Tabellenführer Arminia Bielefeld eröffnet am Dienstag mit einem Heimspiel gegen den VfL Bochum das Jahr 2020 in der 2. Liga (18.30 Uhr im LIVETICKER). Schaffen die Ostwestfalen auch den Aufstieg in die Bundesliga? Wie lange hält sich Pellegrino Matarazzo, der neue Trainer beim VfB Stuttgart? Und wer tritt den Gang in die 3. Liga an? Die Einschätzung der SPOX-Redakteure.
Wer steigt auf, wer muss in die Relegation?
Jochen Tittmar: Hamburg und Stuttgart gehen direkt nach oben, Heidenheim qualifiziert sich für die Relegation. Begründung: HSV und VfB sind für mich qualitativ einfach zu gut besetzt. Das hat in beiden Fällen ja bereits die maue erste Saisonhälfte gezeigt, in der es trotzdem noch für Platz zwei und drei gereicht hat. Ich halte beide Teams auch für druckresistent genug, was ich Bielefeld abspreche. Dort wird man bald merken, dass es etwas zu verlieren gibt - und gerade auch die Auswärtsstärke wird nicht anhalten. Heidenheim dagegen hat keinerlei Druck, spielt konstanten Fußball und eine verschworene Truppe. Dieses Jahr klappt's mit Rang drei für den FCH.
Florian Regelmann: Hamburg und Stuttgart müssen hoch - und Hamburg und Stuttgart werden auch aufsteigen. Alles andere wäre in dieser unfassbar schwachen 2. Liga eine Farce. Bielefeld hat vier der letzten fünf Spiele vor der Winterpause nicht gewonnen und ist trotzdem noch Erster, das sagt viel aus. Aber man hat da schon gesehen, dass die Arminia nicht mehr so stabil wirkte wie zu Beginn der Saison. Für die Relegation sollte es noch reichen, aber auf den Rängen eins und zwei können am Ende nur der HSV und VfB stehen, das können selbst der HSV und der VfB nicht vermasseln.
Alexander Hagl: Ich schwimme mal ein klein wenig gegen den Strom, denn ich sehe nur den HSV als einzigen klaren Direkt-Aufsteiger. Dazu ist der Kader - auch durch die Neuzugänge Joel Pohjanpalo, Louis Schaub und Jordan Beyer - zu gut besetzt im Vergleich zum Rest der 2. Liga. Dahinter und im Kampf um den Relegations-Rang wird es ein ganz enges Höschen. Ich glaube, Klos und Voglsammer ballern die Arminia nach elf Jahren Abstinenz zurück in das Oberhaus des deutschen Fußballs. Der VfB Stuttgart dagegen wird den Aufstieg mit dem neuen Trainer Matarazzo (dazu später mehr) nicht packen. Ich gehe mit Jochen und tippe auf Heidenheim in der Relegation.
2. Liga: Obere Tabellenhäfte
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Arminia Bielefeld | 18 | 35:21 | 14 | 34 |
2. | Hamburger SV | 18 | 36:19 | 17 | 31 |
3. | VfB Stuttgart | 18 | 30:24 | 6 | 31 |
4. | 1. FC Heidenheim | 18 | 27:18 | 9 | 30 |
5. | FC Erzgebirge Aue | 18 | 29:26 | 3 | 29 |
6. | VfL Osnabrück | 18 | 25:19 | 6 | 26 |
7. | SSV Jahn Regensburg | 18 | 32:28 | 4 | 26 |
8. | SpVgg Greuther Fürth | 18 | 25:24 | 1 | 25 |
9. | SV Sandhausen | 18 | 21:20 | 1 | 24 |
Wer wird die Überraschung der zweiten Saisonhälfte?
Jochen Tittmar: Sie bleibt Erzgebirge Aue. Die Sachsen liegen nach 18 Spielen zwei Zähler hinter Rang zwei, sind aktuell Fünfter und das beste Heimteam der Liga. Das ist für einen Klub mit einem der geringsten Etats der Liga eine sensationelle Zwischenbilanz. Diesen Lauf wird Wismut zwar nicht halten können, aber dennoch nur schwer zu besiegen sein und letztlich eine gesamte Saison hinweg nicht annähernd in Abstiegsgefahr geraten. Am Ende springt der erste einstellige Tabellenplatz seit 2011 heraus.
Florian Regelmann: Der VfL Osnabrück. Es ist schwer vorstellbar, dass überhaupt noch jemand eingreifen kann in den Kampf der Top 3, aber am ehesten traue ich es tatsächlich Osnabrück zu. Daniel Thioune ist ein überragender Trainer, den wir früher oder später in der Bundesliga sehen werden. Die Osnabrücker Mannschaft hat eine gute Mentalität und auch einige Spieler, die in der 2. Liga zum Besten gehören, was da so rumläuft. Ich denke an Moritz Heyer, den jungen Felix Agu oder Marcos Alvarez im Sturm - Osnabrück muss man auf dem Schirm haben.
Alexander Hagl: Für mich ist und bleibt Jahn Regensburg die Überraschung der Saison. Nicht wenige hatten die Donaustädter nach dem Abgang von Trainer Achim Beierlorzer und der Stützen Adrian Fein, Sargys Adamyan, Hamadi Al Ghaddioui und Philipp Pentke vor der Saison als Abstiegskandidaten auf dem Zettel. Mit Platz sieben wurden die Erwartungen deutlich übertroffen. Durch stetige und ruhige Arbeit wird der Jahn zwar im gesicherten Mittelfeld mit dem Abstieg nichts zu tun haben, aber im Tabellen-Mittelfeld landen.
Wie lange bleibt Pellegrino Matarazzo Trainer beim VfB Stuttgart?
Jochen Tittmar: Länger als die jüngere VfB-Historie nahelegen mag. Ich bin der Meinung, dass Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat in Matarazzo einen Trainer gefunden haben, dessen unbeschriebene Vita zusammen mit seiner inhaltlichen Kompetenz genau die richtige Mischung darstellt, um im schwierigen Stuttgarter Umfeld bestehen zu können. Matarazzo wird seinem Team ein frisches (taktisches) Gesicht verpassen, das Identifikation stiftet und erfolgreich ist.
Florian Regelmann: Schätzungsweise schafft er mit dem VfB den Aufstieg und fliegt dann halt im Herbst 2020, wenn man nach sieben Spieltagen Letzter ist... Nein, ich habe tatsächlich ein gutes Gefühl, dass es passt zwischen Matarazzo und dem VfB. Man hört nur Positives über seinen Start in Stuttgart, er scheint eine neue positive Energie reingebracht zu haben. Klar, wenn es zum Start ein 0:2 gegen Heidenheim gibt, brennt schon wieder der Baum, aber ich glaube, dass Matarazzo diesen VfB in den Griff bekommt und nach Ewigkeiten der erste Trainer sein wird, der es länger aushält in Stuttgart.
Alexander Hagl: Sorry Jungs, aber da bin ich komplett anderer Meinung. Hitzlsperger hat durch die Aufstieg-ist-wichtiger-als-die-Entwicklung-Aussage die Marschroute für die Rückrunde ganz klar vorgegeben. Nur die Rückkehr in Liga eins zählt. Ich glaube nicht, dass der unerfahrene Trainer diesem Druck standhalten kann. Matarazzo kann eigentlich nur verlieren. Denn liefert er nicht, brennt der Baum beim VfB gleich wieder in Windeseile. Das Auftaktprogramm (Heidenheim, St. Pauli, Aue) hat es zudem in sich. Ich gehe sogar so weit, dass Matarazzo das Saisonende beim VfB nicht erlebt.
VfB Stuttgart: Auftaktprogramm in der Rückrunde
Datum | Uhrzeit | Gegner | Wettbewerb |
29. Januar | 18.30 Uhr | 1. FC Heidenheim (H) | 2. Bundesliga |
1. Februar | 13 Uhr | FC St. Pauli (A) | 2. Bundesliga |
5. Februar | 18.30 Uhr | Bayer 04 Leverkusen (A) | DFB-Pokal (Viertelfinale) |
8. Februar | 13 Uhr | Erzgebirge Aue (H) | 2. Bundesliga |
17. Februar | 20.30 Uhr | VfL Bochum (A) | 2. Bundesliga |
Wer wird der Spieler der zweiten Saisonhälfte?
Jochen Tittmar: Zum dominierenden Spieler der Liga wird es noch nicht reichen, aber ich glaube, dass sich Lilian Egloff beim VfB Stuttgart in den Vordergrund spielen wird. Der 17-Jährige stand bereits zuletzt viermal im Profikader, durfte mit ins Trainingslager nach La Manga reisen und gilt als größtes Nachwuchstalent, das die Schwaben in ihren Reihen haben. Matarazzo wird dem offensiven Mittelfeldspieler Einsätze geben - und Egloff dabei überzeugen.
Florian Regelmann: Daniel Didavi. Wie immer unter der Voraussetzung, dass er fit bleibt... Es war kein Zufall, dass die Abwärtsspirale des VfB in der Hinrunde einsetzte, als Didavi verletzt raus war. Das heißt nicht, dass davor trotz der guten Ergebnisse alles gut war, sicher nicht, aber mit einem fitten und formstarken Didavi hat der VfB den Unterschiedsspieler schlechthin in der 2. Liga. Der VfB braucht Didavi so sehr.
Alexander Hagl: Im Gegensatz zu den beiden VfB-Fanboys prognostiziere ich, dass Andreas Voglsammer seine bockstarke Hinrunde (9 Tore, 5 Assists) bestätigen wird. Zusammen mit Kapitän Klos bildete er schon in der Hinrunde das gefährlichste Offensiv-Duo der Liga. Der beidfüßige Linksaußen hatte zwar in der Vorbereitung Ladehemmung, wird die Arminia aber zum Aufstieg schießen. Weiterer Player to watch: Heidenheims Junioren-Nationalspieler Niklas Dorsch, der vermutlich nach der Saison eine Liga höher kicken wird.
Wer steigt ab?
Jochen Tittmar: Die aktuelle Tabelle bildet bereits das finale Ergebnis ab - Dresden und Wehen Wiesbaden erwischt es direkt. Dynamos Sieben-Punkte-Rückstand aufs rettende Ufer wird zu groß sein, auch unter Trainer Kauczinski gelingt es nicht, konstante Leistungen zu zeigen. Die Hessen dagegen sind individuell zu schwach besetzt, zu abhängig von Torjäger Schäffler und werden nicht mehr so auswärtsstark auftreten. Für den KSC geht es in die Relegation, die erfolgreich gemeistert wird.
Florian Regelmann: Ich glaube nicht, dass Hannover oder Nürnberg ernsthaft in Gefahr geraten. Für Wehen Wiesbaden wird es trotz des grandiosen Manuel Schäffler nicht reichen und auch Dresden wird sich nicht mehr befreien können. In die Relegation muss aufgrund einer zu anfälligen Defensive der KSC.
Alexander Hagl: Bei den direkten Absteigern gehe ich mit. Dresden ist offensiv enorm harmlos (Ligatiefstwert mit nur 17 eigenen Treffern) und hat auch noch den besten Torschützen Moussa Kone (sechs Saisontore) abgegeben. Bei Wehen-Wiesbaden reicht die Qualität des Kaders trotz des Zwischenhochs vor der Winterpause einfach nicht. Bei Platz 16 tue ich mich ähnlich schwer, wie bei Rang drei. Nürnberg und Hannover werden sich fangen, weswegen ich auf einen Zweikampf zwischen Bochum und Karlsruhe tippe.
2. Liga: Untere Tabellenhäfte
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
10. | Holstein Kiel | 18 | 29:30 | -1 | 23 |
11. | FC Sankt Pauli | 18 | 24:23 | 1 | 21 |
12. | SV Darmstadt 98 | 18 | 20:25 | -5 | 21 |
13. | Hannover 96 | 18 | 22:30 | -8 | 21 |
14. | VfL Bochum | 18 | 32:34 | -2 | 20 |
15. | Karlsruher SC | 18 | 29:36 | -7 | 20 |
16. | 1. FC Nürnberg | 18 | 26:34 | -8 | 19 |
17. | SV Wehen Wiesbaden | 18 | 21:35 | -14 | 17 |
18. | SG Dynamo Dresden | 18 | 17:34 | -17 | 13 |
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