Silvia Neid hatte die Favoritenrolle gerade weggeschoben, da kam eine bestens gelaunte Martina Müller und fiel ihrer Bundestrainerin lächelnd in den Rücken.
Wir werden doch von allen anderen als Favoriten gehandelt. Wir fahren mit breiter Brust nach Schweden - und warum sollten wir uns kleiner machen als wir sind? Wir wollen natürlich Europameister werden", sagte die 32-Jährige. Müller hatte mit drei Toren in ihrem 100. Länderspiel beim 10:0 gegen die Türkei zum Abschluss der EM-Qualifikation gerade einen tollen Auftritt erlebt.
Tatsächlich sprechen eine sagenhafte Torbilanz von 64:3 und neun Siege aus zehn Spielen bei einem Unentschieden eindeutig für die Qualität des Titelverteidigers und Rekord-Europameisters aus Deutschland. Doch Neid ist nach dem tränenreichen Viertelfinal-Aus bei der Heim-WM 2011 und folgender Kritik auch an ihrer Person offensichtlich vorsichtig geworden.
"Wir sind im Moment keine EM-Favoriten. Aus meiner Sicht sind das ganz klar Schweden und Frankreich", sagte Neid und lieferte auch gleich eine Begründung: "Die durften bei den Olympischen Spielen mitspielen und haben da sehr viele Erfahrungen mitgenommen." Das gleiche gelte für England. "Die wollen auch unbedingt mal was erreichen."
Gerangel um Plätze im Kader
Doch auch die deutschen Spielerinnen sind nach fünf EM-Titeln in Folge nicht müde. Nach dem Umbruch seit der WM besitzt der Kader zehn Monate vor dem nächsten Höhepunkt eine hohe Qualität auf breiter Basis. "Wir sind auf allen Positionen doppelt besetzt", sagt Neid. Ihre überragende Torschützin und Fußballerin des Jahres, Celia Okoyino da Mbabi, ist sich denn auch sicher, dass es ab sofort "einen schönen Konkurrenzkampf" um die Plätze im EM-Kader geben wird.
"Auch von der Bank können immer wieder Spielerinnen kommen, ohne dass es einen Bruch gibt", sagte die 24-Jährige. Ganz so forsch wie Teamkollegin Müller ist sie dennoch nicht: "Wir wollen bei der EM eine gute Rolle spielen." Vor allem die Chancenverwertung muss dafür aber besser werden, das bewies selbst die lockere Partie gegen die überforderten Türkinnen.
Härtetest gegen Olympiasieger USA
Ein echter Härtetest wird am 20. und 23. Oktober ein Länderspiel-Doppelpack in den USA. Nach den Partien gegen den Olympiasieger werde man genau wissen, wo man derzeit steht, heißt es seit Tagen aus dem deutschen Team.
Auch die in Duisburg noch nicht wieder komplett genesenen Linda Bresonik und Alexandra Popp sollen dann wieder dabei sein. Zudem klopfen die U20-Vizeweltmeisterinnen wie Dzsenifer Marozsan längst an die Tür zur Nationalmannschaft.
Der Bundesliga-Spielplan
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