Verschwörungstheorien nach dem Drama

SPOX
19. November 200712:26
SPOXGetty
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München - Die Fußball-Großmächte wankten, aber sie fielen nicht. Weltmeister Italien ist nach einem glücklichen 2:1 gegen Schottland sicher bei der EM dabei. Und auch England ist dank Israels Schützenhilfe (2:1 gegen Russland) zunächst vor dem K.o. bewahrt worden. Die Three Lions haben nun am Mittwoch gegen Kroatien ihr Endspiel um die EM-Teilnahme - schon ein Remis würde dabei genügen.

Schottlands Trainer Alex McLeish ließ nach der Pleite gegen Italien, die das EM-Aus für die Bravehearts bedeutete, kein gutes Haar an Schiedsrichter Manuel Gonzalez. Der Spanier entschied in der Nachspielzeit zu Unrecht auf einen Freistoß für Italien, den Christian Panucci zum 2:1 Siegtreffer nutzte.

"Das war eine lächerliche Entscheidung", schimpfte McLeish. "Ich habe mir die Szene noch einmal im Fernsehen angeschaut. Es ist unglaublich. Aber in knappen Situationen entscheiden die Schiris meist zu Gunsten der großen Teams." 

Italien war das naturgemäß ziemlich egal. "Diese Mannschaft kann es mit allen aufnehmen", sagte Coach Roberto Donadoni und ließ seine Gedanken schon in die Zukunft schweifen: "Es gibt niemanden, vor dem wir Angst haben müssen."

Jubel über das Ergebnis aus Tel Aviv 

Donadoni, vor kurzem noch heftigst in der Kritik, wird für die erfolgreiche Qualifikation in der italienischen Presse gefeiert.

Auch Englands Steve McClaren könnte Ähnliches widerfahren, wenn die Three Lions am Mittwoch gegen die bereits qualifizierten Kroaten den erforderlichen Punkt einfahren. Der viel Gescholtene verfolgte in einem Hotel außerhalb von London, wie Israels Omer Golan in der Nachspielzeit den für England entscheidenden 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit gegen Russland erzielte.

"Was für ein toller Abend, der solch phantastische Neuigkeiten für uns alle brachte", jubelte McClaren nach dem Schlusspfiff der Partie in Tel Aviv. "Ich habe immer daran geglaubt, dass es sich im letzten Spiel gegen Kroatien entscheiden wird. Zum Glück ist es so gekommen."

So reagierte die Presse auf die Spiele vom Samstag:

The Scotsman (Schottland): "Der Traum ist vorbei. Die Hoffnungen auf die EM wurden zerstört nach einer grausamen Niederlage. Italien hatte viele Chancen, aber es war Toni, der den Job erledigte. Er ist einer der großen Torjäger unserer Zeit."

Sunday Herald (Schottland): "Der Traum ist tot. Die Todesgruppe hat ihre tödliche Wirkung in der Nachspielzeit entfaltet. Es gab Tränen, ja. Aber weil Schottland nur knapp gegen den Weltmeister verloren hat, darf es sich als moralischer Sieger fühlen."

"BBC" (England): "Packt die Kuhglocken weg und sagt die Jodel-Kurse ab: Schottland fährt nicht zur EM. Die italienischen Schwergewichte hingen lange Zeit in den Seilen, aber zwei Tiefschläge ließen die Schotten nach 90 herzzerreißenden Minuten zerstört zurück."

Gazzetta dello Sport (Italien): "Europa, wir kommen! Es lebe Italien! Donadoni hat uns zur EM gebracht. Er hat ganz stark gearbeitet und seine Kritiker zum Schweigen gebracht. Toni ist unersetzbar. Er hat unglaubliche Arbeit geleistet, Italien zur EM geschossen und mit nun 30 Jahren die totale Reife erreicht."

Corriere dello Sport (Italien): "Donadoni hat endlich überzeugt, die Qualifikation ist geschafft. Die vielen Skeptiker, die Donadoni angegriffen hatten, schweigen jetzt. Die italienische Mannschaft hat so gut funktioniert und harmoniert wie ein Orchester."

Tuttosport: "Italien feiert - die Azzurri fliegen über Europa! Donadoni kann endlich lachen. Toni hat gekämpft wie ein Löwe, ließ sich von der Müdigkeit nicht umwerfen und war der Fixpunkt, an dem sich die Mannschaft aufgerichtet hat."

The Guardian (England): "Wie viel Glück kann man haben? McClaren fällt ein Stein vom Herzen, dank Israels Sieg werden die englischen Fans am Mittwoch die Nationalelf anfeuern, statt frustriert herumzusitzen. Vielleicht bekommt McClaren doch noch die Chance, bis zur EM zu bleiben."

Sunday Express (England): Israel reicht McClaren die helfende Hand. Jetzt müssen er und die erleichterte Nation darauf hoffen, dass die Mannschaft am Mittwoch mental nicht einbricht. Bringt uns gefälligst zur EM!