England nutzte die emotionale Partie gegen Wales zu einem Ausrufezeichen. Der Titeltraum der "Three Lions" lebt.
Jude Bellingham riss hochzufrieden die Arme in die Luft, Gareth Southgate herzte seinen Matchwinner Marcus Rashford und die Fans sangen "Jingle Bells": Mit einem spektakulären Doppelschlag und einem Jubiläumstor in der "Battle of Britain" hat England seine Ambitionen auf den ersten WM-Titel seit 56 Jahren eindrucksvoll unterstrichen und träumt von einer Bescherung schon vor Weihnachten. Die Jungstars der "Three Lions" schickten Wales um Altstar Gareth Bale mit einem 3:0 (0:0) ungerührt nach Hause.
Mit zwei Toren binnen 96 Sekunden leitete die Southgate-Elf im Bruderduell nach einer klaren Leistungssteigerung im zweiten Durchgang den letztlich deutlichen Erfolg ein. England zog als Sieger der Gruppe B ins Achtelfinale ein und trifft in der Runde der letzten 16 am Sonntag auf den Senegal.
"Es ist ein großartiges Gefühl. Für Momente wie diese spiele ich Fußball", sagte Rashford, der mit einem direkt verwandelten Freistoß in der 50. Spielminute den Torreigen eröffnete, später erzielte der Angreifer auch noch den 100. WM-Treffer für England (68.). Wenige Wimpernschläge nach der Führung hatte Phil Foden zum 2:0 (51.) getroffen.
Für den 33 Jahre alten Bale endete seine erste und wahrscheinlich letzte WM dagegen in einer großen Enttäuschung. Schon in der Halbzeitpause wurde der fünfmalige Champions-League-Sieger nach schwacher Leistung ausgewechselt.
Während es im Ahmad-bin-Ali-Stadion in Ar-Rayyan vor 40.000 Zuschauern im ersten WM-Duell der britischen "Home Nations" zur Sache ging, wurden Millionen Fans in den Pubs auf der Insel erwartet. Die besseren Aussichten hatten fraglos die Engländer, die vor dem Anpfiff angesichts der komfortablen Ausgangsposition über den Einsatz von Kapitän Harry Kane diskutierten. Nach dem Sieg gegen Iran (6:2) und dem Unentschieden gegen die USA (0:0) reichte dem Vize-Europameister selbst eine Niederlage mit drei Toren für ein Weiterkommen.
WM 2022: Phil Foden und Marcus Rashford sorgen für klare Verhältnisse
Southgate entschied sich gegen eine Pause von Kane und brachte neben Regisseur Jude Bellingham von Borussia Dortmund erstmals Foden in Katar von Beginn an. Wales, das auf jeden Fall einen Sieg brauchte, um hoffen zu dürfen, setzte auf eine offensive Dreierreihe mit Bale, auf dem die Hoffnungen ruhten.
Doch von Beginn an dominierten die Engländer, von denen BBC-Experte Alan Shearer ein "wirkliches Statement" in der Anfangsphase erwartete. Rashford ließ nach Steilpass von Kane die erste gute Gelegenheit aus (10.), danach kontrollierte der Favorit die Partie, ohne großes Risiko einzugehen.
Als Bellingham und Co. Ende des ersten Durchgangs das Tempo anzogen, mehrten sich die Chancen wie bei den Abschlüssen von Foden (38.) und erneut Rashford (39.). Die abwartenden Waliser waren einzig darauf aus, zunächst die Null zu halten und fanden offensiv im ersten Durchgang überhaupt nicht statt.
Mit dem Wechsel blieb dann Bale nach mickrigen acht Ballkontakten in der Kabine. Dass es sein womöglich letztes Länderspiel werden würde, hatte der einstige Star von Real Madrid vor der Partie verneint, in der England im zweiten Durchgang sofort die Zügel in die Hand nahm und das Gruppenfinale zu einem echten Statement nutzte. Kane wurde nach 57 Minuten ausgewechselt und für größere Aufgaben geschont.
Wales - England: Die Stimmen zum Spiel
Rob Page (Nationaltrainer Wales): "Das Problem war, dass wir innerhalb weniger Minuten die Gegentore bekommen haben. Wir lernen von Dingen wie heute. Wir haben alles gegeben und sind frustriert, dass wir aus dem Turnier ausgeschieden sind. Meine Botschaft aber lautet: Seid nicht enttäuscht. Wir müssen jetzt an die Zukunft denken. Wir haben eine Weltmeisterschaft erreicht, und das war eine unglaubliche Leistung für diese Gruppe von Spielern."
Gareth Southgate (Nationaltrainer England): "Wir waren schon in der ersten Halbzeit überlegen, haben uns aber kaum Torchancen erspielt. Dann wollten wir mehr Druck machen, um schneller nach vorne zu spielen. Als wir die beiden Tore erzielt hatten, wussten wir, dass ihr Spirit erloschen war, es war ein hartes Turnier für sie. Wir sind nun (im Achtelfinale, d.Red.) die Favoriten auf dem Papier, das wissen wir. Aber wir spielen gegen ein sehr gefährliches Team."
Wales - England: Die Daten zum Spiel
Wales: Ward - Williams (ab 36. Roberts), Mepham, Rodon, B. Davies (ab 59. Morrell) - Allen (ab 81. Colwill), Ampadu - Bale (ab 46. Johnson), Ramsey, James (ab 77. Wilson) - Moore. - Trainer: Page
England: Pickford - Walker (ab 57. Alexander-Arnold), Stones, Maguire, Shaw (ab 65. Trippier) - Henderson, Rice (ab 57. Phillips), Bellingham - Foden, Rashford (ab 75. Grealish) - Kane (ab 57. Wilson). - Trainer: Southgate
Schiedsrichter: Slavko Vincic (Slowenien)
Tore: 0:1 Rashford (50.), 0:2 Foden (51.), 0:3 Rashford (68.)
Zuschauer: 44.297 (in Ar-Rayyan)
Gelbe Karten: James, Ramsey -