Die Bundesliga ist für sie Neuland - und gleichzeitig das große Ziel. In der Vorbereitung durften Amin Younes, Koray Günter, Sead Kolasinac Philipp Klement, Kevin Stöger und Marc Stendera bei den Profis reinschnuppern. Ihnen könnte die Zukunft gehören.
Amin Younes (18, Borussia Mönchengladbach)
Schon nach ein paar Trainingseinheiten hatte sich Granit Xhaka verliebt. "Der Junge ist ein Supertalent", sagte Gladbachs Neuzugang. "Er hat alles, was ein Fußballer braucht." Der Name des Spielers von dem Xhaka so schwärmte: Amin Younes, 18, Mittelfeldspieler und eigentlich noch spielberechtigt für Gladbachs U 19.
Während der Vorbereitung auf die anstehende Spielzeit hat sich Younes allerdings in den Fokus des Bundesliga-Teams gespielt. "Er hat das gewisse Etwas", sagt Lucien Favre über den Deutsch-Libanesen. "Er trainiert sehr gut, ist immer gefährlich und stark im Eins gegen Eins. Er kann vorne überall spielen."
Im Testspiel gegen Velbert stellte Favre sogar auf ein 4-4-2-System um und ließ Younes auf dessen Lieblingsposition im zentralen offensiven Mittelfeld ran. Der deutsche U-18-Nationalspieler machte seine Sache gut - und überzeugte bislang auch sonst.
Für Younes allerdings kein Grund abzuheben. "Ich muss noch viel lernen", sagt er. "Ich halte den Ball flach und versuche mich weiterzuentwickeln." Mit Favre scheint der 1,67-Mann den richtigen Trainer für seine Entwicklung gefunden zu haben. "Er kann einem sehr viel beibringen", so Younes über seinen Coach. "Ich denke, er hat mich schon in vielen Bereichen besser gemacht."
Xhaka jedenfalls traut dem Youngster noch eine große Karriere zu: "Er erinnert mich sehr an meinen alten Kollegen Xherdan Shaqiri." Und der spielt mittlerweile ja sogar beim FC Bayern.
Koray Günter (17, Borussia Dortmund)
Schon jetzt ist Koray Günter Rekordhalter beim BVB: Der Deutsch-Türke ist der jüngste Spieler aller Zeiten, der ins Jugendinternat der Borussia geholt wurde - mit 13 Jahren. Seitdem durchlief er in Dortmund sämtliche Jugendmannschaften und absolviert nun seine erste Vorbereitung mit dem Bundesliga-Team von Jürgen Klopp.
"Koray bringt viel mit", sagt Sportdirektor Michael Zorc über den 17-jährigen Innenverteidiger. "Der Schritt in den Profi-Bereich ist aber gewaltig. Deshalb werden wir keine Erwartungshaltung aufbauen." Erstmal ist angedacht, dass Günter in der zweiten Mannschaft des BVB in der 3. Liga regelmäßig Spielpraxis sammelt.
Kein Problem für Günter. "Ich konzentriere mich erst mal nur auf den Moment. Noch bin ich ja nirgendwo angekommen; nicht im Profifußball, nicht mal so richtig im Seniorenbereich", sagte er im Interview mit der "DerWesten".
Allerdings: Hinter Mats Hummels, Neven Subotic und Felipe Santana ist er als Innenverteidiger Nummer vier auch für den Bundesliga-Kader eingeplant und hat Rückkehrer Marc Hornschuh (zuletzt in Ingolstadt) im internen Ranking überholt.
Was auffällt: Für einen 17-Jährigen tritt der deutsche U-19-Nationalspieler schon erstaunlich ruhig und souverän auf, wirkt körperlich weit und austrainiert. "Er ist ein sehr abgeklärter Junge, der immer vorne weg geht", sagt Nachwuchskoordinator Lars Ricken über Günter.
Der selbst sieht sich jetzt erstmal als Lehrling und will in der Vorbereitung so viel aufsaugen, wie nur möglich: "Man wird bis zum Maximum gefordert. Doch genau das muss ich auch immer wieder abrufen, um mich weiterzuentwickeln. Wer das nicht tut, der bleibt irgendwann auf der Stelle stehen."
Teil 2: Sead Kolasinac und Philipp Klement
Teil 3: Kevin Stöger und Marc Stendera
Sead Kolasinac (19, Schalke 04)
Bei Sead Kolasinac muss man immer zweimal hingucken. Denn: Der 19-Jährige ähnelt seinem Teamkollegen Kyriakos Papadopoulos - sowohl optisch, als auch in seinem Auftreten auf dem Feld. Wo der Grieche schon ist, da will Kolasinac allerdings erst noch hin: in die Bundesliga.
Zweifel, dass er es nicht packt, gibt es auf Schalke kaum. "Sead wird irgendwann in der Bundesliga spielen, das ist Fakt", sagte Oliver Ruhnert, Sportlicher Leiter der Schalker Nachwuchsabteilung, gegenüber SPOX. Coach Huub Stevens scheint es ähnlich zu sehen, nahm er den Youngster in der Vorbereitung doch in beide Trainingslager der Profis mit.
Kolasinac' Problem: Am liebsten spielt er in der Innenverteidigung. Dort allerdings scheint die Konkurrenz mit Papadopoulos, Joel Matip, Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder übermächtig. "Die Qualität und Quantität bei den Senioren ist schon eine andere, aber ich habe mir schon vieles abgeguckt", sagt der deutsche U-19-Nationalspieler.
Und wenn es mit einem Platz in der Innenverteidigung nicht klappt, kann Kolasinac auch ausweichen. Ins defensive Mittelfeld beispielsweise, selbst im Angriff wurde er in der vergangenen A-Jugend-Saison eingesetzt. In Schalkes U 19 war er in der letzten Saison als Kapitän eine prägende Figur und maßgeblich am Gewinn der deutschen Meisterschaft beteiligt.
Nun will er den nächsten Schritt machen, möglichst natürlich bei den Profis. "Ich kann noch nicht irgendwelche Ansprüche stellen", sagt er. "Aber wenn ich meine Leistung bringe, wird alles andere die Zeit ergeben."
Philipp Klement (19, 1. FC Nürnberg)
Es ist mittlerweile fast schon Tradition, dass der 1. FC Nürnberg der Liga neue Gesichter präsentiert. Jahr für Jahr schafften beim Club zuletzt hoffnungsvolle Talente den Sprung auf die Bundesliga-Bühne. In dieser Saison will Philipp Klement diese Tradition fortsetzen. "Es ist schon mein Ziel, in den nächsten Monaten einige Einsätze zu bekommen", sagt der 19-Jährige, schiebt aber schnell nach. "Ich darf nicht ungeduldig werden."
Denn auch wenn Coach Dieter Hecking bekannt dafür ist, jungen Spielern eine Chance zu geben, ist die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld der Nürnberger - dort wo Klement am liebsten spielt - ziemlich groß. Hecking hat den Linksfuß allerdings auf dem Zettel: "Philipp hat die Veranlagung, ein Spiel zu machen. Das sieht man einfach."
Beim Kampf um Einsatzminuten könnte Klement zugutekommen, dass Hecking für die neue Spielzeit mehr eigenen Ballbesitz als Ziel ausgegeben hat. "Eher am als gegen den Ball" habe er seine Stärken, sagt Klement. "Ich bin eher der Techniker, der auch in engen Situationen Lösungen findet."
Vor einem Jahr kam der 1,76-Mann aus Kaiserslautern, erlebte dann allerdings ein schwieriges erstes Jahr. Nach einer Hüftoperation musste er fast vier Monaten pausieren, nebenher machte er noch sein Abitur.
Das alles ist inzwischen Vergangenheit, nun zählt erstmal nur der Fußball. "Er muss schauen, dass er sich an die Anforderungen in der Bundesliga ran arbeitet", sagt Hecking. Schließlich hätte der Club-Coach nichts dagegen, der Liga ein neues Gesicht zu präsentieren.
Teil 1: Amin Younes und Koray Günter
Teil 3: Kevin Stöger und Marc Stendera
Kevin Stöger (18, VfB Stuttgart)
Dass der VfB Stuttgart das Geld nicht mit vollen Händen ausgeben kann, ist kein Geheimnis. Manager Fredi Bobic und Trainer Bruno Labbadia haben einen Kader sicher schon unter einfacheren Bedingungen zusammengestellt.
Die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs werden gegen die schwäbische Sparsamkeit dagegen wohl eher wenig einzuwenden haben, schließlich wird dadurch die Chance auf Bundesliga-Einsätze erhöht. Statt eines teuren Neuzugangs wird künftig in Stuttgart also wieder mehr auf eigene Talente gesetzt.
Neben Raphael Holzhauser oder Antonio Rüdiger, die in der letzten Spielzeit schon zu Kurzeinsätzen kamen, zählt seit dieser Saison auch Kevin Stöger zum Profi-Kader. "Ich will bei den Profis nicht nur trainieren, ich will jede kleine Chance nutzen", kündigt der Österreicher an. Hört sich selbstbewusst an. Stöger ist allerdings kein Mann der großen Worte.
Der Mittelfeldmann gilt als ruhig und zurückhaltend - und fokussiert auf den Fußball. Auf seiner Position im zentralen offensiven Mittelfeld ist Tamas Hajnal gesetzt, auch Daniel Didavi - derzeit verletzt - sieht sich künftig dort. "Ich bin jung und habe Zeit", gibt sich Stöger geduldig.
Allerdings halten Stuttgarts Verantwortliche auch auf Stöger große Stücke. "Kevin ist ein begnadeter Fußballer", sagt beispielsweise U-23-Coach Jürgen Kramny. Und Labbadia ergänzt: "Er hat eine tolle Technik und ein gutes Passspiel."
Das alleine reicht den VfB-Trainern allerdings nicht. "Er muss robuster werden, da hat er noch Defizite", sagt Labbadia. "Er muss körperlich zulegen und seine Aktionen müssen klarer werden", so Kramny. Stöger hat das erkannt, schiebt deshalb auch immer wieder Sonderschichten. Ein Stammgast im Kraftraum wird er allerdings wohl nicht werden: "Ich will keine Maschine werden."
Marc Stendera (16, Eintracht Frankfurt)
Marc Stendera hat ein paar aufregende Monate hinter sich. Im Frühjahr wurde er recht überraschend für die U-17-EM nominiert und avancierte als Spielmacher sofort zur prägenden Figur im deutschen Spiel. Ausgerechnet er war es dann allerdings, der im Endspiel den entscheidenden Strafstoß vergab.
Ein paar Wochen danach schloss der 16-Jährige dann die Realschule erfolgreich ab, und nur wenig später folgte das nächste Highlight: Armin Veh holte ihn in der Vorbereitung zu den Profis - aus einem simplen Grund: "Der Junge kann kicken", so der Eintracht-Coach.
In Frankfurt traut man Stendera einiges zu. "Marc denkt, lebt und atmet Fußball. Und er identifiziert sich sehr stark mit der Eintracht", sagt Armin Kraatz, Leiter des Frankfurter Nachwuchszentrums. Und Stendera will es bei der Eintracht packen.
Eine Berufsausbildung stellt er erstmal hinten an. "Er soll sich auf den Fußball konzentrieren können", erklärt Manager Bruno Hübner, der überzeugt ist, dass Stendera wie auch Youngster Marc-Oliver Kempf (in der Vorbereitung ebenfalls im Profi-Kader) den Durchbruch schaffen wird. "Wir glauben an die Jungs. Sie haben das Zeug dazu, es in der Bundesliga zu schaffen."
Zuletzt erlebte Stendera allerdings einen Rückschlag auf dem steilen Weg nach oben. Der Youngster verletzte sich an der Schulter und fällt voraussichtlich bis Mitte Oktober aus. Danach will er allerdings wieder voll angreifen. Dieses Jahr soll schließlich auch aufregend zu Ende gehen.
Teil 1: Amin Younes und Koray Günter