Bayerns Dauerbrenner bräuchte eigentlich mal eine Pause, Leverkusen droht im Endspurt auch das letzte Saisonziel noch zu verspielen - und Wolfsburg sollte sich nicht zu sicher fühlen im Abstiegskampf.
Wolfsburg kann es noch erwischen
Regelrecht fassungslos war Florian Kohfeldt nach Wolfsburgs 1:6-Debakel in Dortmund und sah sich wieder einmal bestätigt: Seine Mannschaft ist auch in der Endphase der Saison Lichtjahre davon entfernt, stabil zu werden.
Nun beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz vor den letzten vier Spielen sechs Punkte, was eigentlich reichen sollte. Und trotzdem ist die Gemengelage gefährlicher, als es sich wohl der eine oder andere in Wolfsburg selbst eingestehen will.
Das Wolfsburger Restprogramm hat es jedenfalls in sich mit Spielen gegen unbequeme Gegner wie Mainz und Köln, den Bayern am letzten Spieltag - und dem Knackpunktspiel in zwei Wochen in Stuttgart.
Wolfsburg ist noch nicht durch und hat sich am Wochenende auch das bisher noch vergleichsweise ordentliche Torverhältnis versaut. Offenbar wollen oder können es einige Spieler nicht wahrhaben, dass die Saison mit 34 Zählern nicht einfach so austrudeln kann.
Der Trainer jedenfalls weiß es besser und sollte seinen Spielern eindringlich davon berichten. Mit Werder schien Kohfeldt in der letzten Saison im Frühjahr schon so gut wie gesichert. Ein einziger Punkt aus den letzten zehn Spielen bedeutete dann doch noch den Abstieg aus der Bundesliga.
FC Bayern: Musiala in die Müller-Rolle!
Louis van Gaals Bonmot ist bald schon zwölf Jahre alt und besitzt beim FC Bayern noch immer seine Gültigkeit. "Müller spielt immer", so lautet ein bayerisches Grundgesetz, das lediglich Ex-Trainer Niko Kovac ein paar Wochen mal über Bord warf.
In dieser Saison stand der Routinier in 29 der 30 Bundesligaspiele von Beginn an auf dem Platz, lediglich den 1:0-Sieg gegen Frankfurt verpasste Müller wegen einer Corona-Infektion. Nur der ebenfalls unverzichtbare Robert Lewandowski kommt auf mehr Spielminuten als Müller.
Während der Pole aber immer munter weiterscort, jetzt bei 32 Treffern und fünf Assists steht, geht Müller seit Wochen leer aus und läuft seiner Form hinterher. Seinen letzten Scorerpunkt sammelte Müller Mitte Februar gegen Fürth ein, sein letztes Tor liegt sogar schon acht Spiele zurück. Auf den offensiven Außenbahnen bleibt Trainer Julian Nagelsmann bei seiner Rotation, wechselt da das Personal gerne einmal durch.
Aber im Zentrum ist es weiterhin Müller, der das bedingungslose Vertrauen des Trainers bekommt. Dabei täte Müller eine Schaffenspause vielleicht auch mal ganz gut. Denn auch weil Müller als alleiniger Zehner oder wie in Bielefeld als einer von zwei Zehnern gesetzt ist, blockiert er die Position für zum Beispiel Jamal Musiala.
Der wanderte in dieser Saison deshalb immer wieder eine oder sogar zwei Ebenen zurück, spielte auf der Acht oder auf der Sechs. Dabei wüsste Musiala wohl auch auf der Zehn durchaus zu überzeugen. Einen Versuch wäre es wert. Wahrscheinlich nicht im nächsten Spiel, wenn die Bayern zu Hause gegen Dortmund den Titel einfahren können. Dann wird wieder Müller spielen. Aber vielleicht ja in den Wochen danach...
1. FC Köln: Mark Uth macht den Unterschied
Kölns Spiel gegen den Ball, die unglaubliche Intensität, das sehr hohe, sehr aggressive Pressing, egal gegen welchen Gegner und der totale Flankenfokus in der Offensive: Das waren die Zutaten des Kölner Höhenflugs in den ersten beiden Dritteln der Saison.
Vor wenigen Wochen noch hatte es den Anschein, als wäre die Kölner Offensive einigermaßen gelesen von den Gegnern. Der FC tat sich enorm schwer mit dem Toreschießen, acht Spiele in Folge erzielte Steffen Baumgarts Mannschaft nur ein oder gar kein Tor pro Spiel. Dass es plötzlich doch wieder läuft, hat weniger mit den üblichen Verdächtigen zu tun, mit Anthony Modeste oder Florian Kainz.
Mark Uth entpuppt sich in der Endphase der Saison als wichtigster Baustein für den Kölner Angriffswirbel. Beim FC geht es sehr viel darum, die entscheidenden Sequenzen, in der Regel Flügeldurchbrüche oder die Gelegenheit zu flanken, so gut wie möglich vorzubereiten.
Uth mit seinen sehr schlauen Bewegungen und seinem Freilaufverhalten ist da aktuell als Auslöser der gefährlichen Momente eine Klasse für sich. Bestes Beispiel war das erste Kölner Tor, das Uths Tiefenlauf in der Entstehung erst ermöglichte.
Leverkusen droht der Absturz
Man muss sehr lange suchen und findet doch kaum eine Leverkusener Mannschaft, die so abwartend und zurückhaltenden Fußball gespielt hat wie jene am Sonntag gegen Leipzig. Es sei nicht der richtige Moment gewesen, um gegen diesen Gegner offensiv zu spielen, sagte Trainer Gerardo Seoane.
Also überließ Bayer den Leipzigern, am Donnerstag immerhin noch in der Europa League im Einsatz, den Ball und lauerte eher auf Umschaltmomente. Eine nachvollziehbare Entscheidung aus Trainersicht, die allerdings nicht den gewünschten Erfolg brachte und die Ausgangslage im Kampf um die Champions-League-Plätze noch einmal verschärft.
Ohne Florian Wirtz und Jeremie Frimpong hat Bayer massive Offensivprobleme, in den letzten sechs Pflichtspielen gelangen nur vier Tore, viermal blieb die Werkself dabei ohne eigenen Treffer.
Die fehlenden Schlüsselspieler in der Offensive plus Seoanes eher zurückhaltende Spielausrichtung zuletzt sind ein Problem, das Bayer doch noch das Erreichen des Saisonziels kosten könnte.
Gegen Fürth ist ein Sieg Pflicht, danach geht es erst gegen Frankfurt, Hoffenheim und zum Abschluss Freiburg. In der Hinserie gelang aus diesen drei Spielen ein einziger Punkt, ein Finale um die Königsklasse am letzten Spieltag gegen die aktuell überragenden Freiburger wird in Leverkusen langsam zu einer Drohgebärde.