Am Freitag startet die 2. Bundesliga in die Spielzeit 2021/22. Nicht nur dank der prominenten Absteiger könnte es diesmal wirklich die stärkste Zweite Liga der Geschichte sein. Bevor es losgeht, werfen SPOX und Goalzusammen mit Ex-Schalke-Trainer und Zweitliga-Legende Peter Neururer einen Blick auf die 18 Klubs. Wer darf sich Hoffnungen auf den Aufstieg machen, für wen geht es nur um den Klassenerhalt? Das Power Ranking zum Zweitliga-Saisonstart.
Platz 18 - FC INGOLSTADT
Auftaktprogramm: Dynamo Dresden (A), 1. FC Heidenheim (H), SV Darmstadt 98 (A), 1. FC Nürnberg (H), SV Sandhausen (A)
"Wir sind auf einem super Weg. Es hätte ja nicht besser laufen können", sagte Geschäftsführer Manuel Sternissa nach dem Aufstieg und deutete damit auf die Erfolge der Fußball-Abteilung. Ingolstadt gehört wieder zu den 36 besten Teams Deutschlands, die Vorfreude ist dementsprechend groß. Dennoch warnt der FCI-Geschäftsführer auch: "Es wird natürlich nicht nur die beste, sondern auch die schwerste zweite Liga."
Mit der Transferbilanz haben die Ingolstädter ein Versprechen gehalten. Yassin Ben Balla (ablösefrei von Eintracht Braunschweig) und Jan-Hendrik Marx (ablösefrei von Waldhof Mannheim) stoßen lediglich zwei externe Spieler zum Aufsteiger, der sich selbst eine neue Kultur verordnet hat. Zukünftig will man vermehrt auf eigene Talente setzen, aufbauend auf den Erfolgen der eigenen Nachwuchsmannschaften. Auch der neue Trainer Roberto Pätzold kommt der eigenen Jugend. Die Durchlässigkeit im Club selbst ist Programm.
Doch Peter Neururer, der 342-Mal als Trainer im Unterhaus an der Seitenlinie stand, hält nicht so viel von den Schanzern.
"Für mich ist Ingolstadt klarer Absteiger. Die werden mit Sicherheit nichts anderes auf den Fahnen stehen haben", sagt Neururer im Gespräch mit SPOX und Goal über die Chancen der Ingolstädter. Die Entlassungen von Thomas Oral und Michael Henke nach Ablauf der letzten Saison kann er ebenfalls nicht nachvollziehen: "Wenn ein Verein im Stande ist, einen Aufstiegstrainer und einen Sportdirektor, der für lange Zeit kontinuierlich gute Arbeit gemacht hat, zu beurlauben, dann muss dort so viel Eigenartiges laufen. Deshalb muss man klar damit rechnen, dass Ingolstadt gegen den Abstieg spielen wird." Mit kaum Verstärkungen und einem de facto Drittliga-Kader wird es für die Schanzer tatsächlich schwierig die Klasse zu halten. Ingolstadt geht als Abstiegskandidat Nummer eins ins Rennen.
Platz 17 - FC ERZGEBIRGE AUE
Auftaktprogramm: 1. FC Nürnberg (A), FC St. Pauli (H), FC Schalke 04 (A), SC Sandhausen (H), Holstein Kiel (A)
Nach anfänglichen Schwierigkeiten stabilisierte sich Erzgebirge Aue am Ende der vergangenen Spielzeit, distanzierte sich von den Abstiegsplätzen und beendete die Saison letztlich sorgenfrei auf Platz zwölf. Das soll in diesem Jahr, wenn möglich, wiederholt werden, auch wenn das die Umstände deutlich schwieriger gestalten könnten.
In der bevorstehenden Saison muss man sich besonders in der Offensive neu aufstellen, denn mit Pascal Testroet (zwölf Tore, neun Vorlagen, nach Sandhausen) und Florian Krüger (elf Tore und sieben Vorlagen, nach Bielefeld) haben die besten Torjäger die Veilchen verlassen. Der neue Cheftrainer Aleksey Shpilevski soll diese Aufgabe nun lösen und Aue zum Klassenerhalt führen. Spannend wird, wie sich das Bayern-Talent Nicolas Kühn in der Liga machen wird. Der 21 Jahre alte Offensivspieler wurde per Leihe nach Aue geholt und soll sich weiterentwickeln.
"Aufgrund von strukturellen Problemen könnte Aue dieses Jahr reif sein. Was dort in der Führungsetage seit Jahren veranstaltet wird, ist irgendwann nicht mehr tragbar", glaubt Neururer an einen Direktabstieg der Sachsen. "Darüber hinaus wechseln mit Pascal Testroet und Florian Krüger zwei Torgaranten den Verein. Man hat im vergangenen Jahr schon gegen den Abstieg gespielt, deshalb wird es Aue dieses Jahr erwischen." Sollte auf dem Transfermarkt nicht noch nachgebessert werden und ein neuer Mann für das Sturmzentrum verpflichtet werden, fehlt den Auern die Lebensversicherung. Die Folge wird der direkte Abstieg am Saisonende sein.
Platz 16 - HANSA ROSTOCK
Auftaktprogramm: Karlsruher SC (H), Hannover 96 (A), 1. FC Heidenheim (A), Dynamo Dresden (H), Werder Bremen (A)
Die 2. Bundesliga hat Hansa Rostock vermisst. Und umgekehrt sieht es genauso aus. Neun Jahre ist es inzwischen her, dass die Hanseaten zuletzt zu den 36 Profi-Teams gehörten - das soll nun ein Dauerzustand werden. Im Umfeld hat die lang ersehnte Rückkehr in die 2. Bundesliga Euphorie ausgelöst. 11.500 Dauerkarten hat Rostock bereits abgesetzt, die Fans brennen auf die Partien gegen Klubs wie Bremen, Hamburg und Schalke.
Der große Erfolg ist Resultat ruhiger und bedächtiger Arbeit, die Vorstand Pieckenhagen und Trainer Jens Härtel in den vergangenen Jahren geleistet haben. Zweimal wurde Hansa Sechster, im Sommer gelang mit Platz zwei der direkte Aufstieg. Große personelle Veränderungen wird es in diesem Jahr nicht geben, mit Hanno Behrens (ablösefrei vom 1. FC Nürnberg), Ridge Munsy (kam für 300 Tsd. Euro von den Würzburger Kickers), Streli Mamba (kam per Leihe von Kairat Almaty) und Thomas Meißner (ablösefrei von Puskas AFC) hat man sich dennoch gut und sinnvolle verstärkt. Zudem konnte man das Team des Vorjahres weitestgehend zusammenhalten.
Dennoch: Hansa Rostock wird bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen müssen. "Rostock wird gegen den Abstieg spielen, auch wenn es nicht ganz so schlecht wie in Ingolstadt aussieht", meint Neururer. Sollte der Zweitliga-Verbleib über die Relegation gehen, wäre das bereits ein Erfolg.
Platz 15 - SV SANDHAUSEN
Auftaktprogramm: Fortuna Düsseldorf (H), Jahn Regensburg (A), Karlsruher SC (H), Erzgebirge Aue (A), FC Ingolstadt (H)
Am letzten Spieltag der vergangenen Saison war der SV Sandhausen bei der Aufstiegsfeier des VfL Bochum zu Gast. Erst als erster Gratulant, dann mit einer eigenen Party, denn ebenso wie Regensburg retteten sich die Kurpfälzer erst im Schlussspurt. Nun geht man in die zehnte Zweitliga-Spielzeit in Serie.
Um auch in der kommenden Saison am Ende wieder etwas zu feiern zu haben, hat die Mannschaft Zuwachs bekommen. Zwar haben Diego Contento (vereinslos) und Kevin Behrens (ablösefrei zu Union Berlin) den SVS verlassen, dafür sind Gianluca Gaudino (ablösefrei vom FC St. Gallen), Patrick Drewes (ablösefrei vom VfL Bochum) und Pascal Testroet (ablösefrei vom FC Erzgebirge Aue) nun mit an Bord. Vor allem Letzterer darf als echte Verstärkung angesehen werden.
Im zehnten Zweitliga-Jahr wird der Nichtasbteig dennoch eine Herausforderung. "Seit Jahren werden die Sandhäuser als Abstiegskandidat genannt und dieses Jahr gehören sie für mich auch wieder dazu", schätzt Neururer die Lage ein. "Bisher haben sie es immer geschafft sich zu retten, irgendwann ist aber mal Ende. Für den SV wird es in diesem Jahr sehr schwer werden." Dem ist nichts hinzuzufügen. Sandhausen hat zwar nicht den schlechtesten Kader der Liga, dennoch wird es schwer werden.
Platz 14 - DYNAMO DRESDEN
Auftaktprogramm: FC Ingolstadt (H), Hamburger SV (A), Hannover 96 (H), Hansa Rostock (A), SC Paderborn (H)
Dem tränenreichen Abschied aus der 2. Bundesliga folgte zwar der direkte Wiederaufstieg. Doch in der stark besetzten Spielklasse werden die Sachsen vom ersten Spieltag an noch mehr gefordert sein als in der vergangenen Saison, die mit der Drittliga-Meisterschaft endete.
Das Fundament steht, auch wenn der 31 Mann starke Kader aus höchst unterschiedlichen Charakteren besteht. "Die Mannschaft wächst immer besser zusammen. Sie war ja eh schon eine gute Gemeinschaft und ich habe ein gutes Gefühl, das Klima ist gut. Es ist harmonisch, ohne dass wir uns nur in den Armen liegen und alles Friede, Freude, Eierkuchen ist - es geht schon auch zur Sache auf dem Platz. So soll es sein", meinte Trainer Alexander Schmidt.
Neururer sieht bei den Sachen gute Chance, die Liga zu halten: "Von den Aufsteigern hat Dresden für mich die besten Chancen auf den Klassenerhalt. Die können bei gutem Verlauf ins gesunde Mittelfeld rücken. Vor allem dann, wenn Zuschauer wieder zugelassen werden. Dann hat Dynamo wirklich Heimspiele", so Neururer. Vor allem über Kampf- und Teamgeist soll es gehen, dann kann Dynamo auf jeden Fall den Nichtabstieg packen.
Platz 13 - JAHN REGENSBURG
Auftaktprogramm: SV Darmstadt 98 (A), SV Sandhausen (H), Holstein Kiel (A), FC Schalke 04 (H), FC St. Pauli (H)
Erst am 34. Spieltag der letzten Saison war klar, dass der Jahn auch in dieser Spielzeit Zweitligist sein würde. Obwohl die 2. Bundesliga in der kommenden Saison wohl die bestbesetzte in der Geschichte sein wird, hat Trainer Mersad Selimbegovic kaum Zweifel daran, dass das Ziel früh unter Dach und Fach sein wird. Wenn möglich, dann mit der Hilfe der Fans, wie er beim Trainingsauftakt sagte: "Man hat bei den Jungs auch diese Freude gespürt. Ich hoffe, dass wir nie wieder auf dieses Zusammenspiel zwischen Fans und Mannschaft verzichten müssen."
Kurz vor Saisonstart vermeldete der Jahn den Zugang einer weiteren Verstärkung: Von Excelsior Rotterdam stieß Angreifer Joel Zwarts dazu. Ein Stürmer, der nach Aussagen der Verantwortlichen eine echte Bereicherung sein wird. Zudem kommt mit Sarpreet Singh ein großes Talent vom FC Bayern, der dort das ein oder andere Mal seine Klasse schon unter Beweis stellte. Verlassen wird den Verein hingegen Linksaußen Aaron Opoko, der nach seiner Leihe zum HSV zurückkehrt.
Die Mannschaft von Trainer Selimbegovic strebt einmal mehr den Klassenerhalt an. Zum fünften Mal in Folge soll das gelingen, wenn alles nach Plan läuft, hat der Jahn mit dem Abstieg in diesem Jahr weniger zu tun. Dafür sind andere Teams wohl zu schwach.
Platz 12 - KARLSRUHER SC
Auftaktprogramm: Hansa Rostock (A), SV Darmstadt 98 (H), SV Sandhausen (A), Werder Bremen (H), 1. FC Nürnberg (A)
Karlsruhe spielte im Kampf um den Aufstieg in der letzten Saison im Vergleich zu Holstein Kiel, Hamburg und F95 eine geringere Rolle. Nach dem 24. Spieltag etwa lagen die Badener aber nur drei Punkte hinter Relegationsplatz drei, obwohl man als klarer Abstiegskandidat in die Spielzeit gegangen war.
Bislang verstärkte sich Karlsruhe neben dem schon im vergangenen Jahr ausgeliehenen Philip Heise (kam ablösefrei von Norwich City) und Leon Jensen (kam ablösefrei vom FSV Zwickau) hauptsächlich mit Spielern aus der eigenen U19. Schmerzen dürften aber die Abgänge von Kevin Wimmer (Leih-Ende) und Benjamin Goller (Leih-Ende).
"Sie haben im vergangenen Jahr eine überragende Rückrunde gespielt und sich mit einem einstelligen Tabellenplatz belohnt. Dieses Jahr wird das nur mit viel Glück möglich sein", sagt Neururer. Über das Potenzial, oben mitzuspielen, verfügt der KSC also - dennoch dürfte man unter Trainer Christian Eichner mit dem Ziel des Klassenerhalts in dieses Spieljahr gehen.
Platz 11 - SC PADERBORN
Auftaktprogramm: 1. FC Heidenheim (A), 1. FC Nürnberg (H), Werder Bremen (A), FC St. Pauli (H), Dynamo Dresden (A)
Genau wie in Darmstadt startet der SC Paderborn mit einem neuen Trainer in die Saison 21/22. Lukas Kwasniok übernimmt das Amt von Steffen Baumgart, der in die Bundesliga zum 1. FC Köln gewechselt ist. Kwasniok hat nun die Aufgabe, die richtige Balance beim SCP zu finden.
Nach einigen Top-Abgängen (u.a. Sebastian Vasiliadis nach Bielefeld, Sebastian Schonlau nach Hamburg und Christopher Antwi-Adjei nach Bochum), sollen es vor allem junge Spieler wie Jasper van der Werff (kam per Leihe von RB Salzburg) oder Fabrice Hartmann (kam per Leihe von RB Leipzig) richten.
Die Ostwestfalen haben das Potential, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben und das gesicherte Mittelfeld zu erreichen. Weiter nach vorne ist nur schwer was möglich, auch weil man zu viele wichtige Stammspieler abgeben musste.
Platz 10 - SV DARMSTADT 98
Auftaktprogramm: Jahn Regensburg (H), Karlsruher SC (A), FC Ingolstadt (H), Hamburger SV (A), Hannover 96 (H)
Lange sah es so aus, als würde Darmstadt 98 in der letzten Saison einen unteren Tabellenplatz belegen oder sogar gegen den Abstieg spielen, doch die Lilien legten einen phänomenalen Schlussspurt hin und verloren ab dem 28. Spieltag keine Partie mehr (sechs Siege, ein Remis).
Bei einem sind sich die Südhessen vor dem Startschuss der neuen Spielzeit treu geblieben: Mit Torsten Lieberknecht steht mal wieder ein neuer Trainer zum Saisonbeginn am Spielfeldrand. Im Sommer 2020 übernahm Markus Anfang das Amt von Dimitrios Grammozis. Anfang wechselte zu Werder Bremen, woraufhin Lieberknecht den Trainerposten ab Juli übernahm.
Sollten die Lilien an die starken Leistungen aus dem Saisonendspurt anknüpfen können, darf sich auch der neue Coach über einige Punkte am Böllenfalltor sowie einen gesicherten Mittelfeldplatz freuen.
Platz 9 - 1. FC NÜRNBERG
Auftaktprogramm: Erzgebirge Aue (H), SC Paderborn (A), Fortuna Düsseldorf (H), FC Ingolstadt (A), Karlsruher SC (H)
Angeführt von Dieter Hecking will der 1. FC Nürnberg wieder im oberen Tabellendrittel angreifen. Der Sportvorstand schickt seinen Trainer Robert Klauß in das zweite Jahr und hat den Club schon früh in der Vorbereitung in sichere Gefilde geleitet.
Der Kader steht schon seit mehreren Wochen fest, nun müssen alle an einem Strang ziehen, um den Traditionsverein wieder zu Erfolgen zu führen. Hecking wünscht sich dabei vom erst 36 Jahre alten Cheftrainer vor allem "mehr Emotionen neben dem Platz".
Sollte Nürnberg sein Potential auf den Platz bekommen, wird mit Sicherheit mehr als Platz elf, den der Club 2020/2021 belegte, herausspringen. Für ganz vorne reicht die Qualität allerdings nicht aus.
Platz 8 - FC ST. PAULI
Auftaktprogramm: Holstein Kiel (H), Erzgebirge Aue (A), Hamburger SV (H), SC Paderborn (A), Jahn Regensburg (H)
Die Hinrunde der letzten Saison sah für den FC St. Pauli sehr nach Abstieg aus, aber wie sich das Team von Timo Schultz noch mal fing, war beeindruckend. In der Rückrunde legten die Hamburger den Schalter um und holten fünf Siege in Folge. Am Ende kletterten sie vom 17. auf den 10. Tabellenplatz.
Mit Nikola Vasilj (ablösefrei von Zorya Lugansk), Lars Ritzka (ablösefrei vom SC Verl), Jovan Medic (für 400 Tsd. Euro von Wehen Wiesbaden), Jackson Irvine (ablösefrei von Hibernian FC), Etienne Amenyido (für 400 Tsd. Euro vom VfL Osnabrück) und Eric Smith (für 600 Tsd. Euro von KAA Gent) sollen vor allem die Abgänge der wichtigen Leihspieler der vergangenen Saison (Rodrigo Zalazar und Omar Marmoush) kompensiert werden.
"Die Hinrunde war katastrophal im vergangenen Jahr und nur eine überragende Rückrunde hat sie gerettet. Man darf aber nicht vergessen, dass die Leistungsträger, die dafür gesorgt haben, den Verein verlassen haben. Trotzdem traue ich St. Pauli eine gute Saison zu", meint Neururer. Kann St. Pauli seine Form aus der vergangenen Rückrunde konservieren, steht eine sorgenfreie Spielzeit bevor. Schwächeln die Klubs an der Spitze, ist eventuell sogar mehr drin. Viel wird davon abhängen, wie die Neuzugänge einschlagen.
Platz 7 - 1. FC HEIDENHEIM
Auftaktprogramm: SC Paderborn (H), FC Ingolstadt (A), Hansa Rostock (H), Hannover 96 (A), Hamburger SV (H)
Der 1. FC Heidenheim hat sich über die Jahre als feste Größe der 2. Bundesliga etabliert und geht bereits in seine 8. Saison - und das wieder unter Frank Schmidt. Der 47-Jährige ist sogar schon seit 15 Jahren Trainer an der Brenz und führte den FCH aus der Oberliga Baden-Württemberg 2007/08 bis in die 2. Bundesliga (2014). Um ein Haar verpasste man 2019/20 sogar den Aufstieg in die Bundesliga. Nach einem 0:0 im Hin- und einem 2:2 im Rückspiel gegen Werder Bremen blieb die Sensation auf den letzten Metern aus.
Abgesehen von Heidenheim-Legende Marc Schnatterer, dessen auslaufender Vertrag nach 13 Jahren nicht mehr verlängert wurde, verzeichnen die Heidenheimer keine großen individuellen Abgänge. Mit Tim Kleindienst wechselt ein Top-Zweitligastürmer zudem aus Gent zurück zum FC.
Nach einer eher enttäuschenden Saison 20/21 (Platz acht) will Heidenheim zur neuen Spielzeit wieder oben angreifen. Die Qualität dazu ist da, auch wenn vieles gut laufen muss, um ganz vorne mitzuspielen.
Platz 6 - HANNOVER 96
Auftaktprogramm: Werder Bremen (A), Hansa Rostock (H), Dynamo Dresden (A), 1. FC Heidenheim (H), SV Darmstadt 98 (A)
Knapp zwei Wochen, nachdem sich Hannover 96 und Trainer Kenan Kocak getrennt hatten, stand der neue Mann vor der Tür. Und Jan Zimmermann kam mit einer starken Empfehlung, den Regionalligisten TSV Havelse über die Relegation in die 3. Liga geführt zu heben. Nun soll er bei den Niedersachsen, die als 13. der vergangenen Saison ihren Erwartungen etwas hinterherliefen, vieles neu richten.
Die ersten Wochen unter dem 41-Jährigen waren vielversprechend. Als prominenteste Neuzugänge präsentierte der Klub Sebastian Stolz (ablösefrei von Jahn Regensburg), Sebastian Ernst (ablösefrei von Greuther Fürth) und Sebastian Kerk (für 50.000 Euro vom VfL Osnabrück), Marcel Franke ist neuer Kapitän. Kompensieren muss das Team jedoch den Abgang von Genki Haraguchi, der ablösefrei zu Union Berlin wechselt
"In den vergangenen Jahren hat man dort oft vom Aufstieg geredet, dieses Jahr ist das erstmals nicht der Fall. Das kann den Druck nehmen", so Neururer, der 1994/1995 und 2005 bis 2006 selbst auch in Hannover arbeitete. Seit gefühlt einer Ewigkeit herrscht in Hannover so etwas wie Aufbruchsstimmung. 96 hat durchaus die Qualität, oben mitzuspielen, allzu große Hoffnungen sollte man sich aufgrund der starken Konkurrenz aber nicht machen. Im Rennen um die ersten drei Plätze ist man nur mit Außenseiterchancen dabei.
Platz 5 - HOLSTEIN KIEL
Auftaktprogramm: FC St. Pauli (A), FC Schalke 04 (H), Jahn Regensburg (H), Fortuna Düsseldorf (A), Erzgebirge Aue (H)
Zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren in der 2. Bundesliga schaffte es Kiel in der vergangenen Saison überraschend in die Bundesliga-Relegation. Zwar scheiterten die Störche dort wie schon 2017/18, erneut hatten sie aber ihre Klasse eindrucksvoll bewiesen.
Mit Trainer Ole Werner, Alexander Mühling und Hauke Wahl sowie Routinier Fin Bartels sind einige Leistungsträger weiter Teil der Mannschaft, die mittlerweile allerdings auf Jae-sung Lee (ablösefrei zum FSV Mainz 05) und Janni Serra (ablösefrei zu Arminia Bielefeld) verzichten muss.
"Seit Jahren machen die Verantwortlichen dort eine hervorragende Arbeit und verfolgen ein kluges Konzept samt guter Kontinuität", lobt Neururer die Arbeit der Kieler. Doch stellt sich die Frage, ob man die Abgänge der Leistungsträger kompensieren kann. Wenn ja, gehören sie für mich zu den Aufstiegskandidaten." Als der große Aufstiegsfavorit, der über seine reine individuelle Klasse oben mitmischen kann, wird Kiel nicht an den Start gehen. Jedoch zeigten die Kieler schon im vergangenen Jahr, dass mit ihnen zu rechnen ist, eine erneute Überraschung ist also nicht ausgeschlossen.
Platz 4 - HAMBURGER SV
Auftaktprogramm: FC Schalke 04 (A), Dynamo Dresden (H), FC St. Pauli (A), SV Darmstadt 98 (H), 1. FC Heidenheim (A)
Das noch vor wenigen Jahren als aus der Bundesliga unabsteigbar geltende Hamburg startet bereits in seine vierte Spielzeit in der 2. Bundesliga. Einfacher dürfte es dabei nicht geraten, stiegen mit Nordrivale Bremen und Schalke doch zwei weitere frühere Bundesliga-Spitzenvereine ab. Der neue Übungsleiter Tim Walter steht also vor einer echten Herausforderung.
Torjäger Simon Terodde verloren die Hamburger an den Konkurrenten Schalke 04, Sven Ulreich ist zurück beim FC Bayern und Rick van Drongelen wechselte zu Union Berlin. Einen echten Königstransfer hat der HSV auf der anderen Seite nicht zu bieten. Mit Robert Glatzel kam ein ambitionierter Mittelstürmer als Ersatz für Terodde, als gleichwertigen Ersatz kann man dies aber nicht betrachten. Viel Geld konnte der Traditionsklub nach dem erneut verpassten Aufstieg und wegen der Corona-Pandemie nicht in die Hand nehmen.
Vielleicht nimmt es dem HSV etwas Druck, dass er dieses Mal nicht als klarer Favorit auf den Aufstieg gilt. "Wenn sie aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, müssten sie eigentlich vorne mitspielen", meint Neururer. Trotzdem: Die Qualität lässt noch zu wünschen übrig. Sollte auf dem Transfermarkt nicht noch etwas passieren, wird der Aufstieg für den HSV eine echte Herausforderung.
Platz 3 - FORTUNA DÜSSELDORF
Auftaktprogramm: SV Sandhausen (A), Werder Bremen (H), 1. FC Nürnberg (A), Holstein Kiel (H), FC Schalke 04 (A)
Für den letztjährigen Absteiger Fortuna Düsseldorf und seinem neuen Coach Christian Preußer geht es darum, nach einem durchschnittlichen Jahr wieder vorne anzugreifen und um den Aufstieg mitzuspielen.
Der Top-Transfer ist Felix Klaus, der nach einer Leihe für 1,1 Mio. Euro fest vom VfL Wolfsburg verpflichtet wurde, zudem kommt Khaled Narey ablösefrei vom HSV. Mit Kenan Karaman (ablösefrei zu Besiktas Istanbul) und Kevin Danso (Leih-Rückkehr zum FC Augsburg) verliert die Fortuna allerdings auch zwei wesentliche Leistungsträger.
Das Team ist mit einem Haufen junger Talente gespickt, für die Qualität der beiden Bundesliga-Absteiger reicht es aber nicht. Sollten diese jedoch schwächeln, kann die Fortuna zur Mannschaft der Stunde werden. Mut macht vor allem die vergangene Rückrunde, als man nach schwachem Saisonstart beinahe noch im Aufstiegsrennen mitgespielt hätte.
Platz 2 - WERDER BREMEN
Auftaktprogramm: Hannover 96 (H), Fortuna Düsseldorf (A), SC Paderborn (H), Karlsruher SC (A), Hansa Rostock (H)
Erst zum zweiten Mal überhaupt musste Bremen den Gang in die 2. Bundesliga antreten, standesgemäß gehen die Hanseaten also als einer der großen Favoriten auf den Aufstieg in diese Saison. Aber: Werder steht vor einer schwierigen Aufgabe, muss unter seinem neuen Trainer Markus Anfang den Umbruch schaffen - der schon einigen etablierten Clubs, die abgestiegen waren, Schwierigkeiten bereitete.
Abgesehen von den Abgängen von Milot Rashica (für 11 Mio. Euro zu Norwich City), Niklas Moisander (ablösefrei zu Malmö FF) und Theodor Gebre Selassie (ablösefrei zu Slovan Liberec) haben es die Bremer geschafft, ihr Erstligateam weitestgehend zusammenzuhalten. Eine schlagkräftige Mannschaft, die mit Bayerns Defensiv-Youngster Lars-Lukas Mai und dem Südkoreaner Kyu-hyun Park (für 250 Tsd. Euro von Ulsan Hyundai) verstärkt wurde, haben die Norddeutschen somit allemal.
"Bei Bremen wird entscheidend sein, wie die Mannschaft am Ende des Transferfensters aussieht. Im Augenblick werden immer noch Spieler abgegeben, das könnte auch Werder treffen", sagt Neururer. Kann der SVW seine starke individuellen Besetzung zusammenhalten, wird man aber auf jeden Fall um eine Bundesliga-Rückkehr mitspielen. Zu einem Selbstläufer dürfte die jedoch nicht geraten.
Platz 1 - FC SCHALKE 04
Auftaktprogramm: Hamburger SV (H), Holstein Kiel (A), Erzgebirge Aue (H), Jahn Regensburg (A), Fortuna Düsseldorf (H)
Nach über 30 Jahren im Oberhaus musste der FC Schalke 04 vergangene Saison zum vierten Mal nach 1981, 1983 und 1988 den bitteren Gang in die zweite Liga bestreiten. Und auch wenn man dies als abgeschlagener Tabellen-18. tat, ist klar, dass alles andere als der direkte Wiederaufstieg nicht akzeptabel ist. Zu viel Geld steht für die Knappen auf dem Spiel, als drohendes Beispiel muss man sich nur den HSV anschauen. Die Rückkehr in die Bundesliga ist also quasi alternativlos.
S04 geht mit dem Vorteil in die Saison, dass Coach Dimitrios Grammozis bereits im März übernahm, das Team dementsprechend kennt und nach seinen Vorstellungen auf- und umbauen durfte. Auch die lange Planungszeit (der sichere Abstieg stand praktisch schon im Frühjahr fest) dürfte den Knappen in die Karten gespielt haben. Mit Simon Terodde sicherte sich Königsblau zudem einen der besten Torjäger der Geschichte der 2. Bundesliga - der im neuen Spieljahr sogar zum historisch besten Torschützen der Liga avancieren könnte. Von den Altlasten des Vorjahres hat man sich getrennt und das Team mit Spielern wie Danny Latza (FSV Mainz 05), Dominick Drexler (1. FC Köln), Marius Bülter (Union Berlin) und Martin Fraisl (ADO Den Haag) sinnvoll verstärkt.
Schalke ist der Top-Favorit auf den direkten Aufstieg, sicher kann sich in Anbetracht der Unruhen der vergangenen Jahre aber nicht sein, dass nicht die nächste große Enttäuschung ansteht. Das sieht auch Neururer so. Einen Top-Favoriten auf den Aufstieg gibt es für ihn nicht. Die zweite Liga sei "eine komplett andere Sportart. Wenn sie frühzeitig annehmen und begreifen, kann es funktionieren. Die Qualität der Spieler ist da. Das große Problem wird sein, dass es für jedes Team, das gegen Schalke spielt, das Saisonhighlight wird. Damit musst du klarkommen." Der Start wird dementsprechend entscheidend, Königsblau braucht Euphorie und Ruhe gleichermaßen. Gelingt das, gelingt auch der direkte Wiederaufstieg.