Die UEFA hat die Ermittlungen gegen den DFB im Rahmen der EM 2021 aufgrund der Regenbogen-Kapitänsbinde von Manuel Neuer eingestellt. Das teilte der DFB am Sonntagabend mit. Neuer hatte die Binde aufgrund des "Pride Month" Juni als Zeichen für die LGBTQ-Community getragen.
"Die UEFA hat die Überprüfung der von Manuel getragenen Kapitänsbinde am Sonntagabend per Mitteilung an den DFB eingestellt", teilte der DFB via Twitter mit. "In dem Schreiben wird die Regenbogenbinde als Zeichen der Mannschaft für Vielfalt und damit für 'good cause' bewertet."
Wenige Stunden zuvor waren von DFB-Pressesprecher Jens Grittner die Informationen von SPOX und Goal bestätigt worden, wonach der europäische Fußballverband Ermittlungen aufgenommen habe. Wer "Sportveranstaltungen für sportfremde Kundgebungen benutzt", verstößt laut den UEFA-Statuten gegen die "Allgemeinen Verhaltensgrundsätze", heißt es in den entsprechenden Paragraphen. Dem DFB hätte daher eine Geldstrafe drohen können.
Neuer hatte die Binde in Regenbogenfarben bei den ersten beiden EM-Gruppenspielen gegen Frankreich (0:1) und Portugal (4:2), sowie im letzten Vorbereitungsspiel vor der Euro gegen Lettland (7:1) getragen.
DFB-Team: "Die Botschaft lautet: wir sind bunt!"
"Es stimmt, dass die Kapitänsbinde überprüft wird. Dazu werden wir uns auch mit der UEFA besprechen. Die Regularien besagen, dass die offiziell von der UEFA bereitgestellte Binde getragen werden muss", hatte Grittner erklärt. "Der Juni steht auch im Sport im Zeichen von 'Pride', um sich für mehr Vielfalt stark zu machen. Auch in diesem Jahr beteiligt sich der DFB mit verschiedenen Aktionen. Manuel Neuer trägt bereits seit dem Testspiel am 7. Juni gegen Lettland die Regenbogenbinde. Als Zeichen und klares Bekenntnis der gesamten Mannschaft für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung. Die Botschaft lautet: wir sind bunt!"
Der Juni ist für die LGBTQ-Community der "Pride Month", in dessen Rahmen die eigene Identität gefeiert und für die eigenen Rechte demonstriert wird. "Das ist nicht hinnehmbar", sagte Christian Rudolph, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland, gegenüber ntv.
Die Ermittlung gegen den DFB sei "ein fatales Zeichen" von der UEFA, die daran denken müsse, wen sie vertrete. "Wie sollen die Sportler nun darüber denken? Wir bemühen uns um einen offenen Fußball. Und wir wollen in diesem Monat auch ein Signal an all die Sportler aus der LGBTI-Community setzen", sagte Rudolph weiter.
Auch Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger reagierte vor der Einstellung der Überprüfung auf Twitter: "Come on, UEFA - das kann doch nicht euer Ernst sein?!" schrieb der Sportvorstand des VfB Stuttgart.
DFB-Team gegen Ungarn: Ein politisches EM-Spiel
Die UEFA-Ermittlungen gegen die DFB-Unterstützung für die Community war zu einem pikanten Zeitpunkt gekommen. Vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Ungarn am Mittwoch will die Stadt München die Allianz Arena in Regenbogenfarben erleuchten lassen.
Am Montag will der Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter der UEFA in dieser Sache einen fraktionsübergreifenden Antrag des Münchener Stadtrats unterbreiten. Dies soll ein "sichtbares Zeichen der Solidarität mit der LGBTI-Community in Ungarn sein" setzen.
Hintergrund: Am vergangenen Dienstag hatte das Parlament in Ungarn ein Gesetz auf Bestreben von Ministerpräsident Viktor Orban verabschiedet, welches das Informationsangebot in Form von Büchern, Broschüren, Aufklärungskampagnen und Werbung für Jugendliche hinsichtlich Homo- und Transsexualität verbietet. Bereits zuvor hatte die ungarische Regierung es Homosexuellen verboten, Kinder zu adoptieren.
Dieser Marschroute wollte die Münchner Stadtregierung nun entgegentreten: "Die Landeshauptstadt bekennt sich zu Vielfalt, Toleranz und echter Gleichstellung im Sport und in der ganzen Gesellschaft", hieß es in dem Antrag an die UEFA für eine regenbogenbunte Allianz Arena am Mittwoch.