Seit zwei Jahren hat die U 21 von Israel kein Pflichtspiel mehr absolviert. Bei der EM trifft der Gastgeber in Gruppe A nun unter anderem auf die Fußball-Riesen aus England und Italien. SPOX stellt Euch die Mannschaften, Trainer und Schlüsselspieler der U-21-EM 2013 vor. Teil 1: Die Gruppe A.
Gruppe A
Israel
"Ich erwarte nicht, dass wir das Turnier gewinnen, ich erwarte nicht mal, dass wir bis ins Halbfinale kommen, aber Überraschungen sind immer möglich. Mit ein wenig Glück können wir die Sensation sein und ins Halbfinale kommen", sagte Israels Turnierbotschafter Eli Ohana vor dem Turnier. Dieser Satz beschreibt die Erwartungen ganz gut, die in Israel im Vorfeld der U-21-EM herrschen.
Für das Land ist es eine große Ehre, die Endrunde auszurichten. Dass man nicht zu den Topfavoriten zählt, ist allen Beteiligten bewusst. Erstmals nahm eine israelische Jugendmannschaft 2007 an einer Endrunde teil, auch damals bei einer U-21-EM.
Der Herthaner Ben Sahar war damals mit von der Partie. Seiner Einschätzung nach habe Israel einen "hoch talentierten" Kader. Der aktuellen Mannschaft unter Trainer Guy Luzon traut er demnach sehr viel zu.
"Oft fragen mich die Leute über den Fußball in Israel und was für einen Stellenwert er bei uns hat, auch wenn jeder weiß, dass wir zuletzt große Fortschritte gemacht haben", sagt der Hertha-Stürmer. "Ich hoffe sehr, dass es ein schönes Turnier wird und alle zufrieden wieder nach Hause fahren werden, vor allem auch die Fans der teilnehmenden Länder."
Auf den ersten Blick werden die Spieler aus Israels Kader den Wenigsten etwas sagen. Eyal Golasa sticht jedoch ein wenig heraus. Der inzwischen 21-Jährige von Maccabi Haifa sorgte bereits vor einigen Jahren international für Aufsehen.
Mit 18 debütierte er in der Champions League und traf dort unter anderem auf den FC Bayern, der den zentralen Mittelfeldspieler angeblich - neben vielen anderen europäischen Topklubs - gerne verpflichtet hätte. Bereits mit 17 Jahren debütierte er für die U 21, doch in den letzten Jahren wurde es ruhiger um ihn.
Dass Gay Assulin (Racing Santander) nicht zum Endrunden-Kader gehört, ist eine faustdicke Überraschung von Luzon, der dies seine "schwerste Entscheidung" nannte.
Schlüsselspieler: Eyal Golasa (Maccabi Haifa), Omri Altman (FC Fulham), Taleb Twatha (Maccabi Haifa)
Prognose: Seit zwei Jahren bestritt das Team kein Pflichtspiel mehr, doch in den letzten beiden Testspielen zeigte sich Israel gewappnet für die Endrunde. Zwar verlor man beide Begegnungen gegen die Niederlande und Deutschland knapp mit 1:2, "aber ich denke, wenn wir genauso spielen wie in diesen Partien - mit der gleichen Motivation und dem gleichen Verlangen - werden wir uns gut verkaufen", sagte Mittelfeldspieler Marouan Kabah (FC Maccabi Petach-Tikva). Es wäre dennoch eine Überraschung, würde der Gastgeber die Vorrunde in dieser Gruppe überstehen.
England
Sieben Siege aus acht Spielen, nur drei Gegentore - die Engländer spazierten im Schongang durch die Gruppenphase und gewannen auch beide Playoff-Spiele gegen starke Serben mit 1:0.
Kein Wunder also, dass man in England auf den dritten Titel nach 1982 und 1984 hofft. Trainer Stuart Pearce steht seit 2007 an der Seitenlinie und ist auch in Deutschland kein Unbekannter. Er war einer der Schützen, denen beim Elfmeterschießen gegen Deutschland im WM-Halbfinale 1990 die Nerven versagten.
Unumstrittener Leader der Mannschaft ist Kapitän und Spielgestalter Jordan Henderson vom FC Liverpool, der gleichzeitig die Marschroute der Briten vorgibt: "In unseren Spielen haben wir wirklich guten Fußball gezeigt, viele schöne Tore geschossen und gut verteidigt; wenn wir diese Qualitäten mit nach Israel nehmen, haben wir dort sicher eine gute Chance auf den Titel."
Im Sturm kommt es vor allem auf ManUnited-Angreifer Wilfried Zaha an, in der Abwehr steht Craig Dawson für aggressive Verteidigung und Torgefahr.
Überraschend war die defensive Stabilität der Engländer. Die letzten neun Spiele wurden nicht nur allesamt gewonnen, sondern ohne einen einzigen Gegentreffer absolviert. Verteidiger Lee dazu: "Ich bin mir sicher, dass wir mental und physisch in der Lage sind, dieses Turnier zu gewinnen. Wir haben exzellente Stürmer und - wie man zuletzt sehen konnte - eine Abwehr, die auch zu Null spielen kann."
Schlüsselspieler: Jordan Henderson (FC Liverpool) , Wilfried Zaha (Manchester United), Craig Dawson (West Bromwich Albian), Thomas Ince (FC Blackpool), Connor Wickham (AFC Sunderland)
Prognose: Das Team der Engländer ist gespickt mit Talenten, die bereits Führungsrollen in der Premier League einnehmen. Wenn die Three Lions die hervorragenden Leistungen der Qualifikation bestätigen, gehören sie zum engsten Kreis der Titelanwärter.
Italien
Vorne hui, hinten pfui? Wenn man sich den Kader der italienischen U 21 anschaut, könnte man fast davon ausgehen. In der Offensive nominierte Devis Mangia so klangvolle Namen wie Mattia Destro (drei A-Länderspiele, ein Treffer), Ciro Immobile oder den Liverpooler Fabio Borini. Die Abwehrrecken dagegen stehen fast ausschließlich bei Zweitligisten unter Vertrag, was aber nicht gleichbedeutend mit einem qualitativen Nachteil wäre.
Fast ohne Probleme gewannen die Azzurini die Qualifikationsgruppe mit der Türkei und Irland. In den Playoffs gegen Schweden hatten die Italiener dann allerdings etwas größere Schwierigkeiten. Mit zwei Siegen (1:0, 3:2) setzte man sich letztlich aber verdient durch.
Mit Stephan El Shaarawy fehlt Italien natürlich ein weiterer hochklassiger Offensivakteur, doch der Pharao wurde für das WM-Quali-Spiel gegen Tschechien für die A-Nationalmannschaft nominiert. Des Weiteren gehört er dem vorläufigen Confed-Cup-Kader der Squadra Azzurra an.
Dafür kann Mangia aber neben Destro (AS Rom) auch auf Marco Verratti (Paris Saint-Germain) zählen. Beide gehörten seit fast über einem Jahr nicht mehr dem U-21-Kader an, sondern absolvierten ihre ersten A-Länderspiele. Doch gerade in der Offensive glänzte die Mannschaft in Abwesenheit von Destro.
Ciro Immobile (FC Genua) und Lorenzo Insigne (SSC Neapel) harmonierten im Sturm hervorragend und zeigten in den Testspielen gegen Russland (2:0) und die Ukraine (1:0) auffallend gute Leistungen. Abzuwarten bleibt, wie Borini seine Seuchensaison in Liverpool verkraftet hat.
"Wir haben genügend Qualität, um in Israel den Titel zu holen. Wir müssen aber vom Start weg voll konzentriert sein, weil alle Gegner in unserer Gruppe sehr stark sind", schätzt Coach Mangia die Chancen vor dem Turnier ein.
Luca Marrone vom Meister Juventus Turin ist vor dem Auftakt hoch motiviert: "Wir sind alle sehr enthusiastisch, auch die Spieler die bereits für die A-Nationalmannschaft gespielt haben und eine solche Atmosphäre kennen. Wir wissen um unsere Stärke, arbeiten hart und wir wollen in Israel Großes erreichen", so der Mittelfeldspieler.
Nach dem Auftaktspiel gegen die Engländer folgen die vermeintlich leichten Duelle gegen Norwegen und Israel, doch Marrone betont: "Besonders das erste Spiel ist wichtig, wir wollen damit die Richtung vorgeben und werden alles rausholen. Wir wissen, wie wichtig dieses Turnier für unsere Karrieren sein kann."
Schlüsselspieler: Mattia Destro (AS Rom), Marco Verratti (Paris Saint-Germain), Lorenzo Insigne (SSC Neapel), Ciro Immobile (FC Genua), Fabio Borini (FC Liverpool), Manolo Gabbiadini (FC Bologna)
Prognose: Trotz der vermeintlichen Diskrepanz in den Mannschaftsteilen haben die Azzurini eine ausgeglichene Truppe zusammen, die durch ihre individuelle Qualität in der Offensive immer gefährlich ist. Die Homogenität der Mannschaft ist nicht zu unterschätzen - und somit sollte das Halbfinale in jedem Fall drin sein.
Norwegen
Die Teilnahme der Skandinavier ist wohl die größte Überraschung. Nicht, dass das Team von Tor Ole Skullerud eine schlechte Truppe wäre, aber mit einem Sieg gegen die hochdotierten Franzosen in den Playoffs hätten wohl die Wenigsten gerechnet. In einem packenden Rückspiel setzten sich die Norweger mit 5:3 (nach einem 0:1 im Hinspiel) durch.
Da die norwegische A-Nationalmannschaft am 7. Juni allerdings ein wichtiges WM-Qualifikationsspiel absolviert, muss Skullerud im ersten Spiel auf seine wichtigsten Spieler verzichten. Havard Nordtveit, Valon Berisha, Joshua King und Markus Henriksen werden somit erst nach dem Auftaktmatch gegen Israel zur Mannschaft stoßen.
"Die vier Spieler werden direkt von Tirana nach Israel reisen. Ihre Einsatzzeit gegen England hängt davon ab, wie sehr sie in der A-Nationalmannschaft beansprucht wurden", so Skullerud.
Coach Skullerud ist zum zweiten Mal norwegischer U-21-Trainer. Der 42-Jährige war bereits 2010 verantwortlich - nun ist er seit Januar dieses Jahres wieder im Amt. Zuvor war er Co-Trainer bei der U 21 und Chefcoach bei Valerenga Oslo.
Neben Nordtveit stehen noch zwei weitere Deutschland-Legionäre im Kader der Norweger: Vegar Eggen Hedenstad vom SC Freiburg und Flamur Kastrati von Erzgebirge Aue. Einen wirklichen Star hat die Truppe allerdings nicht, lebt sie doch eher vom Teamspirit als von ihrer individuellen Klasse.
Schüsselspieler: Havard Nielsen (Red Bull Salzburg), Joshua King (Blackburn Rovers), Havard Nordtveit (Borussia Mönchengladbach), Marcus Pedersen (Odense BK), Valon Berisha (Red Bull Salzburg)
Prognose: Mit den Engländer hatten die Norweger schon in der Qualifikation zu tun und verloren beide Spiele denkbar knapp (1:2, 0:1). Allerdings haben die Skandinavier in den Playoffs bewiesen, dass sie mit der Rolle als Underdog sehr gut zurechtkommen. Das Halbfinale scheint trotzdem unerreichbar.
Der Spielplan im Überblick