Freiburgs Neuzugang Roman Bürki ist in Deutschland weitgehend unbekannt. Dabei gehört er seit Jahren zur Schweizer Torwart-Elite. Die WM-Nominierung könnte im Duell mit dem ebenfalls neu verpflichteten Sebastian Mielitz helfen.
In Zürich werden sie ihn vermissen. Seit Januar 2011 hütete Roman Bürki das Tor der Grashoppers und avancierte in dreieinhalb Jahren zum verlässlichen Rückhalt und Publikumsliebling. Mit der zweitbesten Defensive nach Meister Basel - Bürki musste in 36 Spielen 43 Mal hinter sich greifen - schafften es die Züricher auch dank ihrer Nummer eins in diesem Jahr in die Champions-League-Qualifikation.
Doch der 23-jährige Schlussmann wird im Kampf um die Königsklasse nicht mehr mithelfen können - Bürki wechselt nach 111 Spielen in der höchsten Schweizer Spielklasse zum SC Freiburg in die Bundesliga. Für geschätzte 1,8 Millionen Euro sicherten sich die Breisgauer die Dienste des Nationalspielers, der hierzulande noch weitgehend unbekannt ist.
Auch Mainz interessiert
Dabei steht der Schweizer seinen bereits oder bald in der Bundesliga aktiven Torwartkollegen Diego Benaglio und Yann Sommer in kaum etwas nach. Bürki gilt als kompromisslos in der Strafraumbeherrschung und reaktionsschnell auf der Linie. Ligaprimus FC Basel klopfte bereits an, auch Udinese Calcio und Mainz 05 sollen interessiert gewesen sein. Doch Bürki entschied sich zum Schritt nach Freiburg.
"Für mich war auch immer klar, dass ich nie des Geldes wegen den Klub wechsle. Das habe ich auch meinem Berater so gesagt", rechtfertigt Bürki seinen Schritt zum SC, bei dem er die Nachfolge von Oliver Baumann antreten soll. Der 23-Jährige war vier Jahre unumstrittener Stammtorhüter bei den Badenern und wechselt für rund sieben Millionen Euro zur TSG Hoffenheim. Große Fußstapfen - doch Bürki ist bereit.
Schweizer Boulevard taufte ihn "Sexy"
Der Sohn des früheren Erstligatorhüters Martin Bürki gilt als extrovertiert, hat in der Schweizer Öffentlichkeit den Spitznamen "Sexy" und zeigt sich mit Freundin Nastassja Beutler oft und gerne auf den roten Teppichen. Selbstbewusst ist Bürki, doch gibt sich der muskelbepackte 1,87-Meter-Mann in sportlicher Hinsicht sachlich. Es sei "einfach toll, in der besten Liga der Welt Erfahrungen zu sammeln".
Für beide Seiten ist der Transfer eine Win-Win-Situation. Bürki kann sich auf einer größeren Bühne präsentieren, Freiburg schließt eine wichtige Baustelle. "Wir haben Roman Bürki lange beobachtet und freuen uns sehr, dass der Wechsel zustande gekommen ist", so Sportdirektor Jochen Saier. "Roman passt in unser Anforderungsprofil."
SCF: "Guter Ruf in der Schweiz"
Im Breisgau ist der Schlussmann zudem in guter Gesellschaft. "Ich wurde dort sehr herzlich empfangen. Dass Admir Mehmedi und Gelson Fernandes dort spielen, wird den Einstieg sicher einfacher machen", so Bürki. Wegen der beiden genieße Freiburg "einen guten Ruf in der Schweiz".
"Ich freue mich sehr auf die Zeit in Freiburg", so der Rückhalt aus dem Kanton Bern. Doch ausruhen wird sich Bürki bei den Badenern nicht können und dürfen. In Freiburg muss er sich sein Standing erst erarbeiten - zudem ist der Kampf um den Platz zwischen den Pfosten durch die Verpflichtung von Sebastian Mielitz bereits weit vor der Saison voll entbrannt.
Der Vertrag des 24-Jährigen wurde bei Werder Bremen nicht verlängert. Freiburg handelte umgehend und verpflichtete Mielitz. Die Worte von Sportdirektor Klemens Hartenbach klingen ähnlich wie die seines Nebenmanns Saier über Bürki: "Sebastian Mielitz verfügt über Bundesligaerfahrung und hat bereits mehrfach bewiesen, dass er auf hohem Niveau spielen kann. Wir glauben, dass er sich bei uns nochmals richtig weiterentwickeln kann."
WM-Nominierung als Zusatzkick
"Auf der Torhüterposition sehen wir uns nun auch weiterhin gut aufgestellt", so Hartenbach weiter. Bürki ist nun gefordert - hat im Gegensatz zu Mielitz aber noch ein Ass im Ärmel: die Teilnahme an der WM. Bürki steht im Kader von Ottmar Hitzfeld, der den Schlussmann sehr schätzt. Auch wenn ein Einsatz angesichts der Konkurrenz unwahrscheinlich erscheint: Allein die Nominierung pusht.
Es sei "ein absoluter Traum, nach Brasilien zu fahren und Spieler wie Ribery oder Benzema aus der Nähe zu sehen - und nicht immer nur im Fernsehen", so Bürki, der mit der Schweiz in Gruppe E auf die Franzosen trifft. "Es ist einfach ein schönes Gefühl, dabei zu sein."
Dieses Gefühl soll für ihn anhalten. Möglichst über den 22. August hinaus, wenn die Bundesliga aus der Sommerpause erwacht.
Roman Bürki im Steckbrief