Nach Robert Enkes Suizid 2009 postulierte der damalige DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger ein sensibleres Miteinander im Profi-Fußball. SPOX-Redakteur Jannik Schneider hat sich knapp acht Jahre danach in der Themenwoche "Tabus im Fußball" mit den Themen Depression, Homosexualität, Geldsorgen und Rassismus beschäftigt. Den Anfang macht ein exklusives Interview mit Teresa Enke.
Depressionen, unterschiedliche sexuelle Orientierungen, Rassismus und Existenzängste sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft.
Weiß man um den Stellenwert des Fußballs, bedarf es nicht viel an Fantasie, um sich vorzustellen, dass diese Themen auch in der Bundesliga eine Rolle spielen.
Nur darüber gesprochen wird so gut wie nie. Ist der Profi-Fußball noch immer eine unbarmherzige Scheinwelt, in der Menschen mit Schwächen ausgemustert werden oder sich verstecken müssen? SPOX hat sich auf die Suche gemacht nach Experten und Gesprächspartnern, die aus unterschiedlichen Gründen sensibilisiert sind und einen differenzierten Blick auf das Geschäft werfen.
Depression: Teresa Enke spricht offen wie selten
Den Auftakt in die Themenwoche "Tabus im Fußball" macht am Montag ein Interview mit Teresa Enke. Die Krankheit Depression als solche im Profisport anzuerkennen und das Sprechen darüber zu enttabuisieren, ist ihre Herzensangelegenheit. Wir sind sehr dankbar, dass wir Teresa Enke anlässlich der Themenwoche für ein ausführliches Gespräch über Depressionen im Fußball gewinnen konnten.
"Wir wollen mit unserer Stiftung den Fußball nicht verändern", sagt sie. Darüber hinaus spricht sie offen wie selten über das gemeinsame Versteckspiel und ihre Erinnerungen an Robert Enke.
Schwule Fußballer: Was fehlt zum Outing?
Am Dienstag steht das Thema Homosexualität im Fokus. Aktive schwule Fußballer gibt es in der Bundesliga nicht - offiziell. Dass das Gegenteil der Fall ist, ist so etwas wie ein offenes Geheimnis. Bis zu einem offiziellen Outing ist es aber noch ein langer Weg, sagt zumindest der schwule Amateur-Fußballer Tony Quindt.
Dieser beendete 2009 sein Versteckspiel und bekannte sich zu seiner Sexualität. Seitdem setzt er sich öffentlichkeitswirksam für die Belange schwuler Fußballer ein und steht bis in den Profi-Bereich mit schwulen Fußballern im Austausch. Seine Aussagen verblüffen.
VdV und Rolfes über Geldsorgen im Fußball
Mitleid benötigen die Fußball-Profis ob der immer horrender werdenden Millionen-Zahlungen im Business nicht. Eigentlich. Ein etwas differenzierter Blick in die Fußballwelt zeigt, dass viele Fußballer während und nach Ende der sportlichen Karriere in finanzielle Nöte geraten.
Eine große Reportage am Mittwoch begibt sich gemeinsam mit dem Verband der Vertragsfußballer, ehemaligen Profis wie Carsten Ramelow und auch finanziell angeschlagenen Ex-Spielern auf Ursachenforschung.
Zudem traf SPOX den ehemaligen Nationalspieler Simon Rolfes, der heute mit einem Finanz-Experten eine Beratungsagentur führt, die sich auf Investments für Profis spezialisiert hat. Rolfes gilt als Musterprofi für eine stringente Karriereplanung. Sein frühes Karriereende überraschte 2015 alle außer ihn selbst. Der 33-Jährige prangert gewisse Entwicklungen an und warnt junge Profis.
Rassismus ist auch ein deutsches Problem
Schmähungen, Affenlaute und offene Beschimpfungen wurden in der jüngeren Vergangenheit eher aus Italien oder osteuropäischen Staaten öffentlich bekannt. Nationalspieler Antonio Rüdiger gab dazu im Vorfeld des Confed Cups eine bemerkenswert offene Pressekonferenz.
Doch auch hierzulande gibt es in der Fanszene unangenehme Tendenzen. In Dortmund sorgt eine Gruppierung, ein Mix aus Ultras und Hooligans, seit zwei Jahren für eine Kultur der Angst. Die "Riots 0231" halten sich zwar politisch zurück, doch der renommierte Fanforscher Robert Claus mahnt vor gefährlichen Verbindungen in die rechte Szene. SPOX wirft zum Abschluss mit Claus einen Blick in den Ruhrpott und geht einem Tipp aus dem Osten der Republik nach.
Zum Schluss noch eine Bitte. Wie immer legen wir großen Wert auf den Austausch mit unseren Usern. Wir freuen uns sehr auf Meinungen, Feedback und Diskussionen in den Kommentaren. Wir bitten aber an dieser Stelle um Toleranz und eine differenzierte Auseinandersetzung mit den behandelten Themen.
Eure SPOX-Chefredaktion