Borussia Dortmund konnte sich in der Champions League bisher ordentlich präsentieren. Vor dem Rückspiel gegen Sporting (Mi., 20.45 Uhr im LIVETICKER) offenbaren sich aber spielerische Probleme, schon das Hinspiel entschied der BVB nur knapp für sich. SPOX wirft gemeinsam mit dem Institut für Fußballmanagement einen Blick auf taktische Kernpunkte.
Durchaus glücklich zeigte sich Thomas Tuchel nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel bei Sporting. Als "jung und unerfahren" betitelte er seine Mannschaft, die drei Punkte nahm der BVB aber doch mit nach Dortmund. Am Mittwoch (Mi., 20.45 Uhr im LIVETICKER) wird Sporting alles daran setzen, zurückzuholen, was ihnen gehört. Schon im Hinspiel offenbarten die Portugiesen gute Ansätze.
Mit einem Sieg könnte das Weiterkommen für die Borussia schon fast sicher sein, Sporting wird seinerseits aber auf einen gewonnenen direkten Vergleich aus sein, um noch eine Chance auf das Achtelfinale aufrecht zuhalten. Dementsprechend sollten Tuchel und seine jungen Wilden gewarnt sein.
Kernpunkt in der Defensive: Lange Zuspiele auf Bas Dost
Schon im Hinspiel setzten die Portugiesen auf viele lange Bälle Richtung Bas Dost. Torhüter Rui Patricio sowie Innenverteidiger Sebastian Coates suchten den großen Niederländer tief in der Hälfte des BVB. Dort sollte Dost die Anspiele sichern und weitergeben. Den Ball behält er selbst nur selten.
"Der Holländer hat die Aufgabe, die Bälle in die Tiefe zu verlängern, in die oftmals Zentrumsspieler Lazar Markovic und Außenbahnmann Gelson Martins mit Tempo starten", erklärt Dr. Alexander Schmalhofer, Leiter des Fachbereichs Spiel- und Taktikanalyse des Instituts für Fußballmanagement.
Gerne fungiert Dost auch mit einfachen Ablagen auf die nachrückenden Mittelfeldspieler und zieht Sporting somit alleine in die gegnerische Hälfte. Hier muss der BVB nicht nur konzentriert verteidigen, sondern vor allem den zweiten Ball gewinnen. Gegen Dost in der Luft zu bestehen, dürfte für die Defensive kaum möglich werden.
Die kopfballstärksten Akteure des BVB agieren in der defensiven Zentrale. Rücken sie heraus, legen sie Lücken in ihrem Rücken frei, in die wiederum Spieler von Sporting starten könnten. Presst der BVB hoch, um die langen Bälle ungenau zu machen, ergibt sich direkt das nächste Problem.
"Je höher der BVB presst, desto mehr lange Bälle wird Sporting spielen", erklärt Schmalhofer. Rückt der BVB auf, spielt Dost eben doch gegen die letzte Linie des BVB. Es sei zudem gewarnt: "Die Portugiesen sollten nicht nur auf ihr Spiel auf den zweiten Ball reduziert werden. In der Liga zeigen sie auch im Ballbesitzspiel große Stärken."
Dabei geht es vor allem über die rechte Seite nach vorne. Der offensiv ausgerichtete Ezequiel Schelotto und Martins verkörpern dort hohes Tempo. "Der linke äußere Mittelfeldspieler der Dortmunder, wahrscheinlich Dembele, muss konsequent und unter Ausnutzung seiner Geschwindigkeit mit nach hinten arbeiten, um die starke rechte Seite der Portugiesen zu verteidigen", so Schmalhofer. spox
Kernpunkt in der Offensive: Spielaufbau von und mit Weigl
Im Hinspiel verteilten sich die Ballbesitzanteile beinahe gleich auf BVB und Sporting. Das lag auch am guten Pressing der Portugiesen, die sich gegen den Ball oft in einem 4-4-2 formierten und das Zentrum schlossen. Dortmund zeigte hierbei ungewohnte Probleme bei der Ballzirkulation, es folgte die so ungern gesehene U-Form.
Auch im Revierderby gegen Schalke sah Tuchel hier Schwächen. Gerade Julian Weigl ist entscheidend für das Spiel in den ersten zwei Ebenen und erwischte gegen S04 keinen guten Tag. Auch deshalb muss es im Rückspiel gegen Sporting Ziel sein, den 21-Jährigen zu nutzen.
Sollte Weigl nach hinten fallen, kann er eine Überzahl in erster Linie gegen Sportings Stürmer herstellen und damit den kurzen Aufbau begünstigen. Dann wird es für den BVB allerdings schwieriger, sich hinter die erste Pressinglinie zu spielen. Hier offenbarte schon das Revierderby Schwierigkeiten.
"Bleibt Weigl in der Spieleröffnung im Zentrum, so ist es entscheidend, dass die Dortmunder Innenverteidiger sehr breit stehen, um über die Außenspur den Raum auf den Außen zu nutzen", liefert Schmalhofer eine Idee. Er führt aber weiter aus: "Alternativ kann sich Julian Weigl auch nach hinten fallen lassen, um mit den Innenverteidigern eine 3:2-Überzahl gegen Sportings Stürmer zu erzielen."
Dabei bieten sich die üblichen zwei Optionen: Zwischen oder neben die Innenverteidiger? Weigl könnte sicher beide Varianten ausführen, Schmalhofer sieht einen Vorteil im Raum zwischen Innen- und Außenverteidiger: "Um entweder selbst die Möglichkeit zu haben, am Flügel anzudribbeln oder die gegnerischen Stürmer auseinanderzuziehen und die 3:2-Situation dann auszuspielen."
Somit kann Tuchel eigentlich genau auf die Spielweise zurückgreifen, die er seit Beginn dieser Saison immer öfter heranzieht: Überzahlsituationen am Flügel herstellen. Fällt Weigl zurück, können die Innenverteidiger die Außenverteidiger höher schieben und diese sich im 4-1-4-1 über die Außenspuren nach vorne kombinieren.
Institut für FußballmanagementFür mobile Nutzer: Aufbauszenario über links gegen Sportings 4-4-2
Entscheidend wird dabei die Rolle der beiden Zehner des BVB. "Da die Portugiesen zuletzt durchaus Probleme im Defensivverhalten zeigten, wird es wichtig sein, dass sich die Halbspieler Götze und Kagawa aktiv in den Raum zwischen gegnerischer Abwehr und Mittelfeld bewegen", so Schmalhofer.
Sollten diese nach außen mitgehen, wird aber das Ausbalancieren schwer. Gegen Schalke wichen Götze und Kagawa oft seitlich aus, den daraus entstandenen Raum konnte aber das eigene Team nicht nutzen. Hier werden bessere Verbindungen gefordert sein, um sich den Ballbesitz nicht unnötig schwer zu machen.
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