Tahiti unterliegt Nigeria bei seinem ersten Länderspiel auf einem fremden Kontinent mit 1:6. Trotzdem spielen sich die Amateure in die Herzen der Fans.
Dass Nigeria gegen die Amateure aus Tahiti, die im wirklichen Leben Höhenkletterer oder Taxifahrer sind, deutlich gewinnen würde, war nicht anders zu erwarten. Doch die Kicker von der 187.000-Einwohner-Insel im Südpazifik hielten bei der 1:6 (0:3)-Niederlage mit viel Herz und Leidenschaft dagegen und erfüllten in ihrem ersten Confed-Cup-Spiel sogar direkt ihr Turnierziel, indem sie einen Treffer erzielten.
Bei ihrem ersten Länderspiel auf einem fremden Kontinent kassierten die "Toa Aito" (Krieger aus Eisen) nach nicht einmal fünf Minuten äußerst unglücklich das erste Gegentor. Zunächst stoppte Schiedsrichter Joel Aguilar einen Klärungsversuch der Abwehr vor die Füße von Elderson.
Der folgende Schuss des Nigerianers aus rund 20 Metern wurde von Tahitis Kapitän Nicolas Vallar unhaltbar ins eigene Tor abgefälscht.
Tahiti wehrt sich tapfer
Vor dem Spiel hatten die Tahitianer ihren Gegnern noch Perlenketten überreicht, während der Partie wurden dann auch auf dem Platz zunächst Geschenke verteilt. Nnamdi Oduamadi (10.) traf nach einem katastrophalen Fehlpass von Heimano Bourebare zum 2:0. Auch Torwart Xavier Samin präsentierte sich in Geberlaune.
Der 35-Jährige konnte eine flache Hereingabe von Ahmed Musa nicht festhalten und Oduamadi (26.) schob den Abpraller anschließend locker zum 3:0 ins leere Tor.
Kurze Zeit später machte Samin seinen Fehler aber wieder gut, als er dem Kölner Anthony Ujah, der völlig alleine auf ihn zulief, den Ball noch vom Fuß nahm (30.). Die brasilianischen Zuschauer in Belo Horizonte standen komplett hinter der Mannschaft von Trainer Eddy Etaeta, jeder Ausflug in die Hälfte der Nigerianer wurde auf den Rängen geradezu frenetisch bejubelt.
So spielte Tahiti, dessen Akteure hauptberuflich unter anderem als LKW-Fahrer oder in einem Supermarkt arbeiten, munter mit anstatt sich nur hinten reinzustellen und auf den nächsten Gegentreffer zu warten.
Trotz einiger Möglichkeiten wurde der krasse Außenseiter aber zunächst nicht mit einem Tor belohnt. Die oft lustlos wirkenden Nigerianer ihrerseits gingen mit ihren zahlreichen Chancen viel zu leichtfertig um, so dass es nur mit einem 3:0 in die Halbzeitpause ging.
Jonathan Tehau schreibt Geschichte
Nach der Pause wurde Jonathan Tehau zum Volkshelden. "Wir wollen Spaß haben und ein Tor schießen", hatte Vahirua, der einzige Profi im Team, vor dem Turnier angekündigt und gleich im ersten Spiel erreichten die Tahitianer ihr Ziel.
Nach einem Eckball verschätzte sich Torwart Vincent Enyeama und Tehau (54.) vom AS Dragon Papeete erzielte per Kopf das historische erste Tor Tahitis bei einem großen internationalen Turnier. Der Treffer wurde im nicht einmal zur Hälfte gefüllten Stadion wie der Confed-Cup-Sieg gefeiert. Tehau traf sogar noch ein weiteres Mal, allerdings ins falsche Tor. Sein Eigentor (69.) und je ein weiterer Treffer von Oduamadi (76.) und Elderson (80.) markierten den 6:1-Endstand.
Afrikameister Nigeria, der sich bereits seit Wochen wegen Prämienkürzungen mit dem Verband im Streit befindet, spielte in der zweiten Halbzeit weit unter seinen Möglichkeiten und wurde trotz des ungefährdeten Sieges stellenweise von den Zuschauern ausgepfiffen.
Für Fußball-Zwerg Tahiti geht das Abenteuer Confed Cup am Donnerstag weiter, dann trifft man auf Weltmeister Spanien. Nigeria bekommt es in seinem nächsten Spiel mit Uruguay zu tun.
Tahiti - Nigeria: Daten und Fakten