Vor dem letzten Champions-League-Gruppenspiel bei Olympique Lyon beschwört der FC Bayern den Geist von 2001, während sich Franck Ribery ganz diebisch auf seine Rückkehr in die Heimat freut. Für den angeschlagenen Ze Roberto rückt Tim Borowski in die Startelf.
Franck Ribery hatte im Vorfeld des Spiels bei Olympique Lyon jede Menge zu erledigen.
Ribery kehrt zum ersten Mal seit seinem Wechsel von Olympique Marseille zu den Bayern wieder zu einem Pflichtspiel zurück in seine französische Heimat - da ist es selbstverständlich, dass er seine Lieben im Stade Gerland um sich haben will.
Ausflug in die Vergangenheit
Also musste Ribery ein wenig telefonieren und mit alten Bekannten feilschen. Es galt schließlich, seine Entourage aus Familienmitgliedern und Freunden mit Tickets zu versorgen für das letzte Gruppenspiel bei OL (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und Internet TV).
Offenbar war der Franzose dabei genauso gründlich und zielsicher wie auf dem Feld, denn: "Alle haben Karten bekommen und das freut mich sehr."
Für den momentan "besten Spieler der Welt" (Matthias Sammer) wird es ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit - für seinen Verein ein Trip zu einem der Angstgegner auf europäischem Parkett.
Remis mit Toren reicht
In Lyon konnte der FC Bayern noch nicht gewinnen, insgesamt stehen bei fünf Aufeinandertreffen zwei Niederlagen, zwei Remis und erst ein Sieg zu Buche. Da trifft es sich für die Münchener gut, dass ihnen im Kampf um Platz eins in Gruppe F jedes Unentschieden außer ein 0:0 reichen würde.
GettyDie Bayern wären aber nicht die Bayern, würden sie sich selbst bei einem unangenehmen Gegner mit einer Punkteteilung begnügen wollen.
Es läuft ja derzeit prächtig beim Rekordmeister, seit 14 Spielen sind die Bayern ungeschlagen - zuletzt setzte es Ende September in Hannover eine Niederlage (0:1).
Auch deshalb geht Ribery die Sache forsch an. "Wir sind nach Lyon gekommen, um mit sehr viel Lust Fußball zu spielen", sagte der 25-Jährige.
Denn auch Ribery weiß: In 124 K.o.-Duellen der Königsklasse setzte sich 73-mal die Mannschaft durch, die zuerst auswärts antrat.
"Die Statistik belegt es eindeutig: Wer als Gruppenerster ins Achtelfinale geht, hat größere Chancen weiterzukommen. Deshalb wird man heute Abend auch die beste Bayern-Mannschaft im Stade Gerland sehen."
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Lucio und Ze Roberto fallen aus
Es geht um mehr als das Prestige und einen launigen Fußballabend zwischen den "letzten zwei Mohikanern, die unter den Großen aus Spanien, Italien und England übrig geblieben sind", wie es Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge ausdrückte.
Es geht um den Gruppensieg und demzufolge darum, den Granden wie Barcelona oder Liverpool und wohl auch ManUnited, Arsenal und Juve bei der Achtelfinal-Auslosung in einer Woche zu entgehen.
Dabei muss Trainer Jürgen Klinsmann aber auf einige wichtige Stammspieler verzichten. Abwehrchef Lucio (Grippe) und Mittelfeld-Gehirn Ze Roberto (muskuläre Probleme) fehlen in Lyon ebenso wie Christian Lell (Magen- und Darmprobleme) und Lukas Podolski (Trainingsrückstand).
Für Lucio wird Daniel van Buyten wie schon im Bundesliga-Kracher gegen Hoffenheim von Beginn an auflaufen, im zentralen defensiven Mittelfeld erhält Andreas Ottl neben Kapitän Mark van Bommel seine Bewährungschance.
Parallelen zur Saison 2001
Trotz der kleinen Personalsorgen sind die Münchener aber mit enorm viel Selbstvertrauen in Lyon eingetroffen. Rummenigge geht sogar so weit, erste Parallelen der zwischen den Bayern von 2008 mit jenen vom Sommer 2001 zu ziehen.
Getty"Was sich im Moment entwickelt, erinnert mich ein bisschen an 2001", sagte Rummenigge der "tz". "Damals hatten wir auch nicht die beste Mannschaft, aber eine, die sich entwickelt hat. Die Mannschaft war topfit, eine unglaublich gute Gemeinschaft - genau das ist im Moment auch der Fall."
Auch Torhüter Michael Rensing, der sich nach erheblichen Problemen zu Saisonbeginn quasi stellvertretend für die gesamte Mannschaft gesteigert hat, will mehr als in den vergangenen Jahren in der Königsklasse.
"Wie wir in der Champions League spielen und wie wir derzeit in Form sind, ist sogar mehr als das Viertelfinale drin." Zuletzt kamen die Bayern vor sieben Jahren über die Runde der letzten Acht hinaus - und holten im Finale gegen Valencia auch den Titel.
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Benzema fit - Juninho fehlt
Davor steht heute Abend aber zunächst der Gegner OL auf dem Programm. Ebenfalls wie damals - in der Zwischenrunde - zum letzten Gruppenspiel. Das 0:3 und die folgende Wutrede von Franz Beckenbauer gelten als Geburtsstunde des Triumphs.
Doch soweit soll es diesmal erst gar nicht kommen. Da trifft es sich gut, dass auch beim französischen Serienmeister zwei wichtige Spieler ausfallen. Abwehrspieler Cris und Freistoßspezialist und Kapitän Juninho fehlen wegen der jeweils dritten Gelben Karte.
Dafür ist Jung-Star Karim Benzema wohl mit dabei. "Ich kenne ihn sehr gut, ein guter Freund von mir. Auf ihn müssen wir aufpassen", verrät Ribery nicht wirklich viel Neues.
Trainer Claude Puel hatte zuletzt überlegt, Benzema für den Hit am kommenden Wochenende in der Ligue 1 zu schonen.
Für OL geht es dann gegen Marseille. Franck Ribery hätte sicherlich noch ein paar Tipps auf Lager.
Die voraussichtlichen Aufstellungen
Lyon: Lloris - Gassama, Mensah, Boumsong, Grosso - Makoun, Toulalan, Källström - Govou, Fred, Benzema
München: Rensing - Oddo, Demichelis, van Buyten, Lahm - Schweinsteiger, van Bommel, Borowski, Ribery - Toni, Klose
Schiedsrichter: Webb (England)
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