Hoffnungsträger, Transfer-Flop, Wechsel-Kandidat und nun wieder Hoffnungsträger. Omar Mascarell blickt auf verrückte Monate bei Schalke 04 zurück.
Als der FC Schalke 04 Anfang Februar mit 1:3 in München verlor, stand Omar Mascarell unfreiwillig früh im Mittelpunkt. Nachdem er zu Spielbeginn zunächst auf der Bank gesessen hatte, ersetzte er Sebastian Rudy bereits nach 33 Minuten im zentralen Mittelfeld.
Während Rudy den Innenraum der Allianz-Arena in dieser Szene nicht schnell genug verlassen konnte, ungeduldig wartete, bis die Treppe in Richtung der Kabinen begehbar war und er dem Scheinwerferlicht endlich entfliehen konnte, genoss sein Ersatzmann Mascarell diesen Moment im Fokus aller Kameraobjektive und wusste um seine große Chance.
Denn nach rund zwei Monaten ohne Pflichtspieleinsatz durfte Mascarell endlich wieder auf großer Bühne zeigen, warum Königsblau im Sommer bereit war, zehn Millionen Euro für den 26-Jährigen zu bezahlen. Nachdem der ehemalige spanische Juniorennationalspieler nach nur 171 Bundesligaminuten in der Hinrunde schon den Stempel eines Transfer-Flops aufgedrückt bekommen hatte, gewährte ihm Tedesco in München eine zweite Chance.
"Omar hat seine Sache gut gemacht", attestierte der Coach nach der Partie. "Er hat gute Entscheidungen getroffen - mit und ohne Ball. Wir haben positive Signale empfangen. Er ist gut drauf, macht das gut. Es zeigt, was er für ein Spieler ist", führte Tedesco aus und stellte Mascarell auch beim 0:0 gegen den SC Freiburg in die Startelf.
gettyMascarell bei Eintracht Frankfurt: Der heimliche MVP
Und obwohl S04 weder in München noch im Heimspiel gegen die Freiburger auch nur im Ansatz zu überzeugen wusste, ist der zentrale Mittelfeldspieler neben U19-Stürmer Ahmed Kutucu der vielleicht einzige Gewinner der bisherigen Schalker Rückrunde. Denn wenn Mascarell 2019 auf dem Rasen stand, waren durchaus positive Ansätze zu sehen, die hoffen lassen, dass er an seine Zeit bei Eintracht Frankfurt anknüpfen kann.
Unter dem heutigen FCB-Coach Niko Kovac war der Spanier dort das Hirn im Mittelfeld und ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zum sensationellen Triumph im DFB-Pokal. Während schon in den vergangenen Jahren viel über die Frankfurter Offensive gesprochen wurde, war Mascarell für viele eine Art heimlicher MVP der Mannschaft.
Mit seiner aggressiven Spielweise trat er auf dem Feld als absoluter Anführer auf und stand lange Zeit symbolisch für den kampfbetonten Frankfurter Fußball. Trotz seiner beachtlichen Zahl von 16 gelben Karten in 37 Bundesligaspielen für die Eintracht war er jedoch mehr als nur ein Kettenhund, der wiederholt zum Albtraum der gegnerischen Offensive wurde.
Mit seiner Spielintelligenz, klugen Läufen und guten Pässen zeigte Mascarell bei den Hessen regelmäßig, dass er dem Team auch fußballerisch helfen kann.
Omar Mascarell: Spielerdaten in der Bundesliga
Saison | Verein | Spiele | Tore | Einsatzzeit | Gelbe Karten |
2016/17 | Eintracht Frankfurt | 28 | - | 2.450 | 12 |
2017/18 | Eintracht Frankfurt | 9 | 1 | 770 | 4 |
2018/19 | FC Schalke 04 | 6 | - | 316 | - |
Schalke 04: Mascarell beweist Charakter in schwieriger Phase
Schalke-Coach Tedesco attestierte ihm jüngst ein weiteres Qualitätsmerkmal, das die Knappen gerade in schwierigen Phasen häufig vermissen ließen: Charakter. Denn obwohl der Spanier wochenlang auf seine Chance warten musste und vor seiner Einwechslung in München zuletzt am 11. Dezember ran durfte, sorgte er innerhalb der Mannschaft nie für Unruhe und erledigte auch gegen den Rekordmeister seinen Job. "Du kommst rein, bist sofort da: Das ist Charakter", würdigte Übungsleiter Tedesco.
Dass ausgerechnet Mascarell nun Lob von seinem Trainer einheimst und sich nach zwei soliden Auftritten aufmacht, doch noch die erhoffte Verstärkung für S04 zu werden, war nach enttäuschender Hinrunde nicht unbedingt zu erwarten. Zwischenzeitlich stand sogar ein vorzeitiger Abschied des 10-Millionen-Mannes zur Debatte. Laut kicker scheiterte ein Winter-Transfer zum VfB Stuttgart nur an der dünnen Personaldecke der Schalker.
Nun beim selbsternannten Kumpel- und Malocherklub in Gelsenkirchen doch noch die Chance zu bekommen, ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft zu werden, macht den breit gebauten Mittelfeldspieler "glücklich", wie er nach dem Remis gegen Freiburg verriet. "Es war eine harte Zeit, aber nun habe ich die Möglichkeit bekommen, zu zeigen, dass ich in das Team gehöre."
Schalke 04: Mascarell gegen Mainz wohl in der Startelf
Obwohl der bullige Spanier das Champions-League-Drama gegen Manchester City aufgrund einer Gelbsperre von der Tribüne betrachten musste, gilt er aufgrund seiner ansteigenden Form, Kampfkraft und taktischen Fähigkeiten im Spiel gegen den FSV Mainz 05 wieder als Kandidat für die Startelf.
Dass dies Ende Februar fast selbstverständlich wirkt, beschreibt die verrückte Berg- und Talfahrt des Mittelfeldspielers auf Schalke ganz gut. Mascarell, erst Hoffnungsträger, zwischenzeitlich abgeschrieben, scheint nun seinen Platz im Team gefunden zu habe