Blamage für die Türkei: Das Team von Guus Hiddink hat im EM-Relegationshinspiel mit 0:3 (0:2) gegen Kroatien verloren. Die Kroaten um Ivica Olic stehen dagegen kurz davor, ihr EM-Ticket zu lösen. Portugal musste sich in Bosnien-Herzegowina mit einem torlosen Unentschieden begnügen. Die Tschechen und Iren haben dagegen mit klaren Siegen die Tür zur EM ganz weit aufgestoßen.
Türkei - Kroatien 0:3 (0:2)
Tore: 0:1 Olic (2.), 0:2 Mandzukic (32.), 0:3 Corluka (51.)
Reaktionen:
Guus Hiddink (Trainer Türkei): "Ich bin für dieses Resultat verantwortlich. Meine Spieler müssen die Dinge ausführen, aber ich übernehme die Verantwortung für diese Niederlage. Das Spiel war nach zwei Minuten entschieden. Es ist normalerweise vorbei, aber ich werde einige neue Spieler bringen. Wir werden für unsere Ehre spielen. Vielleicht gelingt uns ein Houdini-Akt."
Slaven Bilic (Trainer Kroatien): "Wir hätten auch einen noch höheren Sieg verdient gehabt. Es war einfach fantastisch. Sie (Kroatiens Spieler, Anm. d. Red.) haben im gesamten Spiel keine Fehler gemacht. Das war wirklich großartig."
Vor dem Spiel:Guus Hiddink verändert seine Startformation im Vergleich zum Aserbaidschan-Spiel gleich auf vier Positionen. Volkan Demirel, Gökhan Gönül, Giry Kacar und Selcuk Inan ersetzen Sinan Bolat, Gökhan Zan, Mehmet Topal und Kazim Richards.
Die Kroaten haben dagegen mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen. Sowohl Mladen Petric als auch Niko Kranjcar müssen verletzt passen. Auch in der Defensive fehlen mit Ivan Strinic und Dejan Lovren wichtige Stützen. Dafür setzt Slaven Bilic auf den Frankfurter Gordon Schildenfeld, Domagoj Vida und Tomislav Dujmovic. Im Sturm wirbelt überraschenderweise Ivica Olic an der Seite von Mario Mandzukic. Getty
Analyse:Gänsehautstimmung in Istanbul: 50.000 Zuschauer freuten sich auf eine echtes Fußballfest. Und zumindest die kroatischen Anhänger wurden nicht enttäuscht. Die Partie war keine zwei Minuten alt, als Vedran Corluka zum ersten Mal Gökhan Gönül austanzte und am Fünfmeterraum Ivica Olic fand. Die Türken waren noch gar nicht richtig auf dem Platz und lagen schon in Rückstand.
Wer nun auf einen Sturmlauf der Hiddink-Elf wartete, wurde enttäuscht. Trotz deutlicher Überlegenheit in der ersten Hälfte (62 Prozent Ballbesitz) kam die Türkei nie wirklich zwingend vor dem Kasten von Stipe Pletikosa. Immer wieder prallten die Angriffsversuche an den beiden kroatischen Viererketten ab, die sich 30 Meter vor dem eigenen Gehäuse aufbauten.
Dadurch hing vor allem Stürmer Burak Yilmaz, der in dieser Saison immerhin 13 Tore in acht Partien für Trabzonspor in der Süper Lig erzielte, in der Luft. Zudem verweigerte das türkische Kreativzentrum im Mittelfeld über die komplette Spieldauer die Arbeit.
Die Kroaten beschränkten sich dagegen nach dem frühen Fürhungstor auf Konter. Mit Erfolg: Mandzukic erhöhte per Kopf auf 0:2, nachdem sich der Wolfsburger in der Luft gegen den bemitleidenswerten Gönül durchsetzte. Zuvor vergaben bereits Olic und Luka Modric hochklassige Chancen.
Auch in der zweiten Hälfte änderte sich das Bild in der ausverkauften Turk Telekom Arena kaum. Die Türken machten das Spiel, Kroatien sorgte für die Tore. Spätestens nach dem dritten Treffer durch den überragenden Corluka war die Messe in Istanbul gelesen.
Der Rest glich einem kroatischen Schaulaufen, während die Türkei Auflösungserscheinungen zeigte. Am Ende musste der Gastgeber gar froh sein, dass das Resultat nicht noch deutlicher ausfiel. Für den negativen Höhepunkt sorgte Keeper Demirel, der in der 77. Minute höhnisch Applaus vom enttäuschten Publikum forderte und dafür bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde. Doch auch die Anhänger bekleckerten sich nicht gerade mit Ruhm und sorgten für einen Aufregert, als sie das Spielgerät kurzzeitig nicht mehr zurückgeben wollten.
Durch den souveränen Erfolg können die Kroaten ihr EM-Ticket fast schon buchen. Die Türkei braucht dagegen nach diesem emotions- und kraftlosen Auftritt im Rückspiel nichts anderes als ein Wunder.
Der Star des Spiels:Vedran Corluka. Bei den Totttenham Hotspurs kaum gebraucht (erst drei Premier-League-Einsätze), zeigte der Linksverteidiger gegen die Türkei seine ganze Klasse. Mit immensem Offensivdrang drückte er die komplette rechte Seite der Türken immer wieder in die Defensive. Gerade sein Gegenspieler Gönül wird schlecht von ihm träumen. Mit jeweils einem Assist und einem Tor krönte der 25-Jährige seine Leistung.
Bosnien-Herzegowina - Portugal 0:0
Tore: keine
Reaktionen:
Safet Susic (Trainer Bosnien): "Egal was im Rückspiel passiert: ich bin stolz auf meine Spieler, dass sie so weit gekommen sind."
Paulo Bento (Trainer Portugal): "Portugal musste auf einem Platz spielen, den die UEFA besser nicht erlaubt hätte. Aber wir haben das Beste versucht"
Lag's am Rasen oder an den Nerven? Bosnien-Herzegowina und Portugal führten in Zenica ein Festival der vergebenen Großchancen auf. Mittendrin die beiden Superstars Edin Dzeko und Cristiano Ronaldo.
Die wahre Flut an ausgelassenen Hundertprozentigen einzig und allein am holprigen Geläuf festzumachen, wäre sicherlich zu einfach. Schon im Vorfeld hatten die Portugiesen offiziell Beschwerde ob des schwer bespielbaren Grüns eingereicht. Doch die Partie wurde angepfiffen.
Zu Beginn noch recht arm an Unterhaltung, liefen beide Teams nach dem Pausentee zu absoluter Hochform auf. Der Startschuss war zunächst Cristiano Ronaldo überlassen. Nani hatte in seinem 50. Länderspiel wunderbar per Hackentrick durchgesteckt, CR7 zimmerte aus 14 Metern deutlich links vorbei (51.). Auf der Gegenseite vergab Edin Dzeko ebenfalls aus kurzer Distanz (72.).
Neun Minuten später lief der eingewechselte Vedad Ibisevic mutterseelenallein auf Portugal-Keeper Rui Patricio zu. Vollspann von der Strafraumkante - humorlos übers Dach. Den Schlusspunkt setzte noch einmal Dzeko, der in der dritten Minute der Nachspielzeit mit seiner Ballannahme am Elfmeterpunkt erst alles richtig, mit seinem halbgaren Abschluss dann aber alles falsch machte. Somit ist im Rückspiel am Dienstag für beide Teams noch alles drin.
Seite 2: Irland feiert Kantersieg, Tschechien schlägt Montenegro
Estland - Irland 0:4 (0:1)
Tore: 0:1 Andrews (13.), 0:2 Walters (67.), 0:3, 0:4 Keane (71., 88/Elfmeter)
Gelb-Rote Karte: Andrey Stepanov (34./Estland), Raio Piiroja (76./Estland)
Reaktionen:
Giovanni Trapattoni (Trainer Irland): "Die Katze steckt im Sack, aber der Sack ist noch nicht zugebunden. Dieser Sieg ist einer der größten in meiner Karriere, denn ich musste hier eine neue Mannschaft aufbauen."
Robbie Keane (Spieler Irland): "So ein Ergebnis hatten wir nie und nimmer erwartet."
"Trap, il gatto è nel sacco." Die Katze ist im Sack. Mit Giovanni Trapattonis leicht abgewandelter Lieblingsredewendung betitelte die "Gazzetta dello Sport" den klaren Erfolg der Iren über Estland. Und die größte italienische Sporttageszeitung hat damit durchaus Recht. Nach dem Trauma aus dem vorletzten Jahr, als ein Handspiel von Thierry Henry den Iren die WM-Qualifikation zunichte machte, haben Trapattoni und Co. die Tür zur EM schon meilenweit aufgestoßen. Getty
Das lag einerseits an der guten Leistung der Iren. Andererseits lief auch alles gegen den Gastgeber. Zwei Platzverweise, ein Elfmeter gegen sich - gegen so viel Pech und Unvermögen konnten selbst die Esten nichts machen.
Zudem hatte der Gastgeber zu Beginn deutlich mit den Nerven zu kämpfen. Überraschenderweise besannen sich die Esten allerdings nach dem frühen Rückstand eines Besseren und hätten durch Konstantin Vassiljev fast den Ausgleich erzielt. Sein Heber tropfte allerdings nur auf das Tornetz.
Bis zum ersten Platzverweis hielt Estland weiter gut mit. Shay Given konnte sich nicht über zu wenig Arbeit beschweren. Allerdings hatten die Esten ihrerseits auch enorme Flankenläufen von Aiden McGeady, der ein ums andere Mal Estlands Abwehr durchbrach.
Bevor der Gastgeber in der zweiten Hälfte erneut Höhenluft schnuppern konnten, sorgten Jon Walters und Robbie Keane sowie ein weiterer Platzverweis für die Entscheidung. Durch den deutlichen Erfolg dürfen sich die Iren wohl mal wieder auf ein großes Turnier freuen.
Tschechien - Montenegro 2:0 (0:0)
Tore: 1:0 Pilar (63.), 2:0 Sivok (92.)
Reaktionen:
Michal Bilek (Trainer Tschechien): "Ich bin sehr zufrieden. Wir müssen diese Leistung aber am Dienstag wiederholen."
Tradition verpflichtet: Seit 1996 haben sich die Tschechen für jede EM-Endrunde qualifiziert. Und es deutet vieles darauf hin, als würde sich diese Reihe fortsetzen. Zumindest im Hinspiel wurde das Team von Trainer Michal Bilek ihrer Favoritenstellung gerecht.
Von Anfang an entwickelte sich in der Generali Arena von Prag eine muntere Partie. Auf beiden Seiten gab es hochwertige Chancen, doch sowohl Jan Rezek als auch Mirko Vucinic scheiterten in der Anfangsphase kläglich.
Bis zur Hälfte übernahm Tschechien immer mehr die Kontrolle über die Partie und drängte Montenegro in die Defensive. Allein: Etwas Zählbares ließ weiter auf sich warten. Zu Beginn der zweiten Hälfte hätte sich diese Nachlässigkeit fast gerächt. Simon Vukcevic zirkelte den Ball genau in die rechte untere Ecke. Im letzten Moment konnte Torwart Petr Cech, der nach seinem Nasenbeinbruch mit einer speziellen Helm-Maske-Kombination spielte, die Kugel noch um den Pfosten lenken.
Der drohende Rückstand war wie ein Weckruf für den Gastgeber, der sich wieder auf seine Stärken besann und in der 63. Minute belohnt wurde. Vaclav Pilar zog von links in die Mitte und zimmerte den Ball aus 18 Metern ins rechte Eck.
In der Schlussphase warf Montenegro alles nach vorne, womit sich Räume für die Tschechen eröffneten. Nachdem dem Gastgeber zuerst noch ein Elfmeterpfiff nach einem klaren Handspiel von Milorad Pekovic verwehrt wurde, sorgte Tomas Sivok nach einem Rosicky-Freistoß in der Nachspielzeit für die Entscheidung. Durch das weitere Gegentor gilt für Montenegro im Rückspiel nur ein Motto: Volle Kraft voraus!