später steht Emenike frei vor dem Torhüter, diesmal ist Begovic souveräner zur Stelle.
67.: Bosnien wühlt sich regelrecht in den Strafraum, Misimovic bedient Ibisevic. Der Schuss des Stuttgarter Stürmers kommt nicht auf das Tor.
74.: Misimovic mit der Ecke von links. Am kurzen Pfosten steigt Ibisevic hoch, der Ball springt ihm aber an die rechte Schulter - drüber!
81.: Nigeria kombiniert sich ziemlich mühelos durchs Mittelfeld. Onazi schließt ab, Begovic muss sich ganz lang machen.
83.: Emenike zieht am Ende eines Konters aus 25 Metern ab, der Schuss geht knapp am rechten Pfosten vorbei.
90.+1: Pjanic bringt einen Ball von rechts hoch in den Strafraum. Dzeko steigt hoch und köpft aus kurzer Distanz direkt in Enyeamas Arme.
90.+3: Langer Ball in den Strafraum zu Dzeko. Der nimmt die Kugel herunter, dreht sich und schießt frei mit links aufs Tor. Von Enyeamas Schienbein prallt die Kugel an den linken Pfosten.
Fazit: Ein Spiel, das nicht unbedingt einen Sieger verdient hatte. Bosnien spielerisch eine Zeit lang besser, dann war Nigeria stärker.
Der Star des Spiels: Emmanuel Emenike (SPOX-Note 2). Nach seiner schwachen Leistung im ersten Gruppenspiel diesmal wie ausgewechselt. Sehr athletisch und robust, technisch stark, schnell, läuferisch einwandfrei und somit ein ständiger Unruheherd für die bosnische Defensive. Bereitete das Siegtor vor, schoss dreimal selbst auf den Kasten und gewann starke 62 Prozent seiner direkten Duelle.
Der Flop des Spiels: Emir Spahic (SPOX-Note 5) zeigte ein sehr wellenförmiges Spiel. Begann ziemlich fahrig, fing sich dann etwas und verschluderte dann den Zweikampf vor dem letztlich spielentscheidenden Treffer. Spielte dazu in einigen Szenen seltsam körperlos und ließ sich mehrfach relativ leicht abdrängen.
Der Schiedsrichter: Peter O'Leary (Neuseeland) hatte in einem fairen Spiel nicht besonders viel zu tun, musste in der ersten Halbzeit aber zwei brenzlige Situationen bewerten: Dzekos Tor war astrein, die Abseitsentscheidung deutlich falsch (21.). Korrekt jedoch, den Zweikampf zwischen Emenike und Spahic vor dem 1:0 nicht abzupfeifen, die Art des Körperkontakts zwischen beiden Spielern war legal. Aufgrund des nicht gegebenen Treffers muss der Daumen allerdings nach unten zeigen.
Das fiel auf:
- Nigeria mit einer klaren Steigerung nach der lahmen Vorstellung gegen den Iran. Die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren ordentlich, das Team verschob relativ kompakt, der Weg nach vorne wurde schnörkellos und vertikal gesucht.
- Die Bosnier mit einer leicht modifizierten Ausrichtung im defensiven Mittelfeld. Besic war letzter Anker vor der Abwehr, Pjanic deutlich weiter vorne postiert. Gut dabei: Nach Ballgewinn konnte das Mittelfeld auf dem Weg ins letzte Drittel ziemlich zügig überbrückt werden. Schlecht: Gelang Nigeria die frühzeitige Balleroberung, konnten die Super Eagles mit Tempo auf die gegnerische Viererkette zulaufen.
- Bosnien mit Ball am Fuß in der Offensive einerseits variabel, andererseits auch leicht ausrechenbar: Dzeko steil ins Tempo zu schicken war die Vorgabe. Klappte dies, wurde es brandgefährlich, Nigerias Innenverteidigung war da mehrmals nicht auf der Höhe. Klappte es allerdings nicht, verpufften die Angriffe der Bosnier frühzeitig.
- Nigeria trug seine Angriffe bevorzugt über die (halb)rechte Seite vor, wo der passsichere Odemwingie und der umtriebige Emenike immer wieder in den Halbräumen auftauchten und den Bosniern so die Übergabe der Gegenspieler erschwerten. Besonders Emenike schlich sich immer wieder in den Raum im Rücken von Linksverteidiger Lulic.
- Bosnien-Herzegowina stellte nach der Halbzeit mit der Hereinnahme von Ibisevic auf ein 4-4-2 um, wirkte aber im letzten Drittel zu verspielt. Mal haperte es an der Präzision des letzten Passes, mal am Timing der Abspiele, mal wurde zu langsam umgeschaltet. Körperlich war das Team am Ende zu schnell zu platt.