Vor 14 Jahren, am 13. Juni 2008, wurde Davide Petrucci von der Daily Mail als "neuer Totti" vorgestellt, anschließend wechselte der damals 16-Jährige zu Manchester United. Stolze 100.000 Pfund verdiente der Youngster bereits pro Saison - die Red Devils hielten viel von Petrucci.
14 Jahre später läuft der Italiener für Hapoel Be'er Sheva in der höchsten israelischen Spielklasse auf. Wie konnte es zu dieser Entwicklung des vermeintlichen Top-Talents kommen?
Von der Giallorossi-Zeitung der AS Rom wurde Petrucci im Jahr 2008 als das "wahrscheinlich beste Produkt unseres Jugendbereichs" betitelt. Dem Mittelfeldspieler wurde eine große Zukunft vorausgesagt. Und tatsächlich sollte Sir Alex Ferguson auf diese damals spannende Personalie aufmerksam werden.
Der englische Rekordmeister bot Petrucci gleich einen Profivertrag an. Dieser erzählte: "Es war schwer, Nein zu sagen. United bot meinem Vater Stefano einen Job als Gärtner an. Vor einem Monat bot Roma mir dann auch einen Vertrag an. Ich bat um etwas Bedenkzeit, da United bereits sein Angebot gemacht hatte, aber sie gaben mir nur drei Tage. Roma schloss die Tür für mich, United ließ sie mir offen."
Ein Job für den Vater und ganze 100.000 Pfund pro Saison führten zu der Entscheidung, dass "der neue Totti" von der Roma zu Manchester United wechselte. Doch Petrucci, der bis 2010 regelmäßig in die italienischen Jugendnationalmannschaften berufen wurde, sollte bei den Red Devils nicht wirklich in Fahrt kommen.
Manchester United: Petrucci fiel gleich acht Monate aus - findet mit Pogba aber einen Freund
Aufgrund einer unglücklichen Muskelverletzung musste Petrucci nach einem Jahr und seinem Start in der U18 von Manchester United gleich acht Monate lang aussetzen. Der Zeitpunkt hätte kaum bitterer sein können: Der Mittelfeld-Allrounder fiel nämlich genau dann aus, als Ferguson ihn auf die Liste für die K.-o.-Phase der Champions League aufgenommen hatte.
Nach seiner Verletzung ging es erstmal bei der United-Reserve weiter. Zwar war Petrucci ab und an Teil des Kaders der ersten Mannschaft, das Profi-Debüt ließ jedoch auf sich warten. Dabei glaubten noch immer zahlreiche Fans an den in Rom geborenen Youngster. Das englische Portal football deluxe nannte ihn im Jahr 2012 "den zukünftigen Kapitän von Manchester United".
Trotz Meinungsverschiedenheiten mit Nani, die in ebenjenem Jahr zu einem solch heftigen Streit führten, dass der Portugiese den Italiener schlug, fand Petrucci bei United auch Freunde. Allen voran: Paul Pogba.
Die beiden trennten nur anderthalb Jahre und sie teilten sich sowohl die Wohnung als auch das Mittelfeld der United-Reserve. Gemeinsam mit Macheda brachte Davide dem Franzosen sogar Italienisch bei. Dann zog es Pogba nach Turin, wo dieser seiner Profikarriere einen richtigen Schub verpasste.
Petrucci berichtete in einem Interview mit Yahoo Sports 2015 von seiner Freundschaft zu Pogba: "Es hat Spaß gemacht, zusammenzuleben, wir haben uns gegenseitig unsere Sprache beigebracht. Als Paul nach Italien ging, konnte er bereits ein wenig Italienisch, also fragten sich die Leute, wie das für einen in England lebenden Franzosen möglich war. Wir gingen zusammen zur Schule, um Englisch zu lernen, und als wir zu Hause waren, versuchte ich, Französisch zu lernen und ihm Italienisch beizubringen. Im Fußball hat man Mitspieler aus der ganzen Welt, je mehr Sprachen man beherrscht, desto einfacher ist es, sich mit allen zu verständigen."
Petrucci schaffte nicht den Durchbruch: Der United-Traum platzte
Petruccis Traum, bei Manchester United ein Leistungsträger zu werden, begann im Januar 2013 auseinanderzufallen, als der Verein ihn an Peterborough auslieh. Dort kam er auf vier Einsätze und ein Tor, womit er sich in Manchester nicht für höhere Aufgaben empfahl.
Dann sollte also Royal Antwerpen die nächste Station sein, auch hier reichten die Leistungen aber nicht aus, um die United-Verantwortlichen zu überzeugen. Zur endgültigen Trennung kam es im September 2014, wenige Wochen nach seinem ersten Profi-Spiel in der Vorbereitung mit der ersten Mannschaft der Red Devils.
Der Traum war somit zerplatzt und Petrucci konnte nie sein Pflichtspiel-Debüt für Manchester United feiern. Mit 23 Jahren merkte er dann selbst, dass er eine Veränderung brauchte und schloss sich CFR Cluj in Rumänien an. Es ging über Caykur Rizespor in der Türkei weiter bis nach Ascoli und Cosenza in Italien und schließlich zu Hapoel Be'er Sheva.
Dort steht der heute 31-Jährige regelmäßig als defensiver Mittelfeldspieler auf dem Platz und fällt mit einem guten Passspiel, hoher Fußballintelligenz und physischer Stärke auf. Ob er nochmal eines Tages den Sprung in eine Top-5-Liga schafft? Es erscheint unwahrscheinlich. "Der neue Totti" sollte Petrucci jedenfalls nie werden.
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