Sie sind jung, begnadet - und bald auch erfolgreich? In der Primera Division tummeln sich Supertalente in Scharen. SPOX stellt die zehn hoffnungsvollsten Youngster vor.
Jean-Marie Dongou (18, FC Barcelona)
Position: Mittelstürmer
Vertrag bis: 2014
Kameruner, Barcelona, Mittelstürmer. Fehlt nur noch ein bisschen Talent und schon wird man als neuer Samuel Eto'o gepriesen. Willkommen in der Welt von Jean-Marie Dongou. Der 18-Jährige gilt als eines der vielversprechendsten Juwele aus La Masia. In den Jugendteams knipste er nach Belieben, in der Nachwuchs-Königsklasse NextGen-Series spielte er groß auf. Kein Wunder, dass ManCity-Sportdirektor Txiki Begiristain sich den Nachwuchsstürmer längst auf die Einkaufsliste geschrieben haben soll.
In der vergangenen Sommerpause hatte Dongou dann seinen ersten großen Auftritt: Vor den Augen von Neu-Coach Gerardo Martino schnürte er beim 7:0 gegen Valerenga Oslo einen Doppelpack und zeigte damit erstmals auf großer Bühne seine Qualitäten: Dongou ist schwer vom Ball zu trennen und hat einen außergewöhnlich explosiven Antritt. Für seine zarten 18 Jahre ist er körperlich seinen Alterskollegen weit voraus. Sein Jugendcoach Oscar Garcia prophezeite ihm einst: "Der Junge hat kein Limit, keine Obergrenze, solange er seine Entwicklung so fortsetzt."
Carlos Henrique Casemiro (21, Real Madrid)
Position: Defensives Mittelfeld
Vertrag bis: 2017
Monatelang versuchte Jose Mourinho, Javi Martinez nach Madrid zu locken. Doch der landete in München und Real schaute in die Röhre. Jetzt, wo das Kapitel Mourinho beendet ist, verfügen die Königlichen plötzlich über einen Spieler vom Typ Martinez. Carlos Casemiro ähnelt Bayerns 40-Millionen-Mann in vielfacher Hinsicht: Der Brasilianer ist ein Staubsauger, der alleine durch Antizipation und Stellungsspiel gegnerische Angriffe im Keim erstickt. Robustheit und Kopfballstärke runden das Bild ab.
Casemiro kam im Winter aus Sao Paolo, die Leihgabe durfte ein halbes Jahr in der zweiten Mannschaft vorspielen. Der 22-Jährige überzeugte und Real zog die Kaufoption. Die Perspektive unter Neu-Trainer Carlo Ancelotti scheint aussichtsreich: Casemiro ist der Gewinner der Vorbereitung und mauserte sich zu einem ernsthaften Konkurrenten im Rennen um die Sechser-Position - auch für Sami Khedira. Denn Casemiro weiß: "Ancelotti ist zufrieden mit mir." Dementsprechend forsch formuliert er sein persönliches Ziel: "Natürlich bin ich hier, um mir einen Stammplatz zu erkämpfen." Und tatsächlich: Laut "Marca" winkt ihm ein Platz in der Startelf gegen Real Betis.
Oliver Torres (18, Atletico Madrid)
Position: Offensives Mittelfeld
Vertrag bis: 2017
Oliver Torres dürfte drei Kreuze gemacht haben, als er kürzlich von Diegos Interview mit dem Radiosender "Cadena Cope" hörte. Darin beendete der Wolfsburger die Spekulationen über einen Wechsel zu Atletico Madrid endgültig. Gute Nachrichten für Torres, der ebenfalls auf der Spielmacher-Position zu Hause ist. Im Falle einer Diego-Verpflichtung wären seine Einsatzchancen wohl gegen Null gesunken. So hat Torres zwar noch immer den gesetzten Koke vor sich, doch der quirlige Zehner darf sich nun größere Hoffnungen auf Minuten machen. Insbesondere vor und nach Champions-League-Wochen, wenn Stammspieler für die Königsklasse geschont werden.
Torres ist ein typischer spanischer Mittelfeldspieler. Überqualifiziert in Sachen Ballbehandlung und Übersicht, mit einem vorzüglichen Passspiel ausgestattet. Sein Manko: Die Defensivarbeit lässt er gerne mal links liegen, bisweilen ignoriert er Lücken im eigenen Verbund. Doch im Spiel nach vorne ist der Youngster eine Waffe, denn ihn zeichnet noch eine weitere besondere Eigenschaft aus: Selbst in schweren Drucksituationen weiß sich der 18-Jährige stets zu befreien. Die üblichen Verdächtigen (Manchester City, FC Barcelona usw.) sollen bereits Interesse angemeldet haben. Auch deshalb bremst Trainer Diego Simeone die Euphorie: "Er ist ein Perspektivspieler. Wir sollten nicht ungeduldig sein."
Juan Bernat (20, FC Valencia)
Position: Linksverteidiger / Linksaußen
Vertrag bis: 2015
Bernat ist Valencianista durch und durch. Seit seinem siebten Lebensjahr trägt er das Trikot von Los Che. Bei der ersten Mannschaft kommt er seit rund zwei Jahren zu Kurzeinsätzen, der Durchbruch ist ihm bisher jedoch nicht gelungen. Unter Neu-Trainer Miroslav Djukic will der 20-Jährige den nächsten Angriff unternehmen. Auch, weil ihn Djukic im Gegensatz zu Vorgänger Ernesto Valverde nicht als Linksaußen, sondern als Linksverteidiger sieht.
Dort ist die Konkurrenz mit Andres Guardado und Aly Cissokho jedoch ähnlich groß wie im Mittelfeld. Dennoch gibt sich Bernat kämpferisch, er will sich bei Valencia unbedingt durchsetzen: "Ich will nicht ausgeliehen werden. Ich werde meine Gelegenheit bekommen", so der Spanier. Wenn er bis dahin seine Ballverliebtheit und den Hang zu überflüssigen Übersteigern zurückschraubt und sich auf seine tatsächlichen Stärken (Turbo-beschleunigte Flankenläufe und gutes Auge für den Mitspieler) konzentriert, stehen seine Chancen nicht schlecht.
Geoffrey Kondogbia (20, FC Sevilla)
Position: Zentrales Mittelfeld / Linkes Mittelfeld
Vertrag bis: 2017
Arsenal, Chelsea, Manchester United - das volle Premier League Programm! Alle jagen sie Geoffrey Kondogbia, wird in englischen Medien kolportiert. Sevilla-Präsident Jose del Nido hat davon langsam die Nase voll und stellte kürzlich klar: "Kondogbia ist nicht auf dem Markt!" Wer ihn holen wolle, müsse die 20 Millionen Euro starke Ausstiegsklausel berappen. Für die unmittelbare Konkurrenz hat del Nido sogar eine besondere Botschaft übrig: " Jedes Team aus unserer Liga, das versucht, ihn zu verpflichten - lasst es bleiben! Wir werden es als Angriff auffassen."
Sevillas Präsident weiß, was er an Kondogbia hat. Der 20-Jährige entwickelte sich schon vergangene Saison zum Leistungsträger, spulte knapp 2000 Einsatzminuten in der Primera Division ab. Schnell etablierte er sich auf der Sechs neben Gary Medel. Seine Übersicht und Präsenz auf dem Platz imponierten Trainer Unai Emery, doch noch beeindruckender war seine Konstanz. In seiner ersten Saison beim FC Sevilla zeigte Kondogbia für einen 19-Jährigen erstaunlich geringe Leistungsschwankungen. Für die kommende Spielzeit scheint dem "neuen Patrick Vieira" (englischer Boulevard) ein Stammplatz sicher.
Seite 2: Thiagos Bruder, Bales Nachfolger und der optimale Konterstürmer
Saul Niguez (18, Rayo Vallecano)
Position: Zentrales Mittelfeld
Vertrag bis: 2017 (bis 2014 ausgeliehen von Atletico Madrid)
Mit 15 Jahren trainierte er an der Seite von Diego Forlan und Sergio Agüero. Mit 17 Jahren und 108 Tagen debütierte er für Atletico und wurde der jüngste in Europa eingesetzte Spieler im Dress der Colchoneros. Mit 18 Jahren durfte er für Spaniens U 21 ran. Saul Niguez erlebte bisher einen rasanten Aufstieg. Damit dieser nicht ins Stocken gerät, ließ er sich für eine Saison an Rayo Vallecano ausleihen, um Spielpraxis zu sammeln. "Es war die beste Option, um mich in der Primera Division zu etablieren", so der Youngster über den Wechsel.
Diese Chance dürfte er bei Rayo nach dem Abschied von Javi Fuego erhalten. Der 29-Jährige machte vergangene Saison 35 Spiele auf der Sechs, wechselte aber im Sommer nach Valencia - eine Steilvorlage für Niguez! Allerdings kann er auch im linken Mittelfeld eingesetzt werden, wo sein außergewöhnliches Tempo und seine bemerkenswerte Technik wohl besser zum Ausdruck kämen.
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Alvaro Vadillo (18, Real Betis)
Position: Linksaußen / Rechtsaußen
Vertrag bis: 2016
Am 15. Oktober 2011 wurde Alvaro Vadillos Alptraum plötzlich Wirklichkeit. Knapp zwei Monate nach seinem Debüt als zweitjüngster Spieler in der Primera Division verletzte sich der 17-Jährige schwer. In einem Zweikampf mit Sergio Ramos verdrehte er sich das Knie so übel, dass es schon beim Zusehen schmerzte. Die Folge: Ein halbes Jahr Zwangspause. 22 Monate später steht das Juwel vor dem Durchbruch. Das Knie hält, das Interesse ist groß, die Perspektive scheint vielversprechend. Trotz Anfragen prominenter Klubs wird Vadillo bei Real Betis bleiben: "Wir hören uns keine Angebote für Vadillo an. Wir wollen ihn halten", stellte Sportdirektor Vlada Stosic unlängst klar.
Eine Absage an Arsenal und insbesondere Tottenham, wo er als Bale-Nachfolger gehandelt wurde. Weshalb zahlreiche Top-Klubs um ihn buhlen, lässt sich auf dem Platz erkennen: Vadillo explodiert, sobald er sich mit dem Ball am Fuß in Tempodribblings stürzt. Seine Unbekümmertheit, die er dabei an den Tag legt, wirkt zwar bisweilen unprofessionell, aber stets erfrischend. Weniger erfreulich: Auf Vadillo scheint die Erdanziehungskraft stärker als auf jeden anderen Menschen zu wirken. Dennoch will man Betis-Präsident Miguel Guillen kaum widersprechen, wenn der voraussagt: "Vadillo hat eine großartige Zukunft vor sich."
Suso (19, UD Almeria)
Position: Rechtsaußen / Offensives Mittelfeld
Vertrag bis: 2017 (bis 2014 ausgeliehen vom FC Liverpool)
Jesus Joaquin Fernandez Saez de la Torre - klingt nach einem Mitglied der spanischen Königsfamilie, ist aber "nur" ein weiteres Mitglied spanischer Jugendnationalteams. Suso, wie der 19-Jährige genannt wird, ist eines von zahlreichen Jungtalenten aus dem Land des Weltmeisters. In puncto Ballbehandlung erinnert er an so manchen Kollegen aus der A-Mannschaft, seine Spielübersicht ist beachtlich. Susos größte Waffe ist jedoch sein einzigartiges Passspiel. Diagonalbälle kommen auch über 30, 40, 50 Meter präzise beim Mitspieler an, beim tödlichen Pass beweist er ausgezeichnetes Timing.
Kein Wunder also, dass sich die Liverpool-Leihgabe auf der Spielmacher-Position am wohlsten fühlt. Bei Almeria will Suso Spielpraxis sammeln. Dafür ignorierte er sogar Angebote aus der Bundesliga: "Viele Klubs waren interessiert, auch in Deutschland. Aber es ist mein Traum, hier zu sein", so der 19-Jährige. Allerdings steht für Suso fest: Nach dem Intermezzo in Spanien geht es zurück auf die Insel, wo er sich langfristig in der Premier League durchsetzen will.
Rafinha (20, Celta Vigo)
Position: Offensives Mittelfeld
Vertrag bis: 2016 (bis 2014 ausgeliehen vom FC Barcelona)
Weder Rafael noch Thiago Alcantara konnten sich beim FC Barcelona durchsetzen. Während der größere Bruder im Sommer endgültig den Verein wechselte, ließ sich Rafinha zum Ligakonkurrenten Celta Vigo ausleihen. Auf ein Liga-Debüt im Dress der Katalanen wartete der 20-Jährige zuvor vergeblich.
Bei Celta hofft der begnadete Dribbler nun auf Einsatzminuten. Wozu er in der Lage ist, wenn er mal spielt, hat er in der zweiten Mannschaft von Barcelona oft genug unter Beweis gestellt. Alleine in der vergangenen Saison war Rafinha an 18 Toren direkt beteiligt. Im Vergleich zum großen Bruder hinkt der Brasilianer jedoch in seiner Entwicklung noch ein wenig hinterher. Zwar weiß er mit seinen Tempodribblings und der Ballbehandlung zu beeindrucken und auch in der Defensive hat Rafinha Qualitäten, doch für La-Masia-Verhältnisse ist besonders sein Passspiel noch ausbaufähig.
Ruben Garcia (20, UD Levante)
Position: Linksaußen / Offensives Mittelfeld
Vertrag bis: 2016
Gestatten: Ruben Garcia, der optimale Konterstürmer. Der 20-Jährige passt hervorragend in das System von Levante: Aus einer dicht gestaffelten Defensive agieren und bei Ballgewinn blitzschnell umschalten. Mit seinem atemberaubenden Antritt und enormem Zug zum Tor weiß sich Garcia zu profilieren. Besonders wertvoll: Seine Vielseitigkeit. Garcia ist beidfüßig und kann auf allen Offensivpositionen einsetzt werden.
Schon in der vergangenen Saison kam der Spanier auf 31 Einsätze, wenngleich er "nur" elf Mal durchspielte. Doch er hinterließ Eindruck - auch über den Levante-Dunstkreis hinaus. Laut englischen Medien hat Garcia auch Arsene Wenger auf den Plan gerufen, der den Linksaußen gerne verpflichten würde. Und eine prominente Referenz wurde dem Jungtalent auch schon aufgedrückt: Garcia, the next Juan Mata.
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