U 21: Island beendet deutschen EM-Traum

SPOX
11. August 201020:30
Sidney Sam von Bayer Leverkusen wurde erst 30 Minuten vor dem Ende der Partie eingewechseltGetty
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Die Blamage ist perfekt, der Traum von Olympia geplatzt: U-21-Europameister Deutschland hat bereits zwei Spieltage vor Ende der Qualifikation die Teilnahme an der EM 2011 sicher verpasst und damit auch keine Chance mehr auf London 2012.

Zuletzt war Deutschland 1988 in Seoul (Bronze) bei Olympia vertreten. Die Mannschaft von DFB-Trainer Rainer Adrion verlor nach einer indiskutablen und peinlichen Vorstellung auf Island hochverdient mit 1:4 (0:1) und kann die Nordeuropäer ebenso wenig einholen wie Tabellenführer Tschechien.

Das abermals enttäuschende DFB-Team gewann von bisher sechs Qualifikationsspielen lediglich die beiden gegen Punktelieferant San Marino (0:47 Tore). Die abschließenden Partien in Tschechien am 3. September und gegen Nordirland vier Tage darauf sind somit ein Muster ohne Wert.

Adrion vor dem Aus?

Für Adrion, der genau ein Jahr zuvor sein Debüt gegeben hatte und in zehn Begegnungen bereits 39 Spieler einsetzte, könnte die Luft damit nun ebenfalls dünn werden.

Nach dem frühen Rückstand durch Birkir Bjarnason (5.) hatte Debütant Kevin Großkreutz mit dem Ausgleich noch einmal Hoffnung aufkommen lassen (49.).

Zwei Tore in 90 Sekunden

Ein Doppelschlag innerhalb von 90 Sekunden durch Gylfi Por Sigurdsson (53.) und Kolbeinn Sigthorsson (54.) versetzte den deutschen Junioren den endgültig K.O. Für den Endstand sorgte der eingewechselte Alfred Finnbogason (84.) nach einem kapitalen Fehlpass von Stefan Reinartz (Bayer Leverkusen).

Der vom früheren Stuttgarter Meisterspieler Eyjölfur Sverisson trainierte Außenseiter Island hat nun beste Chancen auf die EM-Teilnahme.

Dabei hatte Adrion vor 3000 Zuschauern im Stadion Kaplakrikavöllur von Hafnarfjördur in Kapitän Mats Hummels, Großkreutz (beide Borussia Dortmund) und Reinartz drei Spieler mit Erfahrung im A-Team aufbieten können.

Bjarnason mit der Führung

Doch schon früh mussten die deutschen Junioren den nächsten Schock verkraften. Nach einem Stellungsfehler des Dortmunders Marcel Schmelzer kam Bjarnason aus acht Metern frei zum Schuss und brachte die Isländer in Führung.

Dem Spiel des Europameisters fehlten die Struktur und die überraschenden Momente, Ungenauigkeiten und Unkonzentriertheiten prägten das Geschehen.

Höwedes von der Rolle

Vor allem die Europameister Benedikt Höwedes und Schmelzer sowie Debütant Lars Bender schienen im ersten Durchgang völlig von der Rolle.

Während die Isländer durch Johann Berg Gudmundsson (29.) und Gylfi Por Sigurdsson (31.) gleich zweimal dicht vor dem 2:0 standen, kam das DFB-Team in der ersten Hälfte nur zu einer wirklich guten Gelegenheit durch einen Fernschuss von Schmelzer (45.+1).

Völlig überraschend daher die Reaktion Adrions, der in der Pause weder sein Personal noch die Taktik änderte. Dennoch kam sein Team zum Ausgleich, als Großkreutz eine Flanke von Timo Gebhart mit großem Willen über die Linie drückte.

Doch die Freude währte nicht lange. Ein sehenswertes Freistoßtor von Sigurdsson und ein Lupfer Sithorssons nach erneut zahlreichen Stellungsfehlern trafen das DFB-Team bis ins Mark, die Entscheidung war gefallen.

Aufbäumen bleibt aus

Adrion nahm nun innerhalb von vier Minuten alle drei Wechsel vor, brachte in Richard Sukuta-Pasu auch einen zweiten Stürmer. Doch das große Aufbäumen blieb aus.

Gebhart und Großkreutz hinterließen auf Seiten des Titelverteidigers noch den besten Eindruck.

Hier das Spiel zum Nachlesen

94.: Abpfiff. Island jubelt, bei Deutschland hängen die Köpfe. Das hätte vorher wohl niemand erwartet. Ganz schwacher Auftritt einer insgesamt chancenlosen deutschen Elf. Die Adrion-Truppe hat nur ganz selten für Gefahr vor dem Tor der Isländer sorgen können. Potenzielle Leistungsträger wie Großkreutz oder Schieber blieben weit unter ihren Möglichkeiten. Island bestrafte das vergebliche Anrennen des DFB-Teams mit eiskalter Effizienz vor dem Kasten. Damit ist der Traum von der EM ausgeträumt. Schade, Jungs!

92.: Latte! Jetzt auch noch Pech. Ecke von rechts, Höwedes siegt im Kopfballduell und trifft nur Aluminium. Hätte aber auch nichts mehr am unvermeidbaren Ausgang geändert.

90.: Ob mit Özil, Müller und Co. mehr gegangen wäre?

89.: Jetzt spielen es die Isländer natürlich locker nach Hause. Deutschland hat längst kapituliert und wartet auf den erlösenden Abpfiff.

84.: TOR für Island, 4:1, Finnbogason. Das war's dann wohl. Reinartz bedient Finnbogasson unfreiwillig mit einem katastrophalen Rückpass. Der Finne lässt sich nicht zwei Mal bitten, behält allein vor Sippel die Nerven und umspielt den deutschen Keeper mühelos. Langsam wird das hier zum Debakel.

83.: Der isländische Keeper pariert einen schwachen Versuch von Höwedes. Da war mehr drin: Der Schalker hatte den Ball fünf Meter vor dem Kasten am Fuß.

82.: Gudmundsson sieht die Gelbe Karte wegen Foulspiels.

80.: Schieber versucht einen Kopfballlupfer aus gut zehn Metern, hat jedoch auch dieses Mal kein Glück: Das Ding segelt drüber.

78.: Nochmal eine Möglichkeit für die Deutschen. Reinartz köpft nach einem Eckball in die isländische Mauer woraufhin der Ball vor die Füße von Sam kullert. Der Schussversuch des Leverkuseners aus 10 Metern landet jedoch im Oberrang.

75.: Vom großen deutschen Aufbäumen ist hier nicht viel zu spüren. Die Isländer sind dem 4:1 näher als die Deutschen dem Anschlusstreffer. Langsam muss man sich mit der Idee einer EM ohne die Adrion-Elf anfreunden.

74.: Schmelzer sieht Gelb. Spielt nun aber auch keine Rolle mehr.

72.: Wieder muss Sippel retten! Finnbogason wird am Elfmeterpunkt mit einem feinen Querpass bedient, scheitert mit seiner Direktabnahme jedoch am besten Deutschen auf dem Platz.

71.: Island wechselt: Sigthorsson geht, für ihn kommt Finnbogason.

69.: Noch etwas über 20 Minuten bleiben Deutschland für drei Treffer. Keine guten Aussichten. Jetzt bleibt nur die Brechstange.

68.: Es geht hoch her: Jonsson streckt Schmelzer an der linken Strafraumgrenze nieder und kassiert dafür zurecht die Gelbe Karte.

68.: Sigthorsson blockiert die schnelle Ausführung eines Freistoßes. Auch er wird verwarnt.

66.: Gebhart beschwert sich lautstartk und sieht dafür die Gelbe Karte.

63.: Sam ist inzwischen für Bender im Spiel und fügt sich mit einem gefährlichen Distanzschuss gleich gut in die Partie ein.

61.: Nächste Dicke Chance für Island. Sippel pariert einen Flugkopfball von Sigthorsson aus knapp fünf Metern. Absolute Großtat des Lauterers. Deutschland muss natürlich nun weit aufmachen, so werden die Isländer noch die ein oder andere Konterchance bekommen.

58.: Adrion wechselt doppelt: Schwaab kommt für Diekmeier, Sukuta-Pasu ersetzt Bargfrede. Jetzt müssen sie alles auf eine Karte setzen.

57.: Gelb für Großkreutz.

54.: TOR für Island, 1:3, Sigthorsson. Was ist denn hier los?! Langer Pass über das halbe Feld auf Sigthorsson. Sippel stürmt aus dem Kasten, aber der Isländer ist vor ihm am Ball und lupft aus 16 Metern traumhaft per Bogenlampe ins Tor.

52.: TOR für Island, 1:2, Sigurdsson. Bender verursacht 18 Meter vor dem deutschen Gehäuse einen Freistoß. Sigurdsson zirkelt das Leder unhaltbar für Sippel in den rechten Giebel. Deutschland braucht jetzt wieder zwei Tore.

49.: TOR für Deutschland, 1:1, Großkreutz. Gebhart bricht auf der rechten Seite bis zur Grundlinie durch und zieht den Ball im letzten Moment gekonnt herum. Die Flanke zischt am isländischen Keeper vorbei und Großkreutz braucht nur noch den Fuß hinzuhalten. Da geht noch was!

47.: Schmelzer zieht einen Freistoß vor das Tor der Gastgeber. Der aufgerückte Hummels streckt sich, kommt aber leider nicht ganz ran.

46.: Der Ball läuft wieder. Deutschland braucht mindestens zwei Tore. Auf geht's!

46.: Und dann ist Pause! Nicht unverdient führt Island mit 1:0. Die Deutschen kamen in der Anfangsphase überhaupt nicht ins Spiel und konnten nur selten wirklichen Druck erzeugen. Die Gastgeber störten den Spielaufbau der Adrion-Elf geschickt mit vielen kleinen Fouls und kamen ihrerseits zu einigen guten Gelegenheiten, bei denen Sippel zum Glück auf dem Posten war. Im zweiten Durchgang muss viel, viel mehr vom DFB-Team kommen, sonst wird das nichts mehr mit der EM-Qualifikation.

46.: Das hätte es sein können! Diekmeier flankt von der rechten Seite, der Ball prallt zunächst von einem Innenverteidiger ab. Bargfrede drischt die Kugel aus gut 20 Metern volley auf das Tor. Björnsson klatscht vor die Füße von Großkreutz ab, dessen Querlege-Versuch jedoch missglückt. Chance vertan.

43.: Humpelnd kommt Diekmeier zurück auf den Platz.

41.: Diekmeier hat sich verletzt. Der Hamburger wird bei einem fairen Tackling vom Isländer Keeper getroffen und muss am Seitenrand behandelt werden.

39.: Schmelzer bringt einen Freistoß gefährlich in den Sechzehner der Gastgeber, Gebhart nimmt im Getümmel jedoch die Hände zur Hilfe und der Schrif pfeift Stürmerfoul.

35.: Gelb für Schieber. Der Nürnberger hat bei einem bereits am Boden liegenden Isländer nochmal kurz nachgeharkt. Völlig unnötig.

32.: Doppelchance für Island! Sigthorsson drischt die Kugel aus zehn Metern diagonal auf's Tor. Sippel verhindert mit einer tollen Parade den 0:2-Rückstand.

29.: Und auf der anderen Seite die Chance für die Isländer! Gudmundsson wird von Diekmeier völlig allein gelassen und versucht sich mit einer Direktabnahme. Der Ball geht jedoch weit daneben.

27.: Beste Gelegenheit für die DFB-Elf durch Großkreutz! Der Dortmunder kommt zentral vor dem Gehäuse der Isländer zum Kopfball, wird dabei jedoch so bedrängt, dass er das Leder über das Tor drückt.

26.: Die Deutschen kommen von Minute zu Minute besser ins Spiel. Der frühe Rückstand scheint inzwischen verdaut zu sein.

24.: Gebhart wird mit einer Flanke von Großkreutz bedient und köpft das Leder aus spitzem Winkel per Aufsetzer über das Gehäuse. Der Ball war schwer zu nehmen.

22.: Wieder Freistoßflanke aus ähnlicher Position. Gebhart hat seinen Touch aber noch nicht gefunden. Leider.

21.: Bender wird auf dem rechten Flügel gefoult. Die anschließende Freistoßflanke wird jedoch problemlos aus dem isländischen Sechzehner befördert.

19.: Erster Schuss der Deutschen! Gebhart lädt zwei Gegenspieler an der Strafraumgrenze zum Tanz ein und versucht es anschließend mit dem Außenrist. Sein Versuch ist jedoch leichte Beute für Islands Keeper.

17.: Hier noch ein Nachtrag. Die Startaufstellung der Adrion-Elf: Sippel - Diekmeier, Höwedes, Hummels, Schmelzer - Reinartz, Bargfrede - Gebhart, L. Bender, Großkreutz - Schieber

14.: Die Isländer überraschen die Deutschen beim Eckball mit einer gewitzten Variante und kommen zur Kopfballchance. Der Abschluss ist jedoch alles andere als gefährlich für das Tor von Sippel.

13.: Ecke für Island. Deutschland findet noch nicht so richtig ins Spiel, Island wirkt aktiver.

10.: Erster vernünftiger Angriff der deutschen Elf. Schmelzer schickt Schieber auf die Reise. Der Referee pfeift jedoch abseits. Schade!

5.: TOR für Island, 1:0, Bjarnason. Bitter, bitter, bitter. Die deutsche Hintermannschaft lässt Bjarnason im Zentrum völlig frei stehen. Dieser wird von der rechten Seite per Flachpass bedient und kann ungehindert einschieben. Sippel ist machtlos.

4.: Auf den Flügeln ist Deutschland mit Großkreutz und Gebhart nominell gut besetzt. In der Spitze soll Schieber für Durchschlagskraft sogern.

3.: Erster Flankversuch der Isländer. Die Nummer 11 der Nordlichter hat ihr Visier aber offensichtlich noch nicht richtig eingestellt.

1.: Das Hinspiel ging übrigens 2:2 aus. Da muss heute deutlich mehr gehen.

1.: Los geht's! Die Partie läuft.

18.12 Uhr: Auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer hat die Reise nach Island auf sich genommen. Die Bedeutung der Partie ist natürlich immens, schließlich will man den EM-Titel verteidigen - oder besser gesagt überhaupt die Chance dazu bekommen.

18.10 Uhr: Die Teams laufen ins Stadion ein. Los geht's mit den Hymnen. Den Jungs steht die Anspannung ins Gesicht geschrieben.

18.05 Uhr: Dennoch stehen der deutschen Mannschaft mit Mats Hummels, Kevin Großkreutz, Stefan Reinartz oder Benedikt Höwedes einige Hochkaräter zur Verfügung. Jogi Löw verzichtete auf ihre Nominierung zum Spiel der A-Elf gegen Dänemark. Die ungünstige Parallelansetzung des A- und U-21-Länderspiels darf also keine Ausrede sein. Ein Sieg gegen die Isländer ist Pflicht!

18.03 Uhr: Thomas Müller, Mesut Özil, Toni Kroos, Jerome Boateng - die Liste der Kandidaten, die Rainer Adrion beim ersten Endspiel der EM-Qualifikation der U 21, nicht zur Verfügung steht, liest sich klangvoll.

18 Uhr: Willkommen zum U-21-Länderspiel Island gegen Deutschland. Für die Truppe von Rainer Adrion geht es heute abend in Hafnarfjördur um alles. Sollte für die DFB-Elf kein Sieg rausspringen, ist die Qualifikation für die Europameisterschaft bereits vorzeitig gescheitert.

Deutsche U 21 gegen Island zum Sieg verdammt