Nach seinem verletzungsbedingten Ausfall gegen die Bayern kehrte Roman Weidenfeller gegen den 1. FC Köln ins Tor von Borussia Dortmund zurück. Der 30-Jährige über den knappen Sieg, die mangelnde Effektivität seiner Vorderleute und das Dauerthema Meisterschaft.
Frage: Herr Weidenfeller, Ihr Gegenüber Michael Rensing hatte richtig viele Möglichkeiten sich auszuzeichnen. Hätten Sie am liebsten mit ihm getauscht?
Roman Weidenfeller: (lacht) Naja, manchmal ist es ja nicht so schlecht, wenn man richtig warm geschossen wird. Wenn man kaum Bälle aufs Tor bekommt, muss man natürlich ständig konzentriert bleiben, denn die wenigen Offensivaktionen der Kölner waren trotzdem brandgefährlich. Novakovic und Podolski darf man nie aus den Augen lassen. Wenn der Gegner nach so einem Spielverlauf wie heute am Ende alles auf eine Karte setzt, ist es als Torwart mit wenigen Ballkontakten nicht ganz so angenehm.
Frage: IhrEinsatz stand lange auf der Kippe. Wie geht es dem Knie?
Weidenfeller: Es hat sich erst kurz vor dem Spiel entschieden, dass es reichen wird. Ich habe in den vergangenen Tagen mit dem Doc und den Therapeuten sehr hart gearbeitet. Ich habe viele Extra-Stunden eingelegt, was bei dieser hartnäckigen Bänderdehnung auch notwendig war.
Frage: Wie haben Sie das Spiel erlebt?
Weidenfeller: Ich bin sehr glücklich über den Sieg, der sehr wichtig war. Für mich lief es gut, ohne Gegentor, mit weißer Weste, was will man mehr? Allerdings war ich bis zum Ende ziemlich angespannt, denn wir hätten das Spiel früher entscheiden können und müssen. Das haben wir leider nicht geschafft. Dafür steht aber auch unsere Defensive sehr gut. Dann gewinnen wir so eine Partie eben "nur" mit 1:0.
Frage: Auch weil Sie im Eins-gegen-Eins gegen Novakovic cool geblieben sind?
Weidenfeller: Ich bin lange stehen geblieben. Das ist ja auch eine Qualität, dass man nicht sofort umkippt oder eine Ecke anbietet. Als er den Ball an mir vorbei geschoben hat, wusste ich sofort, dass er nicht reingeht.
Frage: Ihre Mannschaft hat gegen Köln zwar attraktiv gespielt, ist aber wieder einmal verschwenderisch mit ihren Chancen umgegangen. Werden Sie dabei als Torwart hinten nicht verrückt?
Weidenfeller: Das ist natürlich schon ein wenig riskant. In diesem Fall sieht unser Spiel vielleicht toll aus, ist aber wenig effektiv. Schöne Spielzüge machen ja grundsätzlich allen Beteiligten Spaß. Der einzige, der dabei sehr angespannt ist, bin ich. Denn wenn man Pech hat, rächt sich das am Ende und man bekommt noch den Ausgleich. Wir haben auch in dieser Saison schon das ein oder andere Ding am Ende kassiert. Aber ich denke, wir müssen unseren Spielern den Spielwitz lassen und dürfen das nicht verbieten. Trotz allem müssen wir dafür sorgen, dass wir uns nicht in den letzen Minuten noch ein Tor einfangen, wie es uns gegen Stuttgart oder Lautern schon passiert ist.
Frage: Wird im Training geübt, schneller und effektiver den Torabschluss zu suchen?
Weidenfeller: Wir machen sehr oft Torschussübungen, mehr geht fast gar nicht. Die Mannschaft setzt die Vorgaben eigentlich auch super um, nur manchmal kommt einfach auch Pech dazu, wenn der Ball einfach nicht reingehen will. Als Torwart ist es natürlich schwierig, hinten mit so einer Situation umzugehen, aber dennoch bewahre ich dann Ruhe und versuche diese auch auf meine Abwehrspieler zu übertragen. Denn manchmal ist es besser, den Ball nicht mehr nach vorne zu schlagen, sondern in den letzten fünf Minuten einfach mal die Zeit runterspielen.
Frage: Sie müssen Ihre Mitspieler dann also regelrecht bremsen und beruhigen?
Weidenfeller: Beruhigen aber gleichzeitig auch anspitzen, dass sie nicht ständig den Ball nach vorne knallen, sondern auch mal zur Eckfahne dribbeln und auf Zeit spielen.
Frage: Dennoch läuft es weiterhin perfekt für den BVB. Hat die Vereinsführung den Spielern eigentlich verboten, von der Meisterschaft zu reden?
Weidenfeller: Nein, es gibt kein Verbot. Wir haben weder Vertrag oder Klauseln unterschrieben, die es uns verbieten, vom Titel zu reden. Wir haben uns einfach darauf geeinigt, uns keinen unnötigen Druck aufzuhalsen. Natürlich kann man nun darüber sprechen, dass wir mit im Titelrennen sind und dass wir das Ding natürlich gewinnen wollen, ist doch klar. Aber wir sitzen nicht heute in der Kabine und feiern schon die Meisterschaft.
Frage: Aber könnte man angesichts des enormen Vorsprungs nicht mal etwas offensiver mit dem Thema umgehen?
Weidenfeller: Dafür sind wir gar nicht die Typen. Wir sind durchweg alle sehr bodenständig und träumen nicht von Dingen, die wir bislang noch nicht erreicht haben. Wir wissen, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor uns liegt, bis wir dann etwas zu feiern haben. Natürlich wollen wir das schaffen, aber wir werden erst anfangen zu feiern, wenn rechnerisch alles klar ist.
Roman Weidenfeller im Steckbrief