Ein einziges Spiel wäre den USA fast zum historischen Verhängnis geworden. Doch der Schönheitsfehler wurde in den Playoffs gegen Italien behoben, nun gehen die US-Ladies wieder einmal als Titelfavorit in eine WM. Die Erfolgsgaranten: Eine Goalgetterin, die selbst Birgit Prinz in den Schatten stellt, ein rettender Youngster und die unermüdliche Orangen-Liebhaberin.
26 Spiele. 19 Jahre. 7 Turniere. So lang hatte die Frauen-Nationalmannschaft der USA nicht ein einziges Spiel bei den Mittel- und Nordamerika-Meisterschaften verloren.
Bis zum 5. November 2010. Ein Tag, den das Team von Trainerin Pia Sundhage noch lange in Erinnerung behalten wird. Schließlich hätte er für den amerikanischen Frauenfußball beinahe einen historischen Rückschlag begründet.
Nicht nur, weil die USA aufgrund einer 1:2-Niederlage gegen Mexiko im Halbfinale des Turniers die Segel streichen mussten und erst zum zweiten Mal in der CONCACAF-Cup-Geschichte nicht den Pokal holten.
Per Zitterpartie zur WM 2011
Sondern auch, weil Amerika sich dadurch erstmalig nicht direkt für die darauffolgende Weltmeisterschaft der Frauen qualifizierte.
Die Folge: Playoffs statt Playstation. Der Gegner: Italien. Das Hinspiel: Eine Zitterpartie! Erst in der vierten Minute der Nachspielzeit erlöste ausgerechnet Alex Morgan, die jüngste Spielerin im Ami-Kader, ihr Team durch den 1:0-Siegtreffer.
Mit Rückenwind und dem psychologischen Vorteil brannte beim 1:0-Sieg im Rückspiel vor heimischem Publikum nichts mehr an - die USA qualifizierten sich über unerwünschte Umwege für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011.
Die bessere Birgit Prinz
"Ich war noch nie in einer solchen Situation - weder als Spielerin noch als Trainerin. Wir haben vier Stürmerinnen, die alle regelmäßig treffen, aber gleichzeitig völlig verschieden sind." So klang Trainerin Pia Sundhage nach der Partie in Italien, als sie über ihr Luxusproblem sprach.
Denn in der Offensive hat Sundhage, besonders durch die sich aufdrängende Alex Morgan, regelmäßig die Qual der Wahl. Doch eine Spielerin ist von solchen Entscheidungen ausgenommen: Die personifizierte Stammplatzgarantie Abby Wambach. Die 30-Jährige ist sowohl Antrieb als auch Tormaschine im Angriff der Ami-Ladies.
117 Tore in 148 Spielen: So lautet die stolze Bilanz der Goalgetterin von Washington Freedom im Nationaldress, die unumstritten als Nachfolgerin der legendären Mia Hamm gilt. Eine Quote, von der selbst Birgit Prinz nur träumen kann.
Auch die Deutschen lehrte Wambach schon manches Mal das Fürchten. Bei den beiden Aufeinandertreffen im Jahr 2010 traf die 30-Jährige insgesamt dreimal und trug so entscheidend zu den Siegen über die Truppe von Silvia Neid bei.
Das Schönste am Fußball? Die Orangen in der Halbzeitpause!
Doch nicht nur Abby Wambach hat bereits Legenden-Status im US-amerikanischen Frauenfußball erlangt. Die Kultfigur schlechthin ist die 39(!)-jährige Kristine Lilly.
Die Spielführerin der US-Mannschaft spielt seit nunmehr 23 Jahren - ein paar kleinenere Pausen ausgenommen - in der amerikanischen Fußballnationalmannschaft. Sie ist Rekordspielerin der USA und die unangefochtene Leaderin auf und neben dem Platz.
Lilly, die bei den furchteinflößend klingenden Boston Breakers kickt, ist in Wahrheit ein sehr besonnener Kopf. Sie leitet eine Organisation, die Obdachlose unterstützt, sie gründete die "Kristine Lilly Soccer Academy", um junge, fußballbegeisterte Mädchen zu fördern und sie ist trotz ihrer unzähligen Erfolge ungewöhnlich bescheiden geblieben.
Denn welche 352-fache Nationalspielerin antwortet auf die Frage, was ihr denn am Fußball am meisten gefalle, mit "Die Orangen in der Halbzeitpause und die Leute, denen ich begegne"...?
Gefährlicher Trend beim Dauer-Favoriten
Allerdings steht die 39-Jährige auch für einen nicht ungefährlichen Trend in der US-Mannschaft: Der Altersdurchschnitt im Team steht mittlerweile bei über 27 Jahren, was fast schon italienisches Herrenfußball-Niveau erreicht. Die Stützen des Teams wie Lilly, Wambach oder auch Shannon Box sind 30 Jahre oder älter, Youngster wie Alex Morgan sind die Ausnahme.
So langsam werden aus den US-Girls die US-Ladies. Für die Zukunft keine berauschenden Vorzeichen, für die WM 2011 jedoch nicht weiter tragisch. Denn dass sich die Truppe von Pia Sundhage in Dauer-Hochform befindet, beweist ein kurzer Blick auf die letzten Jahre und Monate: Vor der Pleite gegen Mexiko waren Lilly und Co. 18 Partien in Folge ungeschlagen.
Und bei einer Weltmeisterschaft ist ohnehin immer mit den USA als Titelfavorit zu rechnen, erreichten die Amis doch bislang jedes Mal mindestens das Halbfinale. Zweimal reichte es sogar zum WM-Titel, bereits dreimal holten die US-Girls olympisches Gold.
Auch in die sechste Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen geht das US-amerikanische-Team als Titelfavorit. Und sollte die Truppe von Pia Sundhage tatsächlich zum dritten Mal den Pokal holen, wäre der unerwünscht ungewöhnliche Weg zum Ziel ohnehin vergessen.
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