Auf der Jagd nach dem Champions-League-Titel hat sich Paris Saint-Germain in diesem Transfersommer mit mehreren Hochkarätern verstärkt. Die aufgeblähte Mannschaft muss nun aber ausgedünnt und Einnahmen generiert werden. SPOX und Goal machen den Kadercheck.
Unvollendet - das würde die bisherige Zeit von Nasser Al-Khelaifi als Präsident und Geldgeber von Paris Saint-Germain wohl am besten bezeichnen. Seit dem Einstieg seiner katarischen Investorengruppe im Jahr 2011 wartet man in der französischen Hauptstadt sehnlichst auf den Gewinn der Champions League.
2020 verlor man das Endspiel gegen den FC Bayern München, im Vorjahr war im Halbfinale Schluss. Um endlich den letzten Schritt gehen zu können, hielt sich PSG auch in diesem Sommer nicht mit Transfers zurück und holte einige Hochkaräter. Weitere könnten folgen, doch dafür muss der aufgeblähte Kader erst einmal ausgedünnt und Einnahmen generiert werden.
39 Spieler stehen aktuell auf der Gehaltsliste, über zehn Spieler sollen den Klub in diesem Sommer noch verlassen, denn Transfererlöse sind elementar. Hintergrund: Die "Direction Nationale du Controle de Gestion" kontrolliert im Auftrag der Ligue 1 die Finanzen. Dort hatte PSG laut L'Equipe angegeben, im Sommer 150 Millionen Euro durch Verkäufe einnehmen zu wollen. Aktuell sind es nur sieben. SPOX und Goal machen den Kadercheck.
BVB, Transfers: Die Zu- und Abgänge zur Saison 2021/22
Zugänge | Abgänge |
Achraf Hakimi (Inter Mailand, 60 Mio. Euro) | Mitchel Bakker (Bayer Leverkusen, 7 Mio. Euro) |
Danilo Pereira (FC Porto, 16 Mio. Euro) | Kays Ruiz-Atil (Barcelona B, ablösefrei) |
Georginio Wijnaldum (FC Liverpool, ablösefrei) | Thierno Balde (AC Le Havre, Leihe) |
Sergio Ramos (Real Madrid, ablösefrei) | Alessandro Florenzi (AS Rom, Leih-Ende) |
Gianluigi Donnarumma (AC Milan, ablösefrei) | Moise Kean (FC Everton, Leih-Ende) |
Tor
- Personal: Gianluigi Donnarumma (Vertrag bis 2026), Alphonse Areola (Vertrag bis 2023), Keylor Navas (Vertrag bis 2024), Sergio Rico (Vertrag bis 2024), Marcin Bulka (Vertrag bis 2025), Alexandre Letellier (Vertrag bis 2022), Garissone Innocent (Vertrag bis 2023), Denis Franchi (Vertrag bis 2023)
- Fragezeichen: Alphonse Areola, Keylor Navas, Sergio Rico, Marcin Bulka, Alexandre Letellier, Garissone Innocent, Denis Franchi
- Kandidaten: -
Acht (!) Torhüter stehen aktuell bei PSG unter Vertrag, ein Sinnbild des aufgeblähten Kaders von Trainer Mauricio Pochettino. Gianluigi Donnarumma kommt als EM-Held nach Paris - und könnte über die nächsten Jahre die unumstrittene Nummer eins sein.
So gar nicht in dieses Bild passt jedoch die Vertragsverlängerung mit dem bisherigen Stammkeeper Keylor Navas, der Ende April ein neues Arbeitspapier bis 2024 unterzeichnete. Gut möglich, dass sowohl Donnarumma als auch Navas auf ausreichend Einsatzzeit kommen. Sollte Navas allerdings einen Wechsel anstreben und PSG ein passendes Angebot erhalten, dürfte man dem 34-Jährigen wohl keine Steine in den Weg legen.
gettyPSG: Sieben Torhüter können bei passendem Angebot gehen
Selbiges gilt auch für Sergio Rico, der 2020 für sechs Millionen Euro vom FC Sevilla kam. Granada und Besiktas zeigen Interesse am 27-Jährigen, die Verantwortlichen wollen Rico verkaufen, dabei allerdings kein Minusgeschäft machen.
Der nächste Torhüter auf der Streichliste ist Alphonse Areola, der die vergangene Spielzeit an Fulham verliehen war. Die heißeste Spur führt beim Franzosen erneut in die Premier League, West Ham soll den 28-Jährigen gerne verpflichten wollen.
Alexandre Letellier war in der Vorsaison die Nummer drei und könnte das aufgrund seiner Erfahrung auch bleiben. Die Talente Marcin Bulka, Garissone Innocent und Denis Franchi sind Kandidaten für eine Leihe oder einen Verkauf.
Abwehr
- Personal: Marquinhos (Vertrag bis 2024), Presnel Kimpembe (Vertrag bis 2024), Abdou Diallo (Vertrag bis 2024), Thilo Kehrer (Vertrag bis 2023), Sergio Ramos (Vertrag bis 2023), Timothee Pembele (Vertrag bis 2024), El Chadaille Bitshiabu (Vertrag bis 2023), Juan Bernat (Vertrag bis 2025), Layvin Kurzawa (Vertrag bis 2024), Achraf Hakimi (Vertrag bis 2026), Colin Dagba (Vertrag bis 2024)
- Fragezeichen: Abdou Diallo, Thilo Kehrer, Timothee Pembele, El Chadaille Bitshiabu, Layvin Kurzawa
- Kandidaten: -
Während sich in der Offensive die Superstars um die begehrten Stammplätze streiten, war die Abwehr in der Vorsaison ein Grund, wieso PSG im Halbfinale der Champions League gegen Manchester City ausschied. Diesmal will man gewappnet sein.
Mit Sergio Ramos kam eine absolute Führungspersönlichkeit mit der Erfahrung von vier Königsklassen-Titeln nach Paris. Trotz seiner 35 Jahre dürfte er eine sofortige Verstärkung in der Innenverteidigung sein. Ebenfalls ein Upgrade stellt der ehemalige Dortmunder Achraf Hakimi dar, der für 60 Millionen Euro von Inter Mailand kam und auf der rechten Seite gesetzt ist.
Ramos' Partner im Abwehrzentrum wird der bisherige Kapitän Marquinhos sein - außer Pochettino setzt den Brasilianer im defensiven Mittelfeld ein. Dann wäre Presnel Kimpembe ein Kandidat neben Ramos. Auf der Linksverteidigerposition scheint Ex-Bayer Juan Bernat nach seinem auskurierten Kreuzbandriss erste Wahl zu sein.
PSG-Kader: Noch keine Angebote für Kehrer und Diallo
Mit Layvin Kurzawa steht ein anderer Linksverteidiger vor dem Absprung. Laut RMC Sport ist sich PSG bereits mit Galatasaray über einen Wechsel einig, der Spieler selbst liebäugelt jedoch offenbar mit der Premier League.
Einem Verkauf abgeneigt wäre PSG wohl zudem auch beim 9-maligen DFB-Verteidiger Thilo Kehrer (kam für 37 Mio. Euro von Schalke 04) und Abdou Diallo (kam für 32 Mio. Euro von Borussia Dortmund) nicht, doch konkrete Angebote gibt es bislang nicht, obwohl beide unter dem Einkaufspreis gehen dürften.
Eigengewächs Colin Dagba soll als Alternative für beide Außenverteidigerpositionen bleiben, bei den restlichen Talenten im Kader wird ein Verbleib von potenziellen Abgängen abhängen.
Mittelfeld
- Personal: Leandro Paredes (Vertrag bis 2023), Danilo Pereira (Vertrag bis 2025), Idrissa Gueye (Vertrag bis 2023), Marco Verratti (Vertrag bis 2024), Georginio Wijnaldum (Vertrag bis 2024), Julian Draxler (Vertrag bis 2024), Rafinha (Vertrag bis 2023), Ander Herrera (Vertrag bis 2024), Xavi Simons (Vertrag bis 2022), Bandiougou Fadiga (Vertrag bis 2022), Edouard Michut (Vertrag bis 2025), Ismael Gharbi (Vertrag bis 2022)
- Fragezeichen: Rafinha, Ander Herrera, Bandiougou Fadiga, Edouard Michut, Ismael Gharbi
- Kandidaten: Paul Pogba, Eduardo Camavinga
Auch im Mittelfeld hat PSG einen Europameister im Kader; Marco Verratti dürfte in der kommenden Saison erneut Dreh- und Angelpunkt im Spielaufbau sein. Mit Georginio Wijnladum bekommt der Italiener nun einen hochkarätigen Box-to-Box-Spieler an die Seite gestellt, der dem Pariser Mittelfeld eine neue Facette verleiht. Mit Leandro Paredes, Danilo Pereira oder Idrissa Gueye hat Pochettino drei Optionen für den Part des Abräumers vor der Abwehrkette.
Da PSG Einnahmen generieren muss, dürfen Rafinha und Ander Herrera bei einem entsprechenden Angebot gehen, doch auch hier fehlt es bislang an konkreten Offerten. Immerhin ist Rafinha laut Sky Italia ein Kandidat bei Milan.
Mit Xavi Simons hat PSG ein Toptalent im Kader, das in der bisherigen Vorbereitung schon zweimal traf, dessen Vertrag allerdings 2022 ausläuft. Berater des ehemaligen Barca-Juwels ist Mino Raiola, Gespräche über eine Verlängerung dürften kein Selbstläufer werden.
PSG-Neuzugänge: Kommen Pogba oder Camavinga?
Hartnäckig halten sich Gerüchte, wonach PSG im Mittelfeld noch nachlegen könnte. Supertalent Eduardo Camavinga von Stade Rennes soll sich für einen Wechsel nach Paris entschieden haben, Problem stellt jedoch die bisherige Ablöseforderung von 100 Millionen Euro dar. Und, wie erwähnt, eigentlich muss PSG ja Transfereinnahmen generieren.
Die ebenfalls teure Premiumlösung fürs Mittelfeld wäre Paul Pogba, der seit Jahren immer wieder mit einem Wechsel in sein Heimatland in Verbindung gebracht wird. Pogba steht bei Manchester United noch bis 2022 unter Vertrag.
Sturm
- Personal: Neymar (Vertrag bis 2025), Pablo Sarabia (Vertrag bis 2024), Angel Di Maria (Vertrag bis 2022), Junior Dina Ebimbe (Vertrag bis 2023), Kylian Mbappe (Vertrag bis 2022), Mauro Icardi (Vertrag bis 2024), Arnaud Kalimuendo (Vertrag bis 2024), Kenny Nagera (Vertrag bis 2025)
- Fragezeichen: Pablo Sarabia, Junior Dina Ebimbe, Kylian Mbappe, Mauro Icardi, Arnaud Kalimuendo, Kenny Nagera
- Kandidaten: Moise Kean
Der Angriff ist das Prunkstück im Pariser Kader. Neymar, Kylian Mbappe, Angel Di Maria, Mauro Icardi - die Liste an Superstars ist lang. Neymar verlängerte erst kürzlich bis 2025, bei Mbappe sieht das anders aus. Der Weltmeister von 2018 soll sich laut L'Equipe gegen eine Verlängerung entschieden haben, PSG schloss in Person von Boss Al-Khelaifi einen Abschied aus ("Wir werden ihn nie verkaufen, er wird keine Freigabe erhalten").
Aufgrund der Coronapandemie erscheint es eh unwahrscheinlich, dass Real Madrid - Mbappes Wunschziel - ein Paket schnüren kann, das bei PSG für ein Umdenken sorgt.
An der Seite von Mbappe und Neymar dürfte dann auch wieder Copa-America-Finaltorschütze Di Maria spielen, der im März für ein Jahr an der Seine verlängerte. Durch das Leih-Ende von Moise Kean (Rückkehr zum FC Everton) hat Mauro Icardi wieder verbesserte Chancen auf die Stammelf - sofern Pochettino nicht Neymar oder Mbappe in die Sturmspitze stellt oder Moise Kean doch noch dauerhaft nach Paris wechselt.
Neymar auf der Zehn, Di Maria und Mbappe auf den Flügeln und Icardi als Mittelstürmer - auf dem Papier ist der Angriff von PSG weiter Extraklasse.
gettyPSG: Icardi und Sarabia als mögliche Transfers
Um Icardi ranken sich jedoch seit einiger Zeit Abschiedsgerüchte. Ein Verkauf würde hohe Einnahmen bedeuten, gänzlich unantastbar ist der Argentinier folglich nicht. Vor allem Juventus soll interessiert sein.
Ein weiterer Verkaufskandidat ist Pablo Sarabia, der sich bei der EM mit starken Leistungen für Spanien ins Schaufenster stellte. Inter und Lazio können die geforderten 20 Millionen Euro bislang nicht aufbringen, Atletico Madrid hat Interesse, zögert jedoch mit einem Angebot.
Wie für alle jungen Spieler im Kader gilt auch für Junior Dina Ebimbe, Arnaud Kalimuendo und Co.: Ihr Verbleib hängt davon ab, wie viele gestandene Spieler PSG letztlich verlassen.