Vom Stammspieler zum Bankdrücker: Zahlreiche Bundesliga-Stars und Talente fanden sich diese Saison plötzlich in neuen Rollen wieder. Die Sorgenkinder der Liga - von Nils Petersen bis Maximilian Arnold.
Nils Petersen (Werder Bremen)
Startelf-Einsätze 2014/2015: 1
Startelf-Einsätze 2013/2014: 19
Als Nils Petersen im Sommer 2013 endgültig zum SV Werder wechselte, wurde der Transfer auf Seiten der Bremer sehr begrüßt. Fünf Millionen Euro kostete der Stürmer vom FC Bayern München.
Traf er in der letzten Saison bei 27 Einsätzen (19 von Beginn an) immerhin noch sieben Mal, so bekommt er in diesem Jahre kein Fuß auf den Boden. 156 Einsatzminuten, ein Assist - das sind die Zahlen des 25-Jährigen in der bisherigen Saison. Kam er in unter Robin Dutt wenigstens ab und an noch von der Bank, so muss er unter Viktor Skripnik sogar um seinen Kaderplatz fürchten.
Doch der Stürmer gibt sich in einem Interview mit "Transferkmarkt.de" kämpferisch: "In zweieinhalb Jahren Werder war ich noch nicht in einer solchen Situation. Aber auch diese harte Zeit gehört zum Leben eines Fußballers und ich bin davon überzeugt, dass der Verein noch meine Qualitäten braucht."
Dabei sieht er gerade in seinem Konkurrenten das beste Beispiel: "Ich will dem neuen Trainer zeigen, was ich kann. Franco di Santo hat gezeigt, wie man sich noch mal entwickeln kann, obwohl man keine 18 mehr ist. Er ist ein Vorbild für Spieler, die in dieser Hinsicht stagnieren. Mich eingeschlossen.
Tranquillo Barnetta (FC Schalke 04)
Startelf-Einsätze 2014/2015: 0
Startelf-Einsätze 2013/2014: 20
Im letzten Jahr noch war der ehemalige Leverkusener an die Frankfurter Eintracht ausgeliehen und war dort unumstrittener Stammspieler. Einen ähnlichen Status hatte sich der Schweizer auch bei der Rückkehr nach Gelsenkirchen vorgestellt. Doch weit gefehlt. Lediglich 93 Minuten trug Barnetta bisher in dieser Saison das königsblaue Trikot.
Einzig in der Champions League beim 1:1 gegen Maribor kam er über 90 Minuten zum Einsatz. Ansonsten wurde er nur eingewechselt, kein einziges Mal stand er in der ersten Elf. Sowohl unter Jens Keller als auch unter Roberto Di Matteo genießt der offensive Mittelfeldspieler wenig Vertrauen. Immerhin absolvierte er am vergangenen Spieltag sein Debüt unter dem neuen Coach - in der 73. Minute kam er für Jan Kirchhoff.
Für Verwirrung sorgte im September ein Facebook-Post vom 29-Jährigen während der Partie gegen Borussia Mönchengladbach: "3 Wechsel, kein Quillo. Na dann: Hopp Gladbach". Doch Barnetta distanzierte sich umgehend davon und stellte anschließend klar: "Seit Bestehen meines Accounts habe ich die Pflege der Seite in die Hände eines Freunds gelegt. Leider hat dieser während der Partie in Mönchengladbach aus der Emotion heraus einen Beitrag veröffentlicht, der zu Verwirrung geführt hat."
Rein sportlich wird es für Barnetta auch so schwer. Mit Max Meyer, Kevin-Prince Boateng, Julian Draxler, Eric-Maxim Choupo-Moting, Sidney Sam, Leon Goretzka, Jefferson Farfan und Christian Clemens ist die Konkurrenz auf seiner Position enorm.
Elkin Soto (1. FSV Mainz 05)
Startelf-Einsätze 2014/2015: 1
Startelf-Einsätze 2013/2014: 17
Bei Elkin Soto gestaltet sich die Diskussion im Vergleich zu den hier genannten Personalien ein wenig anders. Schon unter Thomas Tuchel pendelte der Kolumbianer zwischen Bank, Tribüne und Startelf. 20 Ligaspiele bestritt er in der letzten Saison - 17 von Beginn an.
In diesem Jahr stand er erst einmal in der ersten Elf, einmal wurde er acht Minuten vor dem Ende eingewechselt. In Mainz aber verliert keiner ein schlechtes Wort über Soto. "Wir brauchen solche Spieler", sagt Kasper Hjulmand über den Mittelfeldspieler. "Ich habe großen Respekt vor Elkin, weil er ein Top-Profi ist."
Im Sommer läuft sein Vertrag aus, doch der Coach kann sich trotz der wenigen Einsatzzeiten eine Verlängerung vorstellen. "Ich finde nicht, dass Elkin fertig ist. Er hat seine Möglichkeiten und wir werden sehen, was die Zukunft bringt", so der Däne.
Vor allem für das Klima im Team ist der Linksfuß besonders wichtig. "Er tut alles für die Mannschaft und hat großen Einfluss in der Kabine", versichert Hjulmand. Gerade die Integration der spanisch sprechenden Profis wie Gonzalo Jara, Jairo und Pablo de Blasis hätte Soto erleichtert. Für den Coach ist Soto ein "Hidden Hero" - ein versteckter Held. Möglich, dass er das Heldentum noch ein Jahr länger ausleben darf.
Yannick Gerhardt (1. FC Köln)
Startelf-Einsätze 2014/2015: 1
Startelf-Einsätze 2013/2014: 21
Yannick Gerhardt galt als eines der Gesichter des Kölner Aufstiegs im Sommer. Aus der A-Jugend kommend hatte ihn Peter Stöger in die Startelf der Profi-Mannschaft geholt, wo der zentrale Mittelfeldspieler fast die ganze letzte Saison überzeugte. Im Sommer gab es dann einige Gerüchte um einen Wechsel ins Ausland. Der portugiesische Rekordmeister Benfica hatte bei Gerhardt angefragt, acht Millionen Euro standen im Raum. Doch der Youngster lehnte ab. Er wollte lieber mit dem FC in der ersten Liga für Furore sorgen.
Das klappte bisher noch nicht. Lediglich gegen Bayern stand Gerhardt in der Startelf, wurde aber nach knapp einer Stunde ausgewechselt. Insgesamt absolvierte er bisher nur 102 Ligaminuten, zwischenzeitlich stand Gehardt nicht einmal im Kader. Erst Ende Januar hatte er seinen Vertrag vorzeitig bis 2018 verlängert, daher werden kleine sportlichen Rückschläge nicht zu negativ gesehen. "Wir sind stolz, dass er hier geblieben ist und uns alle sicher, dass er seine Entwicklung beim FC nehmen wird", sagt Geschäftsführer Alexander Wehrle.
Dass Gerhardt nicht den Kopf in den Sand stecken wird, zeigte die Geschichte vor dem BVB-Spiel. Als er merkte, dass es gegen Dortmund wieder nicht für einen Kaderplatz reichen würde, bat er Trainer Stöger darum, in der Regionalliga-Mannschaft auflaufen zu dürfen. Der U20-Nationalspieler fuhr der zweiten Mannschaft hinterher, auch wenn es letztlich nicht für Einsatz reichte.
Dennoch: Manager Jörg Schmadtke bat Gerhardt, der immer noch auf die Dienste eines Beraters verzichtet, in sein Büro - als Lohn für die guten Leistungen gab es eine saftige Gehaltserhöhung. "Man muss gute Leistung belohnen. Und das haben wir getan", bestätigt Schmadtke im "Express".
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Maximilian Arnold (VfL Wolfsburg)
Startelf-Einsätze 2014/2015: 3
Startelf-Einsätze 2013/2014: 27
"Als junger Spieler brauchst du aber vor allem Geduld", hatte Maxi Arnold vergangene Saison im "Spiegel"-Interview gesagt. Genauso diese Geduld benötigt er jetzt womöglich so dringend wie lange nicht mehr. Wolfsburg marschiert durch die Liga, gewann die letzten acht Pflichtspiele in Folge - und Arnold war nicht einmal über die volle Spielzeit dabei. Seine Bilanz aus den zurückliegenden sechs Partien: 36 Minuten Einsatzzeit.
"Ich bin natürlich enttäuscht. Wenn ich sagen würde, das stört mich nicht, würde ich lügen", gab der Youngster im "Kicker" zu. Doch derzeit scheint für den Youngster kein Platz in der Startelf zu sein. In der Zentrale führt kein Weg an Vorlagenkönig Kevin de Bruyne vorbei, auf den Außen haben Vieirinha, Ivan Perisic sowie die zuletzt wiedererstarkten Daniel Caligiuri und Aaron Hunt in der Rotation die Nase vorn.
Zwar ist Arnold auch auf der Sechs einsetzbar, doch die ist mit Dauerbrenner Luiz Gustavo und Josuha Guilavogui in Stein gemeißelt, ihr erster Backup heißt Junior Malanda. Arnold, der letzte Saison noch 27 Mal in der Startelf stand, muss um seinen Platz fighten. Geschäftsführer Klaus Allofs kommentierte die Situation ebenso trocken wie treffend: "Das ist Teil des Geschäfts."
Konstantin Rausch (VfB Stuttgart)
Startelf-Einsätze 2014/2015: 0
Startelf-Einsätze 2013/2014: 16
Vergangene Saison wechselte sich Rausch noch mit Arthur Boka als Linksverteidiger ab und durfte zwischendurch ersatzweise im linken Mittelfeld ran. Mit Bokas Abschied machte er sich leise Hoffnungen auf einen festen Platz links in der Viererkette. Doch mit den Verpflichtungen von Florian Klein und Adam Hlousek kamen zu Gotoku Sakai noch zwei weitere Konkurrenten hinzu.
Die Bilanz der aktuellen Spielzeit ist dementsprechend ernüchternd: Rausch kommt auf 47 Einsatzminuten und stand in den letzten sechs Spielen überhaupt nur zweimal im Kader. Die "Bild" führt ihn in einer Liste der Spieler, die im Winter den VfB verlassen dürfen.
"Wir machen uns über verschiedene Positionen Gedanken", bestätigt Stuttgarts Präsident Bernd Wahler. "Wir haben aber keinen riesigen Spielraum. Der ist auch davon abhängig, wie viele Spieler wir abgeben können." Vieles deutet darauf hin, dass Rausch einer dieser Spieler sein wird.
Spätestens, nachdem Trainer Armin Veh zuletzt Rechtsverteidiger Florian Klein auf links aufgeboten hatte, dürfte klar sein, dass Rausch keine Rolle mehr spielt.
David Abraham (1899 Hoffenheim)
Startelf-Einsätze 2014/2015: 0
Startelf-Einsätze 2013/2014: 20
Letzte Saison führte an David Abraham in der Innenverteidigung noch kein Weg vorbei. Er war gesetzt und es stellte sich lediglich die Frage nach seinem Pendant. "Ich denke, ich bin ein Spieler, der sich schnell anpassen kann, auch an unterschiedliche Partner in der Innenverteidigung", hatte Abraham im Mai noch gegenüber "Goal" erzählt.
Doch in der laufenden Spielzeit muss er darum kämpfen, überhaupt selbst als Partner in der Innenverteidigung infrage zu kommen. Die Konkurrenz um Niklas Süle, Yannick Vestergaard und Ermin Bicakcic tummelt sich geschlossen in den Top 10 der besten Bundesliga-Zweikämpfer, mit Tobias Strobl kam ein weiterer aus dem defensiven Mittelfeld hinzu.
Besonders Süle hat sich dabei hervor getan. Der 19-Jährige hat in der laufenden Saison noch keine einzige Minute verpasst und gehört zu den großen Konstanten im Team. Abraham hingegen kam nur auf zweit Kurzeinsätze gegen Werder und FSV Frankfurt (im Pokal).
Doch ausgerechnet die letzten beiden Partien, die aus Hoffenheimer Sicht grausam liefen, könnten Abraham Hoffnung machen: Nach sieben Gegentoren in zwei Spielen wird Trainer Markus Gisdol die Fehler der Defensive gewiss analysieren - und womöglich sogar Änderungen vornehmen.
Immanuel Höhn (SC Freiburg)
Startelf-Einsätze 2014/2015: 0
Startelf-Einsätze 2013/2014: 15
Rund 1800 Pflichtspielminuten hatte Immanuel Höhn vergangene Saison auf dem Buckel. Besonders in der Saisonmitte war er aus Christian Streichs Startelf kaum wegzudenken. "Immanuel hat ständig Schritte gemacht, ist sehr aufmerksam, sehr diszipliniert und will sich immer verbessern", htte ihn sein Coach gelobt.
Doch was sich schon zum Saisonende abgezeichnet hatte, wurde in der aktuellen Spielzeit bittere Realität: Höhn ist bestenfalls nur noch zweite, tendenziell eher dritte Wahl. Der 22-Jährige hatte immer wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen, die ihn zurückwarfen. Leistenbeschrwerden, Hüftprobleme, Kapselbandreizung - von allem etwas.
Auch deshalb kommt er in der aktuellen Saison auf keinen einzigen Einsatz im Profiteam. Stattdessen darf er in der Amateurmannschaft Spielpraxis sammeln und absolvierte bereits sechs Spiele für die Zweite des SC. Interessant wird sein zu sehen, wie lange das Talent sich mit seiner neuen Rolle zufrieden geben wird. Denn gerade nach dem jüngsten Freiburger Aufschwung (drei Pflichtspielsiege in Folge) hat Streich keinerlei Anlass, seine Defensive auszutauschen.
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