Spanien hat mit einem 2:0 (1:0)-Sieg gegen Honduras seine Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale gewahrt. David Villa erzielte vor 45.000 Zuschauern in Johannesburg beide Treffer für den Europameister.
Dem Doppeltorschützen droht nun aber möglicherweise ein Nachspiel. Der Schiedsrichter übersah in der 40. Minute einen Schlag von Villa gegen den Honduraner Emilio Izaguirre. Sollten die TV-Bilder eine Tätlichkeit beweisen, könnte der 28-Jährige nachträglich gesperrt werden.
Villa verschoss zudem einen Foulelfmeter (62.). Im letzten Spiel gegen Chile muss Spanien gewinnen, um sicher in die K.o-Runde einzuziehen. Honduras hat nur noch theoretische Chancen.
Nachbetrachtung: Spanien ist noch im Rennen. Und wenigstens ein Stürmer trifft. Das war's dann aber auch schon mit den guten Nachrichten für den Europameister. Spanien ist nicht in Topform. Fernando Torres fehlt nach langer Verletzungspause die körperliche und geistige Frische. Auf dem rechten Flügel konnten sich weder David Silva noch Jesus Navas empfehlen. Nur phasenweise zeigte Spanien den Fußball, der sie zum verdienten EM-Titel führte. Und jetzt droht David Villa auch noch ein sportjuristisches Nachspiel. Eine Sperre von mindestens einem Spiel ist sehr wahrscheinlich nach der völlig unnötigen Tätlichkeit gegen Emilio Izaguirre.
Gegen giftige Chilenen sind weitere drei Punkte Pflicht. Spanien ist nach wie vor alles zuzutrauen, aber die Probleme für del Bosque sind nach dem glanzlosen Sieg gegen Honduras - abgesehen vom Ergebnis - nicht weniger geworden.
Honduras fehlt eindeutig die Qualität. Die Mittelamerikaner hauen sich rein, auf ein Aha-Erlebnis, wie es beispielsweise Neuseeland schon zwei Mal gelang, wartet man bis jetzt aber vergeblich. Gegen die Schweiz kann das Ziel nur lauten, wenigstens ein WM-Tor zu schießen.
Reaktionen:
Vicente del Bosque (Trainer Spanien): "Es war ein wichtiger Sieg. Der Druck im letzten Spiel liegt jetzt natürlich auf uns, und damit müssen wir klarkommen. Wir hatten viele Chancen, haben sie aber leider nicht entsprechend genutzt."
David Villa: "Wir haben das erreicht, was wir wollten: Einen Sieg und ein kleines Finale gegen Chile. Es war wichtig, mit mindestens zwei Toren Unterschied zu gewinnen. Ich habe mich auf dem linken Flügel sehr wohl gefühlt. Bei der Szene mit Izaguirre habe ich instinktiv meinen Arm hochgerissen, nachdem er mir auf den Fuß treten wollte."
Reinaldo Rueda (Trainer Honduras): "Leider sind wir schon recht früh in Rückstand geraten. Die Spanier haben sehr viel Druck gemacht, wir konnten uns nicht befreien und unser Spiel entwickeln."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Spanien mit zwei Änderungen. Navas spielt für Silva auf rechts, Torres im Sturmzentrum. Villa rückt auf links außen für Iniesta.
Honduras-Coach Rueda bringt drei neue Leute. Im Angriff ersetzt Suazo Pavon. Turcios spielt im rechten Mittelfeld für Nunez und Martinez steht anstelle von Pavon in der Startelf.
6.: Villa zieht aus 25 Metern einfach mal ab. Ein toller Schuss, und nur die Latte rettet die Honduraner.
18., 1:0, Villa: Ein tolles Solo und dann kracht's. Villa, der eher einen linken Flügelspieler mimt, als einen Mittelstürmer, lässt auf der Außenbahn zwei Mann gleichzeitig aussteigen und legt die Kugel im Strafraum dann auch noch um Chavez herum, um mit rechts aus 13 Metern in den rechten Winkel zu schlenzen. Keine Chance für Valladares im Tor.
34.: Torres! Nach einer Bilderbuch-Flanke von Ramos kommt der Superstar am Fünfer frei zum Kopfball. Den setzt der Spanier allerdings einen Meter vor sich auf den Boden, und von dort springt die Kugel über den Kasten.
40.: Rudelbildung im Honduras-Strafraum. Izaguirre ging zu Boden und beschwert sich, von Villa ins Gesicht geschlagen worden zu sein - und die Zeitlupe zeigt: Er hat vollkommen Recht. Klare Tätlichkeit, Glück für Villa.
51., 2:0, Villa: Jetzt gibt es Platz für die Spanier zum Kontern. Villa bekommt den Ball völlig frei an der Strafraumgrenze und schießt in die Mitte. Abgefälscht durch Chavez schlägt es dann über Valladares ein.
62.: Villa verschießt Elfmeter! Nach einem Foul von Izaguirre an Navas streichelt der Ball den rechten Pfosten. Valladares war bereits ins andere Eck gehüpft.
Fazit: Souveräner, aber glanzloser Sieg von Spanien gegen einen Sparringspartner.
Der Star des Spiels: David Villa (SPOX-Note 2). Spielte gegen Honduras auf dem linken Flügel eine ganz andere Rolle als gegen die Schweiz, als er im Sturmzentrum vergeblich auf verwertbare Bälle lauerte. Villa konnte sich austoben, was ihm sichtlich gut tat. Überragend sein Move durch zwei Gegenspieler vor dem 1:0. Der verschossene Elfmeter fiel nicht ins Gewicht. Allerdings sorgte Villa auch für die hässlichste Szene des Spiels. Ein Spieler seiner Klasse darf sich nicht zu einer solch dämlichen Tätlichkeit hinreißen lassen.
Auch für die SPOX-User ist David Villa der "Man of the Match"
Die Gurke des Spiels: Fernando Torres (SPOX-Note 5). Der Stürmer aus Liverpool setzte seinem schwachen 25-Minuten-Einsatz gegen die Schweiz eins drauf. Torres ließ in der ersten Halbzeit im Minutentakt beste Chancen aus. Er bewegte sich besser, ließ aber jeglichen Killerinstinkt vermissen. Torres ist nach der langen Verletzungspause derzeit nur ein Schatten seiner selbst. Wurde in der 70. Minute durch Mata ersetzt.
Die Pfeife des Spiels: Yuichi Nishimura aus Japan. Erneut eine diskussionswürdige Leistung eines Schiedsrichters. Nishimura verteilte für harmlose Fouls Gelbe Karten, verschonte dafür Mendoza nach einem fiesen Tritt gegen Villa. Villa selbst hätte nach seinem Handkantenschlag ins Gesicht von Izaguirre zwingend vom Platz gehört. Nishimura hat's aber nicht gesehen.
Analyse: Nach dem 0:1 gegen die Schweiz veränderte del Bosque nicht nur sein Personal. Die Hereinnahme von Navas und Torres hatte auch eine Systemumstellung zur Folge. Anders als Silva, der gegen die Schweiz permanent in die Mitte zog, blieb Navas konsequent auf dem rechten Flügel, Villa wich nach links aus. Spanien so im astreinen 4-3-3. Das Spiel sollte so breit wie möglich gemacht werden.
Die Raumaufteilung im Mittelfeld war exzellent, Alonso und Busquets schleppten die Bälle, Xavi bekam alle Freiheiten. Ramos und Capdevila waren deutlich offensiver als gegen die Schweiz, so dass Spanien teilweise mit acht Spielern angriff.
Die tapferen Honduraner waren komplett überfordert. Bei Ballbesitz Spanien zog sich die vordere Mittelfeldreihe zurück und bildete mit Palacios und Guevara einen Halbkreis. Trotz enormer Laufbereitschaft bekam Honduras nie Zugriff. Spanien spielte nicht in höchstem Tempo, für die Mittelamerikaner ging es dennoch zu schnell.
Bei ihren seltenen Vorstößen wirkte die spanische Hintermannschaft nicht sattelfest. Capdevila fehlte auf links die Unterstützung von Villa und zwischen Capdevila und Puyol klaffte ein großes Loch.
Spanien hat sich erholt, das Spiel gegen drittklassige Honduraner gibt aber keinen Aufschluss über die wahre Stärke der Furia Roja. Spanien ging fahrlässig mit seinen vielen Chancen um, vor allem Torres hätte sich viel Selbstvertrauen holen können.
Spanien - Honduras: Daten zum Spiel